Aus der Sicht der Architektur stellt sich die heutige Situation zwiespältig dar. Stand die Baukunst historisch stets im Dienste der Eliten, wollten die Architekten im 20. Jahrhundert ihre Fähigkeiten allen Menschen zur Verfügung stellen. Ihr Ziel: eine "Baukunst für alle". Mit diesem Selbstverständnis erlebte die Architektur eine gewaltige Erneuerung – die Geburtsstunde der Moderne. Im Zuge der Ökonomisierung des öffentlichen Lebens sind diese Errungenschaften zunehmend infrage gestellt worden. Den Gesetzen des Marktes folgend, muss für alle, die sich Baukunst nicht leisten können, das rein funktionale Bauen reichen. Nur dort, wo Kommunikation und Repräsentation im globalen Kontext dies erfordern, werden baukünstlerische Höchstleistungen verlangt.
Angesichts einer solchen Polarisierung sehen sich die Architekten ihrer fachlichen Unabhängigkeit beraubt und zu Erfüllungsgehilfen degradiert.
Im Vergleich dazu erlebt der Kunstmarkt – zumindest auf den ersten Blick – derzeit einen Boom. Roger M. Buergel, Künstlerischer Leiter der documenta 12, wird zu Beginn des Symposiums darüber referieren, worauf dieser Boom zurückzuführen ist, was dahinter steckt und vor allem, ob er die Kunst und die Arbeit der Künstler positiv beeinflusst oder aber ihnen schadet. .
Vertritt Roger M. Buergel die Sicht der Kunst, tritt der zweite Referent, der Philosoph Peter Sloterdijk, als ein eher neutraler Beobachter von Kunst und von Architektur auf. Erwarten darf man von ihm differenzierte Gedanken über die Bedeutung beider Disziplinen – immer aus gesellschaftlicher Sicht. Ist die Situation der Kunst auf die Baukunst übertragbar, wo bestehen Parallelen, wo Divergenzen? Welche Erwartungen stellt die Gesellschaft an die Kunst und an die Architektur?