Der Einstieg in das Erwerbsleben gestaltet sich für viele Jugendliche nach wie vor schwierig: Der demographische Wandel, die Globalisierung der Arbeitsmärkte sowie steigende Anforderungen an die berufliche Qualifikation bei gleichzeitig fortdauernden Klagen der Wirtschaft über die mangelnde Ausbildungsreife nicht weniger Jugendlicher stellen eine gesellschaftspolitische Herausforderung dar. Der Staat kann diese Herausforderung nicht alleine bewältigen. Vielmehr kommt es darauf an, dass sich Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gemeinsam der Aufgabe stellen und Lösungsansätze für einen gelingenden Übergang von der Schule in den Beruf erarbeiten.
Die Landesstiftung Baden-Württemberg hat deshalb eine Initiative der Bertelsmann Stiftung aufgegriffen und das Projekt „BoriS – Berufswahl-SIEGEL Baden-Württemberg“ auf den Weg gebracht. Eine breite Koalition von Partnern im Bereich schulischer und beruflicher Ausbildung hat sich zu einem Netzwerk zusammengetan. Neben dem Kultus- und Wirtschaftsministerium wird das Projekt vom Industrie- und Handelskammertag Baden-Württemberg und dem Handwerkstag Baden-Württemberg getragen. Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, in dem das Netzwerk Berufswahl-SIEGEL flächendeckend aktiv ist und wissenschaftlich begleitet wird.
„Die Berufs- und Studienorientierung von Schülerinnen und Schülern zu verbessern, deckt sich mit einem wichtigen Ziel unserer Bildungspolitik, das darin besteht, eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten für junge Menschen in der beruflichen Bildung zu schaffen“, erklärte Kultusminister Helmut Rau. Diesen Herausforderungen stellen sich nicht nur die hiesige Landespolitik, sondern auch die Schulen in Baden-Württemberg. „Mit dem Berufswahl – SIEGEL erhalten wir die Möglichkeit, die besten Strategien zu identifizieren, auszuzeichnen und sie nun auch für diejenigen bekannt zu machen, die in erster Linie davon profitieren können – unseren Schülerinnen und Schülern", erklärte der Kultusminister.
„Ein elementarer Baustein für einen gelungenen Übergang von der Schule in die Arbeitswelt ist die erfolgreiche berufliche Orientierung der Jugendlichen“, sagt Herbert Moser, Geschäftsführer der Landesstiftung Baden-Württemberg. Kooperationen mit Partnern aus der Wirtschaft tragen ebenso zu diesem Erfolg bei. „Schülerinnen und Schüler sollen auf Basis ihrer individuellen Interessen und Fähigkeiten am Ende ihrer Schulzeit eigenverantwortlich realistische und begründete Lebens-, Berufs- und Studienplanungen erarbeitet haben“, erläutert Moser das Ziel des landesweiten Programms.
Das Projekt verfolgt im Wesentlichen drei Ziele: Die berufliche Orientierung und Studienorientierung von Schülerinnen und Schülern zu verbessern, die Zusammenarbeit von Schulen mit externen Partnern auszubauen sowie Transparenz hinsichtlich der Angebote und Aktivitäten zu schaffen. Damit soll der Wettbewerb angeregt und ein möglicher Einstieg in die Qualitätsentwicklung von Schulen aufgezeigt werden.
Alle weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg sind aufgerufen, sich auf Basis eines Kriterienkatalogs um die Teilnahme am Projekt zu bewerben. Best-practice-Projekte für Maßnahmen und Aktivitäten der Berufs- und Studienorientierung, die über die in den Bildungsplänen und den Verwaltungsvorschriften geforderten Standards hinausgehen, können von den Schulen eingereicht werden. Durch das Netzwerk, in dem sich die Partner vor allem regional stark einbinden, soll die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen der jeweiligen Region nachhaltig sichergestellt werden.
Der Amtschef des Wirtschaftsministeriums, Dr. Hans Freudenberg zum Berufswahl-SIEGEL: „Je besser und umfassender die Jugendlichen über ihre möglichen Bildungswege und die Herausforderungen der Arbeits- und Berufswelt informiert sind, desto eher sind sie in der Lage, eine realistische Berufswahlentscheidung zu treffen.“ Umfassende Informationen über das Berufsspektrum könne laut Freudenberg auch dazu beitragen, die Abbruchquote zu senken: „Immerhin 16 Prozent der dualen Berufsausbildungen – das waren über 12.000 Ausbildungsverträge – wurden 2006 in Baden-Württemberg vorzeitig abgebrochen. Eine gute Berufsorientierung wirkt der Gefahr einer falschen Berufswahl entgegen“, ist Freudenberg überzeugt.
Eine regionale Jury besucht die teilnehmenden Schulen vor Ort und bewertet die Maßnahmen und Projekte zur Berufsorientierung. Gleichzeitig stellt sie sicher, dass erprobte Instrumente interessierten Schulen zugänglich gemacht werden und das Netzwerk weiter aufgebaut wird.
Durch die Zertifizierung und die öffentliche Verleihung des „BoriS - Berufswahl-SIEGELS Baden-Württemberg“ wird das Engagement der Schülerinnen und Schüler auch nach außen sichtbar gemacht: Mit der Auszeichnung werden die besonderen Leistungen zur Berufswahlvorbereitung an Schulen und bei ihren Partnern gewürdigt, bekannt gemacht und weiter empfohlen.
Weitere Informationen unter www.berufswahlsiegel-bw.de