Forcierung von Forschung und Innovation
"Carl Duisberg führte Maßstäbe ein, die für uns alltäglich sind, aber damals eine Revolution darstellten", erklärt Michael Pohlenz, Leiter von Corporate History & Archives der Bayer AG. Duisberg begann seine Karriere 1883 mit einem befristeten Forschungsauftrag bei Bayer. Im Jahr 1900 wurde der promovierte Chemiker Vorstandsmitglied, von 1912 bis 1925 leitete er die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. als Generaldirektor. Anschließend übernahm er den Vorsitz im Aufsichtsrat der neu gegründeten I. G. Farbenindustrie AG.
Besonders sein Innovationsgeist unterschied ihn von anderen Managern seiner Zeit. "Duisberg erkannte schon früh die Notwendigkeit zur Erschließung neuer Geschäftsfelder", sagt Pohlenz. "Vor allem aber forcierte er Forschung und Entwicklung insbesondere durch die intensive Zusammenarbeit von Industrie und Universitäten."
Mit seinem Streben nach permanenter Innovation prägte Duisberg die Stellung von Bayer als Erfinder-Unternehmen. Doch auch sein soziales Engagement bleibt in Erinnerung. So verringerte er die Arbeitszeit in den Bayer-Werken und verbesserte die Lebensbedingungen der Mitarbeiter. Auch mit der Stadt Leverkusen war der gebürtige Wuppertaler immer eng verbunden. Die Gründung, Planung und der Aufbau des berühmten Chemie-Standorts am Rhein gelten als Meilenstein in seinem Lebenswerk und als Grundlage für heutige Werksplanungen, vor allem bei allen Aspekten zum Verbundsystem der chemischen Industrie. Duisberg hat Spuren in Leverkusen hinterlassen, die auch heute noch seine Geschichte und die des Konzerns erzählen.
Spuren von Carl Duisberg in Leverkusen
Der ehemalige Sitz der Konzernverwaltung (Q 26), die Hauptfeuerwache des Werks an Tor 1 und das Bayer-Kasino an der Kaiser-Wilhelm-Allee verkörpern noch heute die Zeit Duisbergs und dokumentieren die Geschichte der Bayer AG in besonderer Weise. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, repräsentiert der ausladende Stil - besonders augenfällig beim Gebäude Q 26 - das Selbstbewusstsein und den Stolz des erfolgreichen Unternehmens.
Mit dem Werk wuchs auch die Leverkusener Bevölkerungszahl stark an. Dem trug Duisberg Rechnung: Im Auftrag von Bayer entstanden ab 1895 Wohnsiedlungen für die neuen Mitarbeiter und ihre Familien, die sogenannten Kolonien. Duisberg war immer der Auffassung, die Mitarbeiter sollten sich mit Leverkusen identifizieren - in der jungen Gemeinde nicht nur "arbeiten" sondern auch "leben" - ein Zuhause finden.
Von den ehemals drei Kolonien, sind die Kolonie II ("Anna") in Wiesdorf und die Kolonie III ("Johanna") im Stadtteil Manfort weitgehend erhalten. Auch die Vorstände und Direktoren verpflichtete der Bayer-Pionier vertraglich dazu, in Werksnähe zu wohnen. Die Leverkusener Beamtensiedlung zeugt noch davon. Die Kolonien stehen heute unter Denkmalschutz. Und auch Duisbergs Dienstvilla stand bis zu ihrem Abriss 1963 in unmittelbarer Nähe zu seiner Arbeitsstelle, genau gegenüber der alten Hauptverwaltung, auf dem Platz der heutigen modernen Bayer-Zentrale.
Ebenfalls ein Erbe Duisbergs ist der Japanische Garten. Der bereits 1913 angelegte Park wurde nach einer Weltreise von Duisberg wesentlich erweitert. Er hatte seinen Standort zunächst etwas weiter südlich. Anfang der sechziger Jahre verlegte man ihn an seine heutige Stelle im Carl-Duisberg-Park. Bei schönem Wetter bietet der Japanische Garten Mittagserholung für die Leverkusener Mitarbeiter. Am Wochenende ist er ein beliebtes Ausflugsziel vor allem für Familien sowie oft Kulisse für die Hochzeitsfotos frisch verheirateter Paare.
Duisberg war auch Kunstliebhaber und -förderer. Viele seiner Ankäufe können sowohl in den Kolonien als auch im Carl-Duisberg-Park bewundert werden. Auf dem Areal finden sich heute noch verschiedene Skulpturen, Brunnen und Denkmäler, die unterstreichen, wie sehr sich Duisberg besonders der Gartenkunst verschrieben hatte.
Eines der schönsten und bemerkenswertesten Kunstwerke ist wohl der Floratempel, die Grabstätte Duisbergs und seiner Frau Johanna. Mit Sondergenehmigung wurde sie schon zu Lebzeiten des Bayer-Pioniers erbaut und ist dem Apollotempel von Versailles nachempfunden. Der ausführende Künstler war Fritz Klimsch. Duisbergs Grabstätte ist bis heute öffentlich zugänglich und wird anlässlich seines 150. Geburtstages durch die Bayer AG besonders dekoriert.