Als wissenschaftlicher Leiter der Studie erklärte Prof. Dr. Gerd Glaeske, der auch Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen ist, dass Anreize in unserem Gesundheitswesen eine steuernde Wirkung hin zu mehr Wirtschaftlichkeit entfalten können: "Viele Hersteller von Generika haben die Preise drastisch abgesenkt, um ihre Arzneimittel ohne Zuzahlung anbieten zu können. Das hat dazu geführt, dass auch Hersteller teurer Präparate für viele Produkte überraschend starke Preissenkungen vornahmen." Seine Auswertung ergab auch, dass trotz angestiegener Menge der Tagesdosierungen die Ausgaben gegenüber dem Jahr 2005 deutlich gesunken sind.
So konnten Versicherte der Gesetzlichen Krankenversicherung in nur acht Monaten 78 Millionen Euro einsparen, indem sie sich preiswerte Arzneimittel ohne Zuzahlung verschreiben ließen. Der Vorstandsvorsitzende der GEK, Dieter Hebel, führte dazu aus: "Versicherte, die auf wirtschaftlich vernünftigen Arzneimitteln bestehen, zeichnet Kompetenz und Mündigkeit aus. Sie benötigen aber auch umfassende Informationen, die wir ihnen als ihre Krankenkasse liefern müssen."
Erst vor wenigen Wochen hat die GEK mit drei führenden Generikaherstellern, ratiopharm, AbZ und CT-Arzneimittel, Rabattverträge geschlossen, durch die den GEK Versicherten 1.600 zuzahlungsbefreite Präparate zu Verfügung stehen.
Die Auswertung der Daten des GEK-Arzneimittel-Reports 2007 zeigt aber auch Mängel in der Versorgungsqualität auf. Nachdem wissenschaftliche Untersuchungen belegt haben, dass die Hormontherapie in und nach den Wechseljahren nicht zur Prävention und Therapie verschiedener Erkrankungen geeignet ist, wird sie in Deutschland immer noch deutlich häufiger verordnet als in den Nachbarländern wie den Niederlanden. Zudem kritisiert Glaeske neben der Häufigkeit auch die lange Einnahmedauer von Hormonpräparaten.
Einen dringenden Verbesserungsbedarf sieht der GEK Chef Hebel auch in der Missachtung von Wechsel- und Nebenwirkungen von Arzneimitteln, durch die in Deutschland nach Expertenschätzungen pro Jahr 25.000 Menschen zu Tode kämen. Der GEK-Arzneimittel-Report belegt zudem, dass Frauen beinahe doppelt so häufig Antidepressiva, Schlaf- und Beruhigungsmittel erhalten wie Männer. Allein 9.480 GEK Versicherte erhalten bestimmte Schlaf- und Beruhigungsmittel mit abhängig machenden Substanzen über einen zu langen Zeitraum. 5.500 davon sind Frauen. "Die Sucht auf Rezept ist in Deutschland immer noch Realität," resümierte Dieter Hebel.