Ist die Gefahr eines Einbruchs der Wirtschaft doch wesentlich größer, als bisher vermutet, und nur durch solche Aktionen aufzuhalten? Die Verspannungen haben sich sicherlich kurzfristig gelöst, allgemein ist aber das Umfeld an den Finanzmärkten unverändert schlecht. Der Häusermarkt wird weiter schrumpfen und deutet somit auf eine Abschwächung des Arbeitsmarktes hin.
Was macht die europäische EZB? – Sie hält vorläufig still. Sie wird aber nicht umhin können, trotz steigender Inflationsraten ihre Aussage, dieser mit Zinssteigerungen begegnen zu wollen, zu revidieren und bis spätestens Mitte des Jahres Zinssenkungen vorzunehmen. Die internationalen Aktienmärkte haben erst einmal entspannt darauf reagiert, ein weiterer Rückgang wurde so verhindert. Charttechnisch befinden sich aber alle Aktienindizes noch in ihrem Abwärtstrend. Der DAX konnte seine Unterstützungslinie vom Februar und März letzten Jahres mit 6.450 Punkten halten, die starken Gegenbewegungen führten wieder an die Widerstandslinie von 6.750 Punkten. Allerdings müsste die Gegenbewegung schon über 7.000 Punkte reichen, um aus dem Abwärtskanal herauszukommen. Der Euro Stoxx 50 hat all seine Unterstützungslinien durchbrochen, man muss schon in das Jahr 2006 zurückgehen, um dort die Widerstandslinie von 3.300 Punkten vorzufinden. Zwischen 3.400 und 3.500 Punkten befindet sich ein Seitwärtskanal. Erst darüber würde er den Abwärtstrend verlassen können. Der Dow Jones Index fiel zurück bis zu seiner Unterstützungslinie von 11.500 Punkten, ebenfalls aus dem Jahr 2006. Die Gegenbewegung kam wieder heran bis zu 11.900 Punkte. Auch hier müsste der Index wieder über 12.500 Punkte ansteigen, um aus seinem Abwärtstrend herauszukommen.
Für den Anleger stellt sich nun die Frage: Sind die Kurse wieder geeignet, um Neuinvestitionen vorzunehmen? Der schnelle Anstieg des DAX kurzfristig auf über 6.800 Punkte zeigt, dass die Investoren gerne bereit sind, ihre vorhandene Liquidität schnell wieder in den Aktienmarkt einfließen zu lassen. Aber so wie die extremen Rückgänge eine Übertreibung darstellten, so ist der starke Anstieg innerhalb von 24 Stunden ebenfalls nicht gerechtfertigt. Denn die eigentlichen Probleme sind nach wie vor nicht gelöst. In den USA bleibt eine Rezessionsgefahr, in Europa eine Verflachung des Wirtschaftswachstums mit dem Risiko viel zu hoher Lohnabschlüsse. Auch die Krisenbarometer Gold- und Ölpreis zeigen, dass das Gesamtszenario noch auf wackeligen Füßen steht. Dies wird uns sicherlich auch noch die nächsten Wochen begleiten. Der Blick über das erste Quartal hinaus geht aber in Richtung einer Zinssenkung durch die EZB und somit einer positiven Basis für steigende Aktienkurse. Dies bedeutet für den Anleger: Kurzfristige Verwerfungen nach unten sind klare Kaufkurse, die sich bereits im zweiten oder dritten Quartal dieses 3 Jahres auszahlen werden. Noch ist ein hoher Cashanteil angebracht, somit verändern wir unsere defensive Strategie nicht und bevorzugen die Branchen der Versorger und Energie sowie das Gesundheitswesen. Wir bleiben auch positiv für den Rohstoffbereich, hier insbesondere den Agrarsektor. Stark zurückgefallene DAX Blue Chips wie MAN oder Bayer können auch schon wieder vereinzelt gekauft werden.