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Krankengymnastik und Schmerzmittel schon für Kinder

(lifePR) (Berlin, )
Die Medizinisierung der Kindheit schreitet voran. Laut BARMER GEK Heilund Hilfsmittel-Report 2010 erhielten rund 4,7 Prozent aller Kinder im Alter bis 13 Jahren Physiotherapie. Gleichzeitig sind unter den häufigsten Diagnosen im Verordnungszeitraum die Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zu finden, wovon Rückenbeschwerden rund 47 Prozent ausmachen. Noch auffälliger: Rund 29 Prozent der Kinder mit entsprechender Diagnose erhalten Physiotherapie, 51 Prozent auch Schmerzmittel wie Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol. BARMER GEK Vorstandsvize Dr. Rolf-Ulrich Schlenker:
"Kinder mit unspezifischer Rückenschmerz-Diagnose und Krankengymnastik- Verordnung müssen stutzig machen. Hier drängt sich die Frage auf, inwieweit die Gründe auch im sozialen Umfeld und in erzieherischen Defiziten zu suchen sind."

Auch die Hilfsmittelversorgung von Kindern zeigt Tendenzen zur Überversorgung:
So lag 2007 der Anteil der in der ehemaligen GEK versicherten Kinder bis 13 Jahren mit mindestens einer Einlagenverordnung bei 4,9 Prozent.
Dagegen ist die Anzahl der Kinder mit objektivem medizinischen Bedarf deutlich geringer: Nur 1,3 Prozent dieser Kinder wurde ein "Plattfuß" diagnostiziert.
Einlagen machen bei Kindern rund 40 Prozent aller verschriebenen Hilfsmittel und 24 Prozent an den Hilfsmittelgesamtausgaben aus.

Insgesamt stiegen die Ausgaben für Hilfsmittel in der BARMER GEK im Vergleich zum Vorjahr um 8,4 Prozent auf 670,7 Millionen Euro, für Heilmittel um 4,3 Prozent auf 618,4 Millionen Euro. Das entspricht einem Anteil von rund 3,12 bzw. 2,87 Prozent an den Gesamtausgaben. Zum Vergleich: Von den Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahre 2009 in Höhe von 175,6 Milliarden Euro entfielen 5,5 Milliarden bzw. 3,13 Prozent auf die Hilfsmittel (+5,8 Prozent) und 4,5 Milliarden Euro bzw. 2,56 Prozent auf die Heilmittel (+ 2,3 Prozent gegenüber 2008).

Im Heilmittelbereich dominiert die Physiotherapie. Allein auf sie entfielen 442,6 Millionen Euro (+4,64 Prozent je Versicherten). Mit 83,3 Millionen Euro und 59,2 Millionen Euro folgen Ergotherapie und Logopädie (+4,56 Prozent bzw. +4,27 Prozent). Die Pro-Kopf-Ausgaben für Heilmittelbehandlungen liegen in der Physiotherapie bei 283 Euro (bei 1,57 Mio. betroffenen Versicherten), in der Ergotherapie bei 961 Euro (86.719 Versicherte), in der Logopädie bei 662 Euro (89.407 Versicherte).

Fast jeder sechste Versicherte der BARMER GEK war 2009 in physiotherapeutischer Behandlung. "Am Anfang des Lebens wird Physiotherapie häufig zu schnell eingesetzt, am Ende eines Lebens wird sie dagegen zu sparsam verwendet." Nachholbedarf sieht Studienleiter Prof. Dr. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen (ZeS) bei der physiotherapeutischen Versorgung von unheilbar kranken Tumorpatienten. Heilmittelversorgung vor dem Tod könne die belastende Situation dieser Menschen erleichtern und sei für die Palliativmedizin unerlässlich. Mit rund 18 Prozent Versorgungsanteil sei der Bereich noch unterentwickelt.

Angesichts kontinuierlicher Steigerungsraten, technologischer Neuerungen und berufsständischer Entwicklungen - allein im Bereich Physiotherapie wuchs die Zahl der Beschäftigten zwischen 2000 und 2008 um rund 75 Prozent - vermisst Glaeske noch hinreichende Transparenz. "Heil- und Hilfsmittel werden trotz steigender Bedeutung weiter von der Versorgungsforschung vernachlässigt. Wirksamkeit und Nutzen insbesondere der Hilfsmittelprodukte bleiben oft ungeprüft, personenbezogene und diagnosegestützte Analysen sind Mangelware." Angesichts fehlender Kodierungsstandards und -formate und einer unübersichtlichen Vertragslandschaft im produktgetriebenen Hilfsmittelbereich regt Glaeske unter anderem die Gründung einer Task Force "Hilfsmittel" an.

Auch Schlenker sprach sich für eine Ausweitung der Kosten-Nutzen- Bewertung auf den Hilfsmittelsektor aus. Einer Ausweitung der Kostenerstattung, wie von der schwarz-gelben Koalition geplant, erteilte er indes eine Absage. Dabei verwies er auf Erfahrungen im Hilfsmittelmarkt: "Hier ist das Prinzip von Vorkasse und Kostenerstattung längst gang und gäbe. Mehr Transparenz ist damit allerdings nicht verbunden." Vielmehr komme es zu erheblichen Mehrkosten für den Patienten, ohne dass ein erhöhtes Kostenbewusstsein oder gar eine sinnvolle Leistungssteuerung die Folge wäre.

Schlenker: "Auch hier zeigt sich wieder: Mehr ist nicht immer gleichbedeutend mit besser."
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