Kinder in Deutschland gelten als arm, wenn ihre Eltern über ein Einkommen verfügen, das weniger als 50-60 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens umfasst. Auf Basis dieser Definition liegt nach der amtlichen Erhebung LEBEN IN EUROPA (EU-SILC 2006) die Armutsgrenze in Deutschland bei 781 Euro pro Monat (= 60% des Durchschnittsnettoeinkommens) für Alleinstehende.
Armut betrifft jedes sechste Kind - ca. 3 Millionen (Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V., 2009). Statistisch fällt jede 4. Familie unter die Armutsgrenze. Durch den Bezug von Sozialtransfers wie Hartz IV oder Kindergeld, ist immer noch jede 8. Familie betroffen (3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2008).
Knapp 6 Millionen Kinder wohnen in Haushalten, in denen die Eltern über ein für die Familie nicht existenzsicherndes Jahreseinkommen von 15.300 Euro oder weniger verfügen. Die materielle Armut von Kindern hat sich etwa alle 10 Jahre verdoppelt (Schätzungen des DKHW: Kinder-Report 2007).
Kinder in deutschen Großstädten, deren Eltern von Hartz IV leben:
- 37,1 % Berlin
- 24,1 % Hamburg
- 24,2 % Köln
- 28,1 % München
(http://www.lebensbruecke.de und Münchner Armutsbericht, 2007)
Armutsrisiko Arbeitslosigkeit
Ist in einem Haushalt mit Kindern kein erwerbsfähiges Haushaltsmitglied berufstätig, liegt das Armutsrisiko der Familie bei 48 %. Wenn ein Familienmitglied in Vollzeit erwerbstätig ist, sinkt das Risiko auf 8 %, bei zwei Erwerbstätigen auf 4 % (3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2008).
Armutsrisiko Bildung
Zwischen dem Bildungserfolg der Eltern und der Kinder besteht ein deutlicher Zusammenhang, der sich in der unterschiedlichen Bildungsbeteiligung der Kinder von Akademikern und Nichtakademikern zeigt. 83 % der Kinder von Vätern mit Hochschulabschluss studieren ebenfalls, während dies nur für 23% der Kinder von Nichtakademikern zutrifft (3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2008).
Armutsrisiko Migration
Die Armutsrisikoquote von Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren mit Migrationshintergrund beträgt 32,6 %, während diese Quote bei Kindern und Jugendlichen ohne Migrationshintergrund nur bei 13,7 % liegt. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund haben geringere Verwirklichungschancen und schaffen seltener den Übergang auf das Gymnasium (3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2008).
Armutsrisiko Alleinerziehend
Kinder sind vor allem dann von einem erhöhten Armutsrisiko betroffen, wenn sie in alleinerziehenden Haushalten oder in Haushalten mit geringer Erwerbsbeteiligung leben. Alleinerziehende Haushalte weisen eine der niedrigsten Einkommenspositionen auf und zählen weit überproportional zu den Beziehern von staatlicher Grundsicherungsleistung (3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2008).
Auswirkungen auf Kinder
In sozial benachteiligten Familien haben Kinder häufiger Übergewicht, zeigen häufiger sozial auffälliges Verhalten und nehmen seltener an aktiver Freizeitgestaltung, etwa an Sportangeboten teil (3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, 2008). Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem Sozialstatus rauchen häufiger, treiben weniger Sport, haben Gewichtsprobleme und psychische Probleme (KIGGS-Studie, Robert Koch-Institut, 2009).