"Neben der Entwicklung von Therapien für Menschen mit Netzhauterkrankungen will Bayer einen Beitrag dazu leisten, dass sich blinde und sehbehinderte Menschen in öffentlichen Gebäuden und an potenziellen Gefahrenpunkten wie zum Beispiel vor Rolltreppen besser zurechtfinden und vor Unfällen bewahrt werden", betonte Jens Lipinski von Bayer HealthCare Deutschland, Leverkusen.
Das Personenführungssystem besteht aus nur wenige Millimeter hohen, auf den Untergrund aufklebbaren TPU-Platten mit unterschiedlicher Oberflächenstruktur in verschiedenen Härtegraden. Die Struktur-Unterschiede können taktil durch die Schuhe wahrgenommen werden und geben auf diese Weise Informationen darüber, ob beispielsweise ein Schwenk nach links oder rechts gemacht werden kann. Außer den unterschiedlichen Oberflächenstrukturen und Formen sind die Platten verschieden eingefärbt, um Personen mit Sehbehinderungen, aber erhaltenem Unterscheidungs- vermögen für Kontraste, zusätzliche Informationen zu bieten, zum Beispiel über eine farbige Codierung von U-Bahn-Linien. Die Verlegung des taktilen Belages ist einfach und kostengünstig. Teilnehmer des Kongresses konnten das System gleich vor Ort selbst ausprobieren.
"Der Retina-Weltkongress in Hamburg war für uns die Deutschland-Premiere für das System", sagte Bodo Großsteinbeck, TPU-Vertriebsspezialist bei Bayer MaterialScience. "Das Interesse daran ist groß. Allein in Deutschland könnten von dem 'Navigationssystem' rund 1,5 Millionen direkt Betroffene, also Blinde und Sehbehinderte, profitieren." Hinzu kommen Personen, die beispielsweise wegen eines eingeschränkten Gesichtsfelds Probleme mit der Orientierung haben. Die Bayer-Experten gehen davon aus, dass dieses System für etwa elf Millionen Menschen nützlich sein kann.
Und Lipinski fügte hinzu: "Bayer HealthCare Deutschland arbeitet schon seit langem mit Patientenorganisationen zusammen. Dabei kam die Frage nach dem Leitsystem auf. Deshalb haben wir es in Hamburg vorgestellt. Wir suchen den intensiven Austausch mit den Blinden und Sehbehinderten, um auf ihre Bedürfnisse einzugehen."
Gute Erfahrungen mit dem Bodenbelag machte unter anderem die Sehbehinderte und PRO-RETINA-Beraterin Daniela Brohlburg aus Bonn auf dem Kongress: "Wir hatten noch nie ein taktiles Leitsystem. Es ist eine wertvolle Hilfe bei der Orientierung. Ich würde mir einen breiten Einsatz, beispielsweise auch in Banken und Kaufhäusern, wünschen."
"Das System hilft einerseits Blinden bei der Orientierung über die taktilen Kontakte auf dem Boden und andererseits Sehbehinderten über die Wahrnehmung visueller Kontraste im Hell-Dunkel-Bereich", erläuterte Dipl.-Ing. (FH) Knut Junge, stellvertretender Leiter Gemeinsamer Fachausschuss Umwelt und Verkehr des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V., Berlin. "Wünschenswert wäre ein weltweit einheitliches Leitsystem und Markierungen, die vor Gefahren wie Absturzstellen warnen."
"Blinde und Sehbehinderte benötigen ein Leitsystem", bekräftigte Ute Palm, stellvertretende Vorsitzende PRO RETINA Deutschland e.V. "Wir haben das Problem, dass es bei den Kommunen oft Schwierigkeiten mit der Umsetzung gibt. Wir als Patientenorganisationen müssen immer wieder auf die entsprechende Umsetzung der DIN Vorgaben hinweisen. Aber auch private Einrichtungen wie Banken und Hotels können von einem Leitsystem profitieren, weil sie in einem solchen Fall von den Betroffenen bevorzugt aufgesucht werden."
Viele neue Therapieansätze sind in der klinischen Entwicklung Erbliche Erkrankungen der Netzhaut des Auges wie die Retinitis pigmentosa oder erworbene wie die Altersabhängige Makuladegeneration (AMD) können zur völligen Erblindung führen. In Deutschland wird durchschnittlich eines von 4.000 Kindern mit einer erblichen Netzhaut-Erkrankung geboren. Aufgrund der demographischen Entwicklung stellt die AMD ein zunehmendes Problem dar. Bereits heute wird in Deutschland die AMD bei zirka 50.000 älteren Menschen jährlich diagnostiziert. Die Altersabhängige Makuladegeneration ist in den westlichen Industrienationen die häufigste Ursache von Altersblindheit.
Netzhaut-Erkrankungen waren bis vor wenigen Jahren gar nicht bzw. kaum behandelbar. Da sich dies deutlich geändert hat, war das Interesse an dem Welt-Kongress und den neuesten vorgestellten wissenschaftlichen Ergebnissen entsprechend groß. Mittlerweile stehen effektive Therapien beispielsweise für die AMD zur Verfügung oder sind in der klinischen Entwicklung. Wissenschaftler prüfen bei den verschiedenen Formen von Netzhauterkrankungen unter anderen Gentherapien, den Einsatz von Stammzellen und Zelltransplantaten, die Hoffnung auf einen Erhalt der Sehkraft bieten.
Im Gegensatz zu den üblichen medizinischen Kongressen wurde der Retina-Kongress von Patienten und Wissenschaftlern gemeinsam konzipiert. Dabei sind die Patienten gleichberechtigte Partner, was sich in vielen Foren für die Betroffenen niederschlägt.
Über Bayer MaterialScience:
Mit einem Umsatz von 10,8 Milliarden Euro im Jahr 2011 gehört Bayer MaterialScience zu den weltweit größten Polymer-Unternehmen. Geschäftsschwerpunkte sind die Herstellung von Hightech-Polymerwerkstoffen und die Entwicklung innovativer Lösungen für Produkte, die in vielen Bereichen des täglichen Lebens Verwendung finden. Die wichtigsten Abnehmerbranchen sind die Automobilindustrie, die Elektro-/Elektronik-Branche sowie die Bau-, Sport- und Freizeitartikelindustrie. Bayer MaterialScience produziert an 30 Standorten rund um den Globus und beschäftigte Ende 2011 rund 14.800 Mitarbeiter. Bayer MaterialScience ist ein Unternehmen des Bayer-Konzerns.
Zukunftsgerichtete Aussagen
Diese Presseinformation kann bestimmte in die Zukunft gerichtete Aussagen enthalten, die auf den gegenwärtigen Annahmen und Prognosen der Unternehmensleitung des Bayer-Konzerns bzw. seiner Teilkonzerne beruhen. Verschiedene bekannte wie auch unbekannte Risiken, Ungewissheiten und andere Faktoren können dazu führen, dass die tatsächlichen Ergebnisse, die Finanzlage, die Entwicklung oder die Performance der Gesellschaft wesentlich von den hier gegebenen Einschätzungen abweichen. Diese Faktoren schließen diejenigen ein, die Bayer in veröffentlichten Berichten beschrieben hat. Diese Berichte stehen auf der Bayer-Webseite http://www.bayer.de zur Verfügung. Die Gesellschaft übernimmt keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an zukünftige Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.