"Die Finerenone-Daten, die wir bis heute über das klinische Entwicklungsprogramm hinweg gesehen haben, stimmen uns sehr zuversichtlich, Phase III-Studien für Finerenone in zwei wichtigen Indikationen mit hohem medizinischen Bedarf zu beginnen", sagte Dr. Jörg Möller, Mitglied des Bayer HealthCare Executive Committee und Leiter der Globalen Entwicklung. "Wir freuen uns, Finerenone als ersten Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten parallel in den Indikationen chronische Herzinsuffizienz und diabetische Nierenerkrankung zu entwickeln. Unser Ziel ist es zu untersuchen, ob Finerenone die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität sowie das Fortschreiten der Nierenfunktionsstörung in diesen Patienten reduzieren kann, dabei aber ein gut verträgliches Sicherheitsprofil aufweist."
Die Initiierung der Phase-III-Studie FINESSE-HF in der Indikation chronische Herzinsuffizienz basiert auf vielversprechenden Ergebnissen der explorativ angelegten Phase-IIb-Studie ARTS-HF. Diese wurden heute auf dem diesjährigen Kongress der ESC (European Society of Cardiology) in London in einer Hot Line Session präsentiert. ARTS-HF untersuchte die Wirkung verschiedener Finerenone-Dosierungen im Vergleich zu Eplerenon bei Patienten mit fortschreitender chronischer Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) sowie Typ-2-Diabetes mellitus mit oder ohne chronische Nierenerkrankung. An Tag 90 zeigte Finerenone eine Reduktion des Surrogatparameters NT-proBNP in vergleichbarem Ausmaß wie hochwirksames Eplerenon. Bei den klinischen Endpunkten wie allgemeiner Sterblichkeit oder kardiovaskulärer Hospitalisierung zeigte Finerenone eine bedeutende Verminderung dieser Ereignisse gegenüber Eplerenon, besonders in der Finerenone-Dosierung von 10/20 mg. Alle Finerenone-Dosierungen waren gut verträglich und das Auftreten therapiebedingter Nebenwirkungen war zwischen Eplerenon und allen Finerenone-Dosierungen vergleichbar. An der Studie ARTS-HF nahmen insgesamt 1.055 Patienten aus 25 Ländern teil.
Die geplante Phase-III-Studie FINESSE-HF wird Finerenone im Vergleich zu Eplerenon bei mehr als 3.600 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion sowie Typ-2-Diabetes mellitus mit oder ohne chronische Nierenerkrankung in mehr als 35 Ländern untersuchen, darunter europäische Länder, Japan, China und die USA. Patienten erhalten Finerenone oder Eplerenon zusätzlich zur Standardtherapie derzeit bestehend aus Angiotensin-Converting-Enzym (ACE) Inhibitoren oder Angiotensin-Rezeptorblockern (ARBs) und ß-Blockern.
Die Phase-III-Studien FIGARO-DKD und FIDELIO-DKD bei diabetischer Nierenerkrankung werden aufgrund der vielversprechenden Ergebnisse der Phase-IIb-Studie ARTS-DN gestartet. Diese wurden im März dieses Jahres auf dem Weltkongress der Nephrologie präsentiert (WCN, World Congress of Nephrology). An der ARTS-DN-Studie nahmen 823 Patienten mit Typ-2-Diabetes und der klinischen Diagnose einer diabetischen Nierenerkrankung aus insgesamt 23 Ländern teil; sie wurden über einen Zeitraum von 90 Tagen behandelt. Die einmal tägliche Gabe einer Finerenone-Tablette zusätzlich zu einer Behandlung mit ACE-Inhibitoren und / oder ARBs (zusammen bezeichnet als Renin-Angiotensin-System (RAS)-Hemmer) führte zu einem signifikanten Rückgang der Eiweißausscheidung im Urin (Albuminurie). Unter der Finerenone-Therapie kam es zu keiner negativen Beeinflussung der Kaliumspiegel im Serum oder der Nierenfunktion verglichen mit der Standardtherapie bestehend aus RAS-Hemmern und Placebo. Alle Finerenone-Dosierungen waren gut verträglich und das Auftreten therapiebedingter sowie schwerer Nebenwirkungen unter den verschiedenen Finerenone-Dosierungen war mit denen unter Standardtherapie vergleichbar.
Das Phase-III-Programm im Bereich diabetischer Nierenerkrankung umfasst zwei Studien. In der FIGARO-DKD-Studie wird Finerenone bei 6.400 Patienten mit der klinischen Diagnose einer diabetischen Nierenerkrankung - hauptsächlich solchen mit geringer Eiweißausscheidung im Urin (Mikroalbuminurie) - gegen Standardtherapie plus Placebo verglichen. Mikroalbuminurie bezeichnet eine Albuminausscheidung im Urin und wird definiert durch einen Albumin/Kreatinin-Quotienten (UACR) zwischen 30 und 300 mg/g. Die FIDELIO-DKD-Studie wird Finerenone im Vergleich zu Standardtherapie und Placebo bei weiteren 4.800 Patienten mit diabetischer Nierenerkrankung und überwiegend starker Eiweißausscheidung im Urin (auch bekannt als Makroalbuminurie; Albumin/Kreatinin-Quotient >300mg/g) untersuchen. Beide Studien werden in etwa 40 Ländern durchgeführt, darunter europäische Länder, Japan, China und die USA. Patienten erhalten entweder Finerenone oder Placebo jeweils zusätzlich zur Standardtherapie bestehend aus RAS-Hemmern wie ACE-Inhibitoren oder ARBs.
Über Finerenone
Finerenone (BAY 94-8862) ist ein neuartiger, wirksamer und selektiver nicht-steroidaler Mineralokortikoidrezeptor-Antagonist (MRA), der die schädliche Wirkung der durch Aldosteron ausgelösten Mineralokortikoidrezeptor (MR) Überaktivierung hemmt. Eine erhöhte Aktivierung des MR führt zu pathologischen Veränderungen im Herzen und in den Nieren, die sich durch eine wirksame Hemmung des MR verhindern lassen. Die derzeit auf dem Markt befindlichen steroidalen MRAs senken nachweislich die kardiovaskuläre Sterblichkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz und verminderter Ejektionsfraktion (HFrEF). Sie werden jedoch oft nur begrenzt eingesetzt, da unter diesen Medikamenten Hyperkaliämien, Nierenfunktionsstörungen und antiandrogene bzw. gestagene Nebenwirkungen auftreten können. Finerenone, ein MRA der dritten Generation, hat in den vorklinischen Studien und in Phase I und II eine vielversprechende Wirkung bei guter Verträglichkeit gezeigt.
Über Herzinsuffizienz
Die Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten internistischen Erkrankungen mit altersabhängiger Inzidenz und Prävalenz sowie steigender Diagnoserate. Dies liegt hauptsächlich daran, dass Herzinfarkte heute immer seltener tödlich verlaufen und die Lebenserwartung weltweit stetig ansteigt. Teilt man die Herzinsuffizienz nach ihrer Auswurfleistung (Ejektionsfraktion) ein, so lassen sich zwei Formen beschreiben: Die Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (heart failure with reduced ejection fraction oder kurz HFrEF), früher als systolische Herzinsuffizienz bezeichnet, zeichnet sich durch eine verminderte Auswurfleistung während des Kompressionszyklus aus, so dass nicht ausreichend Blut in den Körperkreislauf gepumpt wird. Diese Form der Herzinsuffizienz tritt als Spätfolge ganz unterschiedlicher Herz-Kreislaufkrankheiten auf, insbesondere der koronaren Herzkrankheit. Sobald einmal eine HFrEF besteht, schreitet sie immer weiter fort, weil die Struktur und Funktion des Herzens über eine Reihe von Mechanismen negativ beeinflusst werden. Die aktuell wirksamsten medikamentösen Behandlungen für HFrEF setzen an der übermäßigen Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und des ß-adrenergen sympathischen Nervensystems an. Trotz moderner Medikamente sind die Morbidität und die Mortalität bei der Herzinsuffizienz hoch und steigen nach Episoden mit akuter Dekompensierung sogar noch weiter an. Die zweite Form der Herzinsuffizienz ist die Insuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF oder heart failure with preserved ejection fraction), früher auch als diastolische Herzinsuffizienz bezeichnet. Diese Form der Herzinsuffizienz zeichnet sich durch eine Versteifung des Herzens aus, die zu einer gestörten Dehnbarkeit des Herzens führt, das deswegen gegen einen erhöhten Widerstand gefüllt werden muss, ehe das Blut von dort in den Körperkreislauf gepumpt wird. Aktuell gibt es keine zugelassenen Medikamente für die Behandlung von HFpEF.
Über die diabetische Nierenerkrankung
Dauerhaft erhöhte Blutzuckerspiegel bei Diabetikern können die Nieren schädigen. Übermäßig erhöhte Aldosteron-Spiegel und MR-Überaktivierung führen zu schädlichen Prozessen (z.B. Entzündung und Fibrose) in Herz und Nieren bei diesen Patienten. Die Filtrationsleistung der Nieren - die glomeruläre Filtrationsrate oder kurz GFR - nimmt ab, hinzu kommt ein stetig wachsender Eiweißverlust, da die geschädigte Niere Eiweiß in den Urin ausscheidet (Albuminurie). Im Laufe der Zeit können die Nieren völlig versagen. Ohne regelmäßige Dialyse oder eine Nierentransplantation verläuft ein Nierenversagen immer tödlich. Die diabetische Nierenerkrankung ist weltweit die häufigste Ursache für Nierenversagen.
Über Kardiologie bei Bayer
Bayer steht für Science For A Better Life, um durch die Weiterentwicklung seines Portfolios an innovativen Therapien, das Leben von Menschen zu verbessern. Kardiovaskuläre Erkrankungen sind in unserer Gesellschaft ein schwerwiegendes Problem. Bayer arbeitet in einem großen Spektrum therapeutischer Gebiete an neuen Behandlungsansätzen für Herz-Kreislauf-, Lungen- und Nierenerkrankungen. Der Kardiologiebereich bei Bayer umfasst bereits eine Reihe an Produkten sowie mehrere andere Wirkstoffe in unterschiedlichen präklinischen und klinischen Entwicklungsstadien. In ihrer Gesamtheit spiegeln diese Produkte den Forschungsansatz des Unternehmens wider, der die Suche nach geeigneten Zielmolekülen (Targets) und Signalwegen zur Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen in den Vordergrund stellt.
Zukunftsgerichtete Aussagen
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