Erfreulich sei in diesem Zusammenhang insbesondere, dass die deutsche Wirtschaft seit der Jahrtausendwende auf den Weltmärkten für technologieintensive Güter in allen Branchen Exportmarktanteile hinzugewinnen konnte. Andere Länder wie Frankreich oder Großbritannien mussten im gleichen Zeitraum teilweise erhebliche Marktanteilsverluste hinnehmen. "Diese Entwicklung ist deshalb hervorzuheben, da technologieintensive Exporte in besonders starkem Maße als Wachstumstreiber wirken", so Meier. Allein im Jahr 2007 betrug der Anteil des Außenhandels am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes 1,4 von 2,5 Prozentpunkten.
Die starke Export-Performance der deutschen Unternehmen war und ist der Hauptmotor für Beschäftigung. So ist die Zahl der vom Export abhängigen Erwerbstätigen zwischen 1995 und 2005 um 2,7 Millionen gestiegen, wohingegen die binnenorientierte Beschäftigung um 1,3 Millionen gesunken ist. "Der Beschäftigungsaufbau vollzieht sich dabei keineswegs allein in den besonders erfolgreichen Exportsektoren. Vielmehr stellen viele Unternehmen aus den Bereichen Energie, Handel, Verkehr und Dienstleistungen in beachtlichem Maße Vorleistungen für den Export her und profitieren damit indirekt von der hohen Auslandsnachfrage nach deutschen Produkten", führte Meier aus.
Zum Erfolg deutscher Unternehmen auf den internationalen Märkten habe vor allem die Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit beigetragen. Diese habe sich seit Mitte der 90er Jahre vor allem in der Eurozone verbessert, in der Wechselkursveränderungen keine Rolle mehr spielen. Außerhalb der Eurozone hat die starke Gemeinschaftswährung dagegen in den letzten zwei Jahren dämpfend auf die Wettbewerbsfähigkeit gewirkt.
Die jüngste wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland beurteilen die Experten der Bertelsmann Stiftung insgesamt positiv. So befinde sich die Zahl der Erwerbstätigen in der Bundesrepublik mit 39,7 Millionen auf dem höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Da gleichzeitig die Zahl der Arbeitslosen seit Beginn des Aufschwungs um 14 Prozent zurückgegangen ist, ohne dass sich die Zahl der offenen Stellen wesentlich verändert hat, sehen die Gütersloher erstmals auch Fortschritte beim Abbau der strukturellen Arbeitslosigkeit. Ursächlich für diese Entwicklung seien neben dem günstigen weltwirtschaftlichen Umfeld insbesondere die Arbeitsmarktreformen im Rahmen der Agenda 2010, die zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes beigetragen haben. Kaum Fortschritte seien hingegen beim Abbau der im internationalen Vergleich weiterhin hohen Langzeitarbeitslosigkeit zu verzeichnen. Hierfür sei vor allem die hohe Steuer- und Abgabenbelastung von Geringverdienern verantwortlich, die im Zusammenspiel mit der Ausgestaltung der Sozialleistungen die Anreize zur Arbeitsaufnahme senkt.
Zudem könnten viele Langzeitarbeitslose aufgrund fehlender bzw. unzureichender Qualifikation nicht ohne weiteres einen neuen Arbeitsplatz - insbesondere nicht in den wachsenden Hochtechnologiesektoren - finden. Ziel müsse es daher sein, geringqualifizierte Arbeitslose mit Hilfe entsprechender (Weiter-) Bildungsmaßnahmen zu befähigen, einen Job zu finden, der ihnen ein auskömmliches Einkommen sichert. Gelingt eine entsprechende Qualifizierung nicht bzw. nicht in ausreichendem Maße, so sei an eine Kombination aus verdientem Markteinkommen und ergänzenden staatlichen Transfers zu denken.
Der Standort-Check Deutschland der Bertelsmann Stiftung vergleicht und bewertet halbjährlich die Entwicklung Deutschlands im Vergleich zu den 20 wichtigsten Industrienationen in den Bereichen Wachstum und Beschäftigung. Die zugrunde liegende Methodik wurde von einer Expertengruppe unter der Leitung des Münsteraner Wirtschaftswissenschaftlers Professor Ulrich van Suntum entwickelt. Dabei wird für jedes der 21 Länder ein Erfolgsindex und ein Aktivitätsindex berechnet. Während der Erfolgsindex Auskunft über die aktuelle Situation des jeweiligen Landes mit Blick auf die beiden Zielgrößen gibt, erfasst der Aktivitätsindex die wichtigsten Erklärungsgrößen für Beschäftigungssituation und Wirtschaftswachstum.