Für Autokäufer und Autohersteller gleichermaßen ein Meilenstein war die Erfindung der Vergleichstests. „Los ging das 1962 mit dem Vergleichstest Ford 12 M, Opel Kadett und VW 1200. Wir haben dann später die Eigenschafts- und Gesamtwertung eingeführt. Dabei hat für uns das Thema Verbrauch immer eine sehr wichtige Rolle gespielt. Und natürlich die Bremsen, für die wir spezielle Tests entwickelt haben. Vergleichstests zu gewinnen, war für die Industrie sehr, sehr wichtig“, erinnert sich Ostmann in der aktuellen Ausgabe.
Auch die Einführung der Tests von Kindersitzen war eine Revolution. „Damals haben ja zum Teil Spielzeughersteller Kindersitze gebaut“, so Ostmann. Und entsprechend waren die Kindersitze nicht sicher genug. „Deshalb haben wir schärfere Kriterien angewendet, als sie für die Zulassung notwendig waren. Die Ergebnisse waren fatal, Kindersitze sind kollabiert und die Dummys zum Teil durchs Auto gelogen. Die Hersteller sind damals Amok gelaufen, wollten uns fehlerhaftes Testen vorwerfen. Aber das ist ihnen nicht gelungen.“ Der Erfolg war, dass viele Sitze nachgebessert wurden.
Einen spektakulären Erfolg hatte ein internationaler Vergleichstest gleicher Autotypen in 16 Ländern. Denn während es in Deutschland Anfang der 2000er Jahre praktisch alle neuzugelassenen Autos einen Airbag hatten, wurden die Modelle in Italien ohne Airbag ausgeliefert. Aus Kostengründen. „Die Sicherheitsstandards in den einzelnen europäischen Ländern waren sehr unterschiedlich“, so Ostmann. Der Vergleichstest erschien in 16 Autozeitschriften gleichzeitig. Und gemeinsam wurden Ostmann und die Chefs der europäischen Automagazine bei EU-Verkehrskommissarin Ignacia de Loyola de Palacio in Brüssel vorstellig. „Heute sind unterschiedliche Sicherheitsausstattungen nicht mehr denkbar in Europa. Wir haben sicher unseren Beitrag dazu geleistet.“
Das gilt auch für die Einführung von Crashtests, die früher keine Selbstverständlichkeit waren. „Als der TÜV Bayern in den 1990er-Jahren die Kooperation mit uns gesucht hat, sind wir die sofort eingegangen. Wir haben um die 100 Autos gecrasht, teilweise mit spektakulären Ergebnissen“, so Ostmann. „Es gab Autos wie den Opel Sintra, die dabei in Brand gerieten und dann sogar vom Markt genommen werden mussten. Ich glaube, wir können auch für uns reklamieren, dass wir dazu beigetragen haben, dass die Fahrzeugstrukturen erheblich verbessert wurden und dass wir den Airbag salonfähig gemacht haben.“ Das schaffte auto motor und sport mit Crashtests, bei denen die Autos mit und ohne Airbag getestet wurden.
Während heute Crashtests von Autozeitschriften dank der Euro-NCAP-Crashtests nicht mehr notwendig sind, bleiben standardisierte Vergleichstests von Autos, Zubehör und Anbauteilen unverzichtbar. Jedes Jahr testet auto motor und sport rund 350 Autos und legt dabei 1,1 Millionen Testkilometer zurück. Seit 1964 wurden 151 Testreihen von Sommer- und Winterreifen und seit 1992 insgesamt 24 Crashtest mit Kindersitzen durchgeführt. Darüber hinaus testet die Redaktion Scheinwerfertechnik, Dachboxen und Fahrradträger, vergleicht Verbrauchs- und Emissionswerte und war die erste Zeitschrift, die gemeinsam mit den Spezialisten von Emissions Dynamics aus Großbritannien unabhängig NOx- und Partikelwerte im Fahrbetrieb ermittelt und analysiert. „Wir erheben weiterhin für uns den Anspruch, die kritischste Autoredaktion Deutschlands zu sein“, verspricht Chefredakteurin Birgit Priemer. „Das kostet nicht nur viel Geld, sondern führt auch zu vielen Diskussionen mit den Herstellern. Aber das sind wir auch zum 75. Geburtstag aus bewährter Tradition der Verbraucher- und Verkehrssicherheit schuldig.“
Anlässlich ihres 75. Geburtstages hat die Zeitschrift auto motor und sport die große Verkehrssicherheitskampagne „Rücksicht hat Vorfahrt!“ gestartet. Gemeinsam mit zahlreichen Partnern – Zeitschriften, Verbänden und Unternehmen – widmet sich auto motor und sport gemeinsam mit insgesamt zehn Schwesterzeitschriften der Motor Presse im Jahresverlauf dem Thema Sicherheit und beleuchtet die jeweiligen Probleme der Verkehrsträger Auto, Motorrad, Lkw, Reisemobil, Fahrrad und Fußgänger. Mehr Verständnis füreinander verhindert Unfälle.