Zweifellos sind die Risiken Ende 2007 beträchtlich. Vor allem gehen von der so genannten Subprime Krise und der durch sie ausgelösten Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten Gefahren aus. Die größte Gefahr ist eine Rezession in den USA. Bislang hat zwar die Krise im Wohnungsbau kaum auf den privaten Verbrauch durchgeschlagen. Bei kräftiger fallenden Immobilienpreisen als bisher wäre aber damit zu rechnen. Daneben verringert sich die Bereitschaft amerikanischer Banken, neue Kredite zu gewähren (Credit squeeze/ crunch). Auch in Europa sind die Auswirkungen von Kreditausfällen und Wertberichtigungen im Portfolio der Banken zu spüren. Zurzeit scheint aber noch eine Phase sehr schwachen Wachstums in den USA im Winterhalbjahr wahrscheinlicher als eine ausgeprägte, länger anhaltende Rezession. Die vom Ölpreis und vom schwachen Dollar ausgehenden Risiken für die Konjunktur in Europa sind verglichen damit geringer einzuschätzen. Die jüngste Entwicklung zeigt überdies, dass hier Übertreibungen rasch korrigiert werden.
Der Aufschwung in Deutschland hatte schon Mitte 2003 eingesetzt, aber erst 2006 mit der Wende am Arbeitsmarkt deutlich an Kraft gewonnen.Nach kräftigen Impulsen aus der Weltwirtschaft und einer Erholung der Unternehmensinvestitionen waren in diesem Jahr die Voraussetzungen für eine Belebung des privaten Konsums erfüllt. Dass es dazu abermals nicht kam, lag an den erheblichen steuerlichen Mehrbelastungen für die privaten Haushalte (Mehrwertsteuer). Im Jahr 2008 fällt dieser Bremsfaktor weg. Eine weitere, wenn auch spürbar langsamer steigende Beschäftigung sowie höhere Lohn- und Gehaltssteigerungen lassen das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte im neuen Jahr kräftig steigen. Der Preisauftrieb verstärkt sich zwar bei einigen Komponenten (Nahrungsmittel); dafür entfällt aber der Effekt der Mehrwertsteuererhöhung (und der Einführung von Studiengebühren); insgesamt wird die Teuerung mit etwa 2 % 2008 nicht stärker ausfallen als 2007. Der private Verbrauch kann dann real um 1 ½ % zunehmen; er wird damit den größten Wachstumsbeitrag leisten.
Das reale Bruttoinlandsprodukt wird 2008 um 1 ½ bis 2 % zunehmen; aufgrund des hohen Überhangs aus 2007 (knapp 1 %) und angesichts eines positiven Arbeitstageeffektes (3/10 Prozentpunkte) ist das keine beeindruckende Rate; im Verlauf wird der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts unterhalb des Potenzialwachstums (gut 1 ½ %) bleiben. Für die Frage, ob sich der Aufschwung in diesem Szenario 2008 fortsetzt, ist mithin entscheidend, ob die Verlangsamung 2009 anhält bzw. sich gar verstärkt oder vielmehr der Aufschwung dann wieder an Kraft gewinnt. Letzteres ist aus heutiger Sicht wahrscheinlicher. Die Wirtschaftspolitik sollte durch eine Fortsetzung des Reformkurses und die Tarifvertragsparteien sollten durch Lohnsteigerungen, die keinen Handlungsbedarf für die EZB erzeugen, dazu beitragen.