"Die Einreichung zur Zulassung in diesen zwei unterschiedlichen Formen des Lungenhochdrucks ist für uns zum einen ein wichtiger Erfolg unserer Forschungsarbeit auf dem Feld der Herz-Kreislauferkrankungen. Zum anderen erhoffen wir uns, dass Riociguat möglichst bald als neue Behandlungsoption für diese schweren und lebensbedrohlichen Krankheiten den Ärzten und Patienten zur Verfügung steht", sagte Kemal Malik, M.D., Mitglied im Bayer HealthCare Executive Committee und Leiter der Globalen Entwicklung.
Riociguat wurde von Bayer entdeckt und entwickelt. Das Medikament ist der erste Vertreter einer neuen Substanzklasse: der Stimulatoren der löslichen Guanylatcyclase (sGC). Als erstes Medikament konnte Riociguat eine klinische Wirksamkeit bei inoperablen CTEPH-Patienten in einer placebokontrollierten Phase-III-Studie belegen.
Die Einreichung basiert auf den Ergebnissen von zwei zulassungsrelevanten, globalen Phase-III-Studien - CHEST-1 und PATENT-1. Die Ergebnisse beider Studien wurden 2012 auf dem Jahreskongress des American College of Chest Physicians in Atlanta, USA, vorgestellt. Beide Studien erreichten ihren primären Endpunkt, der als eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit definiert war. Die Verträglichkeit von Riociguat in den Studien war allgemein gut, unerwartete Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet.
In der CHEST-1-Studie zeigte sich bei Patienten unter Riociguat eine statistisch signifikante Verbesserung (p<0,0001) vom Ausgangswert im Sechs-Minuten-Gehtest nach 16 Wochen Behandlung im Vergleich zur Behandlung mit Placebo. An dieser Studie nahmen sowohl Patienten teil, die unter einer inoperablen CTEPH litten, als auch Patienten, deren Krankheit nach operativer Behandlung durch pulmonale Endarteriektomie immer noch bestand oder wieder aufgetreten war. Auch in der PATENT-1-Studie wurde der primäre Endpunkt erreicht - eine statistisch signifikante Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit im Sechs-Minuten-Gehtest vom Ausgangswert nach 12 Wochen Behandlung, verglichen mit Placebo. An der PATENT-1-Studie nahmen sowohl vorher unbehandelte PAH Patienten teil als auch Patienten nach Vorbehandlung mit Endothelin-Rezeptoragonisten oder Monotherapie mit Prostanoiden (nicht i.v.).
Über die Pulmonale Hypertonie
Die pulmonale Hypertonie (PH), auch Lungenhochdruck genannt, ist eine schwere fortschreitende und lebensbedrohliche Krankheit. Der Druck in den Lungenarterien ist auf Grund von Vasokonstriktion signifikant erhöht, was zum Herzversagen und letztlich zum Tode führen kann. Menschen mit PH leiden unter einer stark eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit und einer entsprechend verminderten Lebensqualität. Die häufigsten Symptome der PH sind Atemnot, Müdigkeit, Schwindelgefühl und Ohnmachtsanfälle, und werden durch Anstrengung verstärkt. Da die Symptome einer PH nicht spezifisch sind, kann es bis zur richtigen Diagnose bis zu zwei Jahre dauern. Eine frühzeitige Diagnose ist essentiell, denn wenn der Beginn der Behandlung verzögert wird, kann dies die Lebenserwartung der Patienten verkürzen. Außerdem ist es wichtig, die Therapie engmaschig zu überwachen, um sicherzugehen, dass die Patienten für ihren individuellen Krankheitstyp und das Stadium, in dem sie sich befinden, immer die optimale Therapie erhalten.
Nach der klinischen Klassifizierung der PH (Dana Point) gibt es fünf verschiedene Typen mit unterschiedlichen Ursachen: Die pulmonal-arterielle Hypertonie, die pulmonale Hypertonie aufgrund einer Linksherzerkrankung (z.B. PH-LVD), die pulmonale Hypertonie auf Basis einer Lungenerkrankung und/oder Hypoxämie (z.B. PH-COPD oder PH-ILD), die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie und schließlich die pulmonale Hypertonie mit unklarer, multifaktorieller Ursache. Die derzeit verfügbaren medikamentösen Therapien sind ausschließlich zur Behandlung der pulmonal arteriellen Hypertonie und somit nur von einem der fünf Krankheitstypen zugelassen. Daher muss weiter geforscht werden, um besser verstehen zu können, wie sich alle fünf Typen der PH effektiv behandeln lassen.
Über die pulmonal-arterielle Hypertonie
Die pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Krankheit, bei der der Druck in den Lungenarterien erhöht ist. Die PAH ist charakterisiert durch morphologische Veränderungen der inneren Auskleidung der Lungenarterien (Endothel). Daraus resultieren ein 're-modeling' des Gewebes, Vasokonstriktion und Blutgerinnsel in den kleinen Blutgefäßen (In-situ-Thrombose). Aufgrund dieser Veränderungen ziehen sich die Blutgefäße in der Lunge zusammen, und das Herz muss stärker arbeiten, um Blut in die Lunge zu pumpen. Weltweit sind schätzungsweise 52 Menschen pro Million Einwohner von PAH betroffen. Jüngere Frauen leiden öfter unter PAH als Männer. Meist findet sich keine Ursache, in einigen Fällen scheint die Krankheit auch erblich zu sein. Obwohl es inzwischen mehrere zugelassene Medikamente für die Behandlung der PAH gibt, bleibt die Prognose für die Patienten ungünstig.
Über die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie
Die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) ist eine seltene, aber lebensbedrohliche Krankheit, bei der vermutlich hauptsächlich durch Blutgerinnsel verursachte Verstopfungen in den Lungengefäßen allmählich zu einem erhöhten Druck in den Lungenarterien und damit zu einer Überanstrengung der rechten Herzhälfte führen. CTEPH kann sich auf Basis früher aufgetretener akuter Lungenembolien entwickeln, die Pathogenese ist jedoch noch nicht vollständig geklärt. Die Standard-Therapie bei CTEPH ist die pulmonale Endarteriektomie (PEA), ein operativer Eingriff, bei der die Blutgefäße der Lunge von Gerinnseln und Narbengewebe befreit werden. Allerdings kann bei einer beträchtlichen Zahl von CTEPH-Patienten dieser operative Eingriff nicht durchgeführt werden, und bei einigen Patienten besteht die Krankheit auch nach der PEA noch weiter oder tritt erneut auf. Es gibt derzeit keine zugelassenen medikamentösen Therapien für CTEPH.
Über Riociguat
Riociguat (BAY 63-2521) ist ein oral wirksames Entwicklungspräparat. Es wird als neuer Behandlungsansatz für verschiedene Formen des Lungenhochdrucks untersucht. Riociguat ist der erste Wirkstoff einer neuartigen Medikamentenklasse: der Stimulatoren der löslichen Guanylatcyclase (sGC). sGC ist ein Enzym, das im Herz-Lungensystem vorkommt. Wenn Stickstoffmonoxid (NO) an sGC bindet, katalysiert das Enzym die Synthese des Signalmoleküls 'zyklisches Guanosinmonophosphat' (cGMP). cGMP wiederum spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung zellulärer Funktionen wie Gefäßspannung, Zellvermehrung, Fibrose und Entzündung.
Lungenhochdruck ist verbunden mit einer Fehlfunktion der Gefäßwände (Endothel), einer verminderten NO-Synthese und in Folge dessen einer unzureichenden Stimulierung des NO-sGC-cGMP-Signalwegs. Es wird angenommen, dass Riociguat einen dualen Wirkmechanismus besitzt: es sensibilisiert sGC für das körpereigene NO und kann sGC auch direkt, unabhängig vom NO stimulieren.