"PCCs werden eingesetzt, um der blutverdünnenden Wirkung von Gerinnungshemmern wie z.B. Warfarin entgegenzusteuern, was besonders bei unkontrollierten Blutungen in Notfallsituationen wichtig ist", sagte Dr. Marcel Levi, Professor für Medizin und Dekan der medizinischen Fakultät am Academic Medical Center der Universität von Amsterdam. "Diese Studienergebnisse liefern zusätzliche Informationen, wie möglicherweise die gerinnungshemmende Wirkung von Rivaroxaban aufgehoben werden kann."
Die Studie, die heute auf dem XXIV. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Thrombose und Hämostase (ISTH) in den Niederlanden präsentiert wurde, untersuchte die Wirkung von PCCs mit drei oder vier Blutgerinnungsfaktoren bei 34 gesunden Erwachsenen, die zweimal täglich 20 mg Rivaroxaban eingenommen hatten. Nach vier Tagen zweimal täglicher Gabe von Rivaroxaban erhielten die Studienteilnehmer am fünften Tag einmal 20 mg Rivaroxaban und vier Stunden später randomisiert (nach dem Zufallsprinzip) intravenös entweder 50 IU/kg eines PCC mit drei Blutgerinnungsfaktoren (Profilnine SD) oder die entsprechende Menge eines PCC mit vier Blutgerinnungsfaktoren (Beriplex P/N) oder 100 ml Kochsalzlösung zum Vergleich. Innerhalb von 30 Minuten verkürzten sowohl das Konzentrat mit drei Blutgerinnungsfaktoren als auch das Konzentrat mit vier Blutgerinnungsfaktoren die Thromboplastinzeit (englisch: pro-thrombin time PT) - die Zeit bis zur Blutgerinnung. Das Konzentrat mit vier Blutgerinnungsfaktoren verkürzte die PT im Mittel um 2,5-3,5 Sekunden und das Konzentrat mit drei Blutgerinnungsfaktoren verkürzte die PT-Zeit im Mittel um 0,6-1,0 Sekunden. Andererseits zeigte das Konzentrat mit drei Blutgerinnungsfaktoren im Vergleich zum Konzentrat mit vier Blutgerinnungsfaktoren eine stärkere Wirkung, die durch Rivaroxaban induzierten Veränderungen der Thrombinbildung umzukehren.
Prothrombin-Komplex-Konzentrate oder PCCs werden häufig als unspezifisches Mittel verwendet, um die gerinnungshemmende Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar wieder aufzuheben. Sie werden beispielsweise in der Notfallmedizin im Falle unkontrollierter Blutungen eingesetzt. Das Management von Blutungen umfasst verschiedene Möglichkeiten, wie zum Beispiel das Absetzen der Medikation, mechanische Kompression, chirurgische Hämostase mit Verfahren zur Blutungskontrolle und Flüssigkeitsersatz sowie unspezifische Gegenmittel oder Antidots.
Für Rivaroxaban gibt es derzeit noch kein zugelassenes Medikament, das den gerinnungshemmenden Effekt wieder aufhebt. Im Februar 2013 haben Bayer und sein Kooperationspartner Janssen eine Zusammenarbeit mit Portola Pharmaceuticals, Inc. zur klinischen Entwicklung von Portolas PRT4445-Antidot für Faktor-Xa-Gerinnungshemmer vereinbart. Im Rahmen dieser Kooperation soll die Sicherheit von PRT4445 bei gesunden Probanden nach der Einnahme von Rivaroxaban untersucht werden. Ziel ist es, diejenige Dosis zu ermitteln, mit der die gerinnungshemmende Wirkung von Rivaroxaban in Notfallsituationen aufgehoben werden könnte.
"Auch wenn Notfallsituationen, in denen ein Antidot benötigt wird, selten sind, verstehen wir den Wunsch der Ärzte, ein solches Gegenmittel zur Verfügung zu haben", sagte Dr. Kemal Malik, Mitglied im Executive Committee von Bayer HealthCare und Leiter der Globalen Entwicklung. "Diese neue Prüfung von PCCs zur Umkehrung des gerinnungshemmenden Effekts von Xarelto entspricht unserer Zielsetzung, im Sinne der Patientensicherheit zu handeln."
Über venöse und arterielle Thromboembolien
Eine Thrombose ist ein Blutgerinnsel, das eine Vene oder eine Arterie blockiert. Venöse und arterielle Thromboembolien (VAT) entstehen, wenn sich Teile oder auch das gesamte Blutgerinnsel lösen, mit dem Blutstrom fortgeschwemmt werden und schließlich ein kleineres Blutgefäß verschließen. Dies kann zu Schäden an lebenswichtigen Organen führen, weil das Gewebe hinter der Blockade nicht genügend Nährstoffe und Sauerstoff erhält. VAT sind für eine Reihe von ernsten und lebensbedrohlichen Krankheitsbildern verantwortlich:
Venöse Thromboembolien treten als Folge von Blutgerinnseln in einer tiefen Vene auf, etwa in den Beingefäßen. Dies nennt man auch "tiefe Venenthrombose" oder DVT. Löst sich das Gerinnsel ganz oder teilweise ab, kann es mit dem Blutstrom über das Herz in die Lunge geschwemmt werden. Wenn das Gerinnsel dort in einem Blutgefäß steckenbleibt, entsteht eine Lungenembolie - unter Umständen mit tödlichem Verlauf.
Arterielle Thromboembolien treten auf, wenn die Versorgung eines Organs mit sauerstoffreichem Blut durch die Arterien von einem Blutgerinnsel blockiert wird. Geschieht dies in einer Arterie, die das Gehirn mit Sauerstoff versorgt, handelt es sich um einen Schlaganfall, der schwere Behinderungen hinterlassen oder sogar tödlich sein kann. In den Herzkranzarterien (Koronarien) kann eine Blockade durch ein Gerinnsel zum sogenannten akuten Koronarsyndrom (ACS) führen. ACS ist eine Komplikation der koronaren Herzkrankheit. Zum ACS zählt die instabile Angina pectoris, aber auch der Herzinfarkt.
VAT sind eine bedeutende Ursache für Morbidität und Mortalität. Eine aktive oder auch präventive Therapie ist notwendig, um mögliche schwere oder sogar tödliche Komplikationen zu verhindern.
Weitere Informationen zu VAT finden Sie unter http://www.VATspace.com
Über Xarelto® (Rivaroxaban)
Rivaroxaban ist unter den neuen oralen Gerinnungshemmern das Medikament mit den meisten zugelassenen Indikationen. Rivaroxaban wird unter dem Markennamen Xarelto® vermarktet. Über alle Indikationen hinweg ist Xarelto in mehr als 120 Ländern zugelassen, wobei der Zulassungsstatus von Land zu Land variieren kann.
Rivaroxaban wurde von Bayer HealthCare erfunden und wird gemeinsam mit Janssen Research & Development, LLC entwickelt. Xarelto wird außerhalb der USA von Bayer HealthCare und innerhalb der USA von Janssen Pharmaceuticals, Inc. - einer Tochtergesellschaft von Johnson & Johnson - vermarktet.
Gerinnungshemmende Arzneimittel sind hoch wirksame Medikamente, die zur Prävention oder Behandlung schwerer Erkrankungen und möglicherweise lebensbedrohlicher Krankheiten eingesetzt werden. Vor der Verschreibung eines Gerinnungshemmers sollte der Arzt sorgfältig Nutzen und Risiko für den jeweiligen Patienten abwägen.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Xarelto hat eine hohe Priorität für Bayer. Das Unternehmen hat daher einen Verschreibungsleitfaden für Ärzte sowie einen Patientenratgeber zur Unterstützung von bewährten Praktiken entwickelt.
Weitere Informationen sind erhältlich unter https://prescribe.xarelto.com
Weitere Informationen zu Thrombosen sind erhältlich unter http://www.thrombosisadviser.com
Weitere Informationen zu Xarelto sind erhältlich unter http://www.xarelto.com
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