Rost am Querlenker, durch den Lack schimmernde Grundierung, falsch verklebte und dadurch undichte Scheiben, ungenaue Spaltmaße, Fehler in den Assistenzsystemen: Weil Tesla sich bei der Beseitigung solcher Mängel selbst bei fabrikneuen Auto wenig kulant verhält, gibt es immer mehr Rechtsanwälte, die sich mit Tesla befassen. Der Rosenheimer Jurist Christoph Lindner erhält pro Jahr 1000 Tesla-Mandatsanfragen, bei einem Bestand von derzeit rund 165.000 Teslas in Deutschland. Aktuell häufen sich Fälle bei den Modellen 3 und Y, bei denen die Ultraschall-Parksensoren durch eine kamerabasierte Abstandsmessung ersetzt wurden. Das System funktioniere nur sehr unzuverlässig, so Rechtsanwalt Lindner, „das ist am Ende schlechter als gar keine Sensoren“.
Das Problem: Für mögliche Karosserieschäden, etwa beim Einparken, bleibt trotz des unzuverlässigen Kamerasystems der Fahrer verantwortlich. auto motor und sport hat sich selbst bei Versuchen mit einem Model 3 von den Problemen überzeugt. Tesla will zum konkreten Fall keine Stellung nehmen, verweist auf Anfrage aber darauf, dass sich das „3-D-Erkennungsnetzwerk“ im Laufe der Zeit verbessern werde. „Tesla fehlt die Größe, Fehler ehrlich zuzugeben und zu beheben“, sagt Anwalt Lindner. Er ist selbst Tesla-Fahrer.
Erstaunlich: Inzwischen haben Automobilzulieferer für Bauteile, die häufig mangelhaft sind, eigene Lösung entwickelt. So hat der Hamburger Autoteile-Spezialist Meyle einen Querlenker für Model 3 und Y konstruiert, in dessen Kugelköpfe kein Wasser mehr eindringen kann. Beim Original führt Rost zu höherem Verschleiß und Quietschgeräuschen. Autoteile Zimmermann aus Pflugdorf in Bayern optimiert Tesla aller Modellreihen nicht nur in der eigenen Werkstatt, sondern lässt Fahrwerkskomponenten selbst anfertigen, etwa stabilere Querlenker und haltbarere Polyurethan-Buchsen. „Wer glaubt, Tesla habe sich bei der Fahrwerksqualität verbessert, glaubt auch noch an den Weihnachtsmann“, sagt Inhaber Jürgen Zimmermann.
Redakteure: Claudius Maintz & Markus Schönfeld