- In der PROTECT VIII-Studie erreichte BAY94-9027 die primären Studienziele zur Wirksamkeit und Sicherheit bei der Behandlung von Patienten mit Hämophilie A
- Trotz größerer Infusionsabstände von bis zu sieben Tagen war Schutz vor Blutungen vergleichbar mit herkömmlicher prophylaktischer Therapie
- Während der 36-wöchigen Behandlung bildete kein Patient Faktor-VIII-Hemmkörper
Bayer hat heute positive Ergebnisse der Phase-III-Studie PROTECT VIII mit dem spezifisch PEGylierten Prüfpräparat BAY94-9027, einem rekombinanten humanen Faktor VIII-Protein, bekannt gegeben. Die Studie erreichte das primäre Ziel, mit weniger Infusionen einen effektiven Schutz vor Blutungen zu gewährleisten. Die Studie zeigte, dass der spezifisch PEGylierte Faktor VIII (FVIII) vor Blutungen schützt, wenn dieser prophylaktisch alle sieben Tage, alle fünf Tage oder zwei Mal pro Woche verabreicht wurde. Auch bei akuten oder Durchbruchblutungen wirkte das Prüfpräparat in 91 Prozent aller Fälle nach ein oder zwei Infusionen.
"Die Ergebnisse sind sehr vielversprechend", sagte Jerry Powell, MD und Leiter des Hemophilia Treatment Center an der Universität von California Davis. "Wir konnten zeigen, dass dieser spezifisch PEGylierte Faktor VIII sogar vor Blutungen, die durch Hämophilie A verursacht werden, schützt, wenn er nur alle sieben Tage gegeben wird. Damit bietet das Präparat einen wesentlichen Vorteil gegenüber dem derzeitigen Therapiestandard, bei dem alle zwei bis drei Tage eine Infusion verabreicht werden muss."
"Wir freuen uns, dass unser spezifisch PEGylierter Faktor VIII eine länger anhaltende Schutzwirkung vor Blutungen gezeigt hat. Seit vielen Jahren verfolgt die gesamte Hämophilie-Fachwelt das Ziel, die Anzahl von Infusionen und die damit verbundenen Belastungen zu reduzieren", sagte Dr. Jörg Möller, Mitglied des Executive Committee von Bayer HealthCare und Leiter der Globalen Entwicklung. "Das spezifisch PEGylierte FVIII-Präparat könnte zu nachhaltigen Verbesserungen für Patienten mit Hämophilie A führen und eine Verbesserung ihrer Lebensqualität erreichen."
Die derzeitige Standardbehandlung für schwere Hämophilie A besteht in einer regelmäßigen prophylaktischen Gabe von FVIII, um eine ausreichend hohe FVIII Konzentration im Körper zu erzielen, die Blutungen verhindert. Die kurze Halbwertzeit von derzeit vermarkteten FVIII-Produkten kann eine Anwendung alle zwei bis drei Tage erfordern. Mit der Entwicklung seines neuen FVIII-Präparats verfolgt Bayer das Ziel, die Halbwertzeit durch spezifische PEGylierung zu verlängern, ohne die biologische Aktivität dabei zu beeinträchtigen. Dies wurde durch den Einbau einer einzigen Aminosäure (Cystein) an der Moleküloberfläche erreicht, die als Bindungsstelle für ein Polyethylenglykol (PEG)-Polymer dient.
Die Ergebnisse der Studie sollen auf der Tagung der World Federation of Hemophilia (WFH) im Mai 2014 in Melbourne, Australien, präsentiert werden. Das Unternehmen plant, die Zulassungsanträge in den USA, Europa und anderen Ländern in der zweiten Hälfte des Jahres 2015 bei den jeweiligen Behörden einzureichen. Sicherheits- und Wirksamkeitsstudien zur Gabe des Präparates während größerer Operationen und eine PROTECT-Kinder-Studie mit pädiatrischen Patienten laufen noch. Eine Studie mit nicht vorbehandelten Patienten ist geplant.
Über die PROTECT-VIII-Studie und ihre Ergebnisse
Die PROTECT-VIII-Studie (PROphylaxis in hemophilia A patienTs via directly pEgylated long-aCTing rFVIII) ist eine internationale, multizentrische, teilweise randomisierte, offene Studie mit vier Studienarmen zur Untersuchung der Sicherheit und Wirksamkeit des spezifisch PEGylierten Faktor VIII in bereits vorbehandelten Erwachsenen und Jugendlichen mit schwerer Hämophilie A. Insgesamt wurden 134 Personen behandelt. Diese wählten bei Rekrutierung entweder eine episodisch-therapeutische (on-demand) oder eine prophylaktische Behandlung. In den drei Studienarmen mit prophylaktischer Behandlung begannen die Teilnehmer mit zwei Gaben des spezifisch PEGylierten FVIII pro Woche. Nach zehn Wochen bekamen Studienteilnehmer mit mehr als einer Blutung in diesem Beobachtungszeitraum eine höhere Dosis verabreicht, blieben aber bei dem Behandlungsintervall von zwei Infusionen pro Woche. Alle übrigen Studienteilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip verteilt und erhielten für sechs Monate entweder alle fünf oder alle sieben Tage eine Infusion. Nach dieser Einteilung konnten Teilnehmer, die die Kontrolle ihrer Blutungsereignisse als nicht ausreichend erachteten, die ihnen zugeordnete Behandlungsgruppe verlassen und die Infusionsfrequenz steigern.
88 Prozent der Teilnehmer erreichten das vordefinierte Kriterium zur Blutungskontrolle innerhalb des zehnwöchigen Beobachtungszeitraumes zum Studienbeginn und waren daher qualifiziert für die Zufallsverteilung auf die Studienarme. Alle Teilnehmer der Behandlungsgruppe mit Infusionen alle fünf Tage (n=43) konnten bis zum geplanten Ende in dieser Gruppe bleiben. 44 Prozent in dieser Gruppe hatten keine Blutungen. Die mittlere jährliche Blutungsrate (annualized bleeding rate, ABR) betrug 1,9 in diesem Studienarm.
In dem Studienarm mit Infusionen alle sieben Tage konnten 74 Prozent der Teilnehmer (n=43) bis zum geplanten Ende in diesem Behandlungsarm bleiben. 37 Prozent der Teilnehmer in diesem Arm hatten keine Blutungen. Die mittlere jährliche Blutungsrate lag in diesem Arm bei 3,9 (einschließlich Teilnehmer, die den Studienarm vorzeitig verließen).
Bei den 13 Patienten, die aufgrund starker Blutungen während des zehnwöchigen Beobachtungszeitraumes zu Beginn der Studie in die Gruppe mit zwei Mal wöchentlicher Behandlung und einer höheren Dosis eingeteilt wurden, war eine verbesserte Blutungskontrolle nach Gabe der höheren Dosis zu beobachten (Reduktion der medianen ABR von 17,4 auf 4,1). Im Vergleich zu allen prophylaktischen Behandlungsarmen lag der ABR-Median im episodisch-therapeutischen Arm (on-demand, n=20) bei 23.
Das Studienziel zur Sicherheit wurde ebenso erreicht. Der spezifisch PEGylierte FVIII zeigte eine gute Verträglichkeit. Die Studienteilnehmer wurden bis zu 36 Wochen behandelt und während dieser Zeit wurden keine Faktor-VIII-Hemmkörper (Inhibitoren) bei den Patienten nachgewiesen. Zwei Fälle von medikamentenbedingter Hypersensitivität traten auf. Ein Fall wurde als ernst eingestuft, benötigte jedoch keine medizinische Intervention. Keine weiteren schweren medikamentenbedingten Nebenwirkungen wurden berichtet.
Über Hämophilie A
Bei Hämophilie A, auch bekannt als Faktor-VIII-Mangel oder "klassische Bluterkrankheit", handelt es sich fast immer um eine vererbte Störung der Blutgerinnung. Hämophilie A ist die häufigste Form der Bluterkrankheit, bei der das Blutgerinnungsprotein Faktor VIII fehlt oder fehlerhaft gebildet wird. Hämophilie A ist durch verlängerte oder spontane Blutungen charakterisiert, die insbesondere Muskeln, Gelenke oder innere Organe betreffen.
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