- Derzeit existieren keine zugelassenen Therapiemöglichkeiten bei Radiojod-refraktärem differenziertem Schilddrüsenkrebs
- Sorafenib verlängerte das progressionsfreie Überleben signifikant. Das mediane progressionsfreie Überleben betrug unter Sorafenib 10,8 Monate gegenüber 5,8 Monaten unter Placebo
- Ergebnisse der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie DECISION werden auf dem Kongress der American Society of Clinical Oncology präsentiert
In der klinischen Phase-III-Studie DECISION verlängerte Sorafenib (Nexavar®) im Vergleich zu Placebo signifikant das progressionsfreie Überleben (PFS) (HR=0,587 [95% CI, 0,454-0,758]; p<0,0001). Dies entspricht einer Verminderung des Risikos für Progression oder Tod um 41 Prozent. In der Studie wurde die Anwendung von Sorafenib in Tablettenform bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, differenziertem Schilddrüsenkrebs, die auf eine Behandlung mit Radiojod nicht mehr ansprachen (Radiojod-refraktär) untersucht. Die Dauer des progressionsfreien Überlebens lag bei den Patienten unter Sorafenib median bei 10,8 Monaten, verglichen mit 5,8 Monaten unter Placebo. Das progressionsfreie Überleben, definiert gemäß den Response Evaluation Criteria in Solid Tumors (RECIST 1.0) war der primäre Endpunkt dieser Studie. Diese Daten werden am 2. Juni 2013 in der Plenumssitzung auf dem 49. Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago präsentiert (Abstract #4).
"Die meisten Patienten mit differenziertem Schilddrüsenkrebs werden geheilt. Jedoch gibt es eine große Behandlungslücke für Patienten, bei denen verfügbare Therapien nicht mehr wirken, deren Krebs fortschreitet und sie schließlich daran sterben", sagte Privatdozentin Marcia Brose, M.D., Ph.D., Studienleiterin der DECISION-Studie und Assistenzprofessorin am Abramson Cancer Center und der Perelman School of Medicine der Universität Pennsylvania. "Die Ergebnisse der DECISION-Studie zeigen erstmals, dass Sorafenib das progressionsfreie Überleben für Patienten mit Schilddrüsenkrebs verlängern könnte."
"Sorafenib ist derzeit bereits der Therapiestandard bei Leberzellkarzinomen und eine wichtige Behandlungsoption bei Nierenzellkarzinomen. Die neuen, positiven Studiendaten weisen darauf hin, dass Sorafenib künftig auch bei differenzierten Schilddrüsenkarzinomen eingesetzt werden könnte", sagte Kemal Malik, M.D., Mitglied im Executive Committee von Bayer HealthCare und Leiter der Globalen Klinischen Entwicklung. "Diese Studie zeigt unsere Entschlossenheit, das volle Potential von Nexavar bei verschiedenen Tumorarten zu erforschen - insbesondere bei schwierig zu behandelnden Krebsarten mit eingeschränkten Behandlungsmöglichkeiten."
Beim Gesamtüberleben fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Studienarmen - was aufgrund des "Cross-over"-Designs der Studie auch nicht zu erwarten war. Nachdem ein Fortschreiten des Tumors eingetreten war, konnten die Placebo-Patienten mit Zustimmung der Prüfärzte in den Sorafenib-Arm wechseln (open label). Dieses Angebot nutzten 71 Prozent der Placebo-Patienten im Laufe der Studie. Bislang wurde in keinem der beiden Studienarme das mediane Gesamtüberleben erreicht.
Die Sicherheit und Verträglichkeit der Behandlung entsprach im Allgemeinen dem bekannten Profil von Nexavar. Die häufigsten therapiebedingten Nebenwirkungen in der Sorafenib-Gruppe waren Hand-Fuß-Syndrom, Durchfall, Haarausfall, Hautausschlag/Abschälen der Haut, Müdigkeit, Gewichtsverlust und Bluthochdruck.
Auf Basis der Daten aus der DECISION-Studie plant Bayer eine Einreichung zur Zulassung von Sorafenib in der Indikation "Radiojod-refraktäres, differenziertes Schilddrüsenkarzinom".
Über das Studiendesign der DECISION-Studie
Die DECISION (stuDy of sorafEnib in loCally advanced or metastatIc patientS with radioactive Iodine refractory thyrOid caNcer)-Studie war eine internationale, multi-zentrische, randomisierte, placebo-kontrollierte Studie mit 417 Teilnehmern. Die Patienten litten an lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem differenziertem Schilddrüsenkarzinom des papillären, follikulären oder Hürthle-Zell-Typs. Aufnahmebedingung war, dass sie gegenüber einer Radiojod-Behandlung refraktär waren und keine vorherige Behandlung mit Chemotherapie, Tyrosinkinase-Inhibitoren, monoklonalen Antikörpern gegen VEGF oder den VEGF-Rezeptor oder anderen zielgerichteten Therapien gegen Schilddrüsenkrebs erhalten hatten. Die Patienten erhielten randomisiert entweder 400 mg Sorafenib zweimal täglich (207 Patienten) oder ein gleich aussehendes Placebo (210 Patienten). 96 Prozent der Patienten hatten zum Zeitpunkt der Randomisierung bereits Metastasen.
Über Schilddrüsenkrebs
In den letzten Jahren hat sich der Schilddrüsenkrebs zur am schnellsten wachsenden Krebsart weltweit entwickelt. Bei Frauen stellt er die sechsthäufigste Krebsart dar. Jedes Jahr werden mehr als 213.000 neue Fälle von Schilddrüsenkarzinom diagnostiziert, etwa 35.000 Menschen weltweit sterben jährlich an dieser Krebsform.
Der papilläre, der follikuläre und der Hürthle-Zell-Typ des Schilddrüsenkrebses werden als "differenzierte Schilddrüsenkarzinome " klassifiziert; zusammen repräsentieren sie etwa 94 Prozent aller Fälle von Schilddrüsenkrebs. Zwar ist der differenzierte Schilddrüsenkrebs meist gut behandelbar, jedoch sind die Radiojod-refraktären, lokal weit fortgeschrittenen oder metastasierten Krankheitsformen schwieriger zu behandeln und gehen mit einer deutlich verminderten Überlebensrate einher.
Über Nexavar® (Sorafenib)
Nexavar® setzt sowohl bei der Tumorzelle als auch bei der Gefäßversorgung des Tumors an. Wie präklinische Studien gezeigt haben, greift die Wirkung von Nexavar bei verschiedenen Kinasen an, von denen bekannt ist, dass sie sowohl an der Zellproliferation (Wachstum) als auch an der Angiogenese (Blutgefäßbildung) beteiligt sind - zwei wichtigen Prozessen, die das Krebswachstum ermöglichen. Zu diesen Kinasen gehören die Raf-Kinase, VEGFR-1, VEGFR-2, VEGFR-3, PDGFR-B, KIT, FLT-3 und RET. Nexavar, ein Medikament zur Behandlung von Leber- und Nierenkrebs, ist in mehr als 100 Ländern zugelassen. Die europäische Zulassung von Nexavar umfasst die Therapie des Leberzellkarzinoms sowie die Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom, bei denen eine Behandlung mit Interferon-alpha oder Interleukin-2 versagt hat oder die für eine solche Therapie nicht in Frage kommen.
Nexavar wird von Bayer und Onyx, behördlichen Institutionen, onkologischen Arbeitsgruppen und einzelnen Wissenschaftlern untersucht.
Über die Onkologie bei Bayer
Bayer engagiert sich dafür, Wissenschaft in ein besseres Leben für die Patienten umzusetzen. Das Entwicklungsportfolio des Unternehmens konzentriert sich auf innovative Medikamente. In dem Onkologie-Portfolio von Bayer sind derzeit drei zugelassene Krebsmedikamente sowie mehrere Substanzen, die sich in der klinischen Entwicklung befinden. Zusammen zeigen diese Produkte den Forschungsansatz von Bayer: Die Konzentration auf neuartige biologische Ansatzpunkte mit dem Potential, die Krebstherapie über verschiedene Tumorarten und -stadien hinweg zu transformieren.
Zukunftsgerichtete Aussagen
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