Noch für 2019 konnte Bad Nauheim ein Rekordjahr mit erstmalig über 100.000 Gästeankünften vermelden. Die Kurstadt, mit Abstand das beliebteste Reiseziel im Wetteraukreis, konnte auf stabile Gästezahlen aus den Vorjahren zurückblicken. Zu Jahresbeginn 2020 deutete sich ein weiteres Rekordjahr an, da für die Übernachtungen in den ersten beiden Monaten ein Plus von 1,1 % verzeichnet werden konnte. Mit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland und dem ersten Lockdown von Mitte März bis Mitte Mai mussten die Beherbergungsbetriebe für touristische Übernachtungen schließen. Eine erneute Schließung erfolgte in den Monaten November und Dezember durch den zweiten Lockdown. Die noch erlaubten berufsbedingten Reisen wurden von den Geschäftsreisenden auf ein Minimum reduziert.
Im Vergleich von allen Heilbädern und Kurorten in Hessen ist Bad Nauheim noch vergleichsweise gut davon gekommen. Hier lag der Rückgang bei den Übernachtungen bei Minus 36 %, in gesamt Hessen sogar bei Minus 48 %. Der geringere Rückgang in Bad Nauheim ist vor allem auf die Rehabilitationskliniken zurückzuführen. „Nichtsdestotrotz konnten ein Großteil der Umsätze vor Ort nicht generiert werden. Der Tourismus als Querschnittsbranche hat Auswirkungen auf weitere wirtschaftliche Bereiche wie z.B. Gastgewerbe, Einzelhandel, Dienstleister und Handwerksbetriebe. Aus einer Studie des Deutschen wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) von 2016 wissen wir, dass durch den Tourismus in Bad Nauheim 158,1 Mio. € im Jahr Umsatz vor Ort umgesetzt werden.“ erläutert Kerstin Schneekloth, Geschäftsführerin der Bad Nauheim Stadtmarketing und Tourismus GmbH, und ergänzt: „Durch die Corona-Pandemie ergab sich alleine dadurch ein hoher Verlust. Abhängig von den touristischen Umsätzen sind in Bad Nauheim laut der Studie 3.210 Personen in Vollzeit.“
Bürgermeister Klaus Kreß stellt fest: „Der Tourismus hat auch einen bedeutenden sozialen Faktor. Reisen, Besuche von Verwandten und Bekannten, der Besuch einer Veranstaltung oder der Einkaufsbummel mit einem Besuch im Café oder Restaurant trägt erheblich zum Lebensgefühl, zur Lebensqualität bei. Erfreulich finde ich in dieser schweren Zeit die vielen guten Ideen und Investitionen, die in unserer Stadt entstanden sind bzw. getätigt wurden und Mut für den Neustart geben.“
Einen Ausblick auf einen sich sicherlich wandelnden Gesundheitstourismus gibt Steffen Schneider, Leiter des Kur- und Servicebetriebs in Bad Nauheim: „Mit dem Bau der Therme haben wir in naher Zukunft wieder ein attraktives Angebot, um gerade auch im touristischen Bereich neue Gästegruppen gewinnen zu können. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Faktor mit Blick auf Übernachtungen und den dadurch auslösenden Umsatz vor Ort.“ Ein weiteres positives Signal ist laut Schneider die Aufnahme der ambulanten und stationären Vorsorgeleistungen in den Heilbädern und Kurorten ab voraussichtlich diesen Sommer in die Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenkassen.