„Genau 100 Jahre nach dem ersten Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU), der 1907 in Wien, unter der Leitung des Österreichers Professor Dr. Anton Ritter von Frisch, stattfand, ist es uns heute ein Anliegen, die enge Verbundenheit mit Österreichs Urologen durch einen gemeinsamen Jubiläums-Kongress zu dokumentieren“, sagt der amtierende DGU-Präsident Professor Lothar Hertle aus Münster. An seiner Seite als Tagungs-Präsident steht der Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie (ÖGU), Universitätsprofessor Walter Stackl aus Wien: „Der intensive Austausch zwischen den beiden Ländern hat unser Fach nachhaltig geprägt“. Weiter betont Professor Stackl: „Die Globalisierung findet auch in der Urologie statt! Die Mitarbeit von Urologen ganz Europas im Rahmen der Europäischen Gesellschaft für Urologie scheint mir von besonderer Wichtigkeit zu sein, um Probleme, die alle Urologengesellschaften betreffen, auf eine internationale Ebene zu heben. Als Beispiele möchte ich gesundheitspolitische Probleme wie die Finanzierung des Gesundheitswesens anführen – aber auch die Subspezialisierung in der Urologie mit der Abgrenzung zu benachbarten und sich überschneidenden Fächern wie Onkologie, Gynäkologie, Endokrinologie oder Radiologie.“ Zweites Novum in Berlin ist die Etablierung eines urologischen Pflegekongresses. „Damit wollen wir der Bedeutung der Assistenz-und Pflegeberufe für unsere Urologie und der zunehmenden Wissenschaftlichkeit auch in diesem Bereich gerecht werden“, sagt Professor Hertle.
Zum weltweit drittgrößten Urologen-Kongress werden zwischen 6000 und 7000 Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Über 600 Referenten, darunter namhafte Experten aus dem In- und Ausland und etwa 800 Beiträge sind für die mehr als 170 Einzelveranstaltungen angemeldet. Fort- und Weiterbildung, Nachwuchsförderung und Berufspolitik, vor allem aber die Diskussion wissenschaftlicher Neuerungen bilden die bewährten Säulen des Kongressprogramms. In Berlin werden aktuell unter anderem folgende Themen diskutiert: Neue Medikamente bei der Behandlung von Nierenkrebs, die Früherkennungsproblematik beim Prostatakrebs unter dem Aspekt immer niedrigerer PSA-Grenzwerte. Der mögliche Einsatz des als Antifaltenmittel bekannten Bakteriengiftes Botox, das die Prostata bei gutartiger Vergrößerung schrumpfen lässt und Krebszellen tötet.Das Tissue-Engineering, also der Gewebe- und Organersatz durch körpereigene Zellen wie die Züchtung von Transplantatgewebe zur Behandlung von Harnröhrendefekten. Ebenfalls auf dem Berliner Kongress-Tableau findet sich Neues aus der Andrologie wie die Hormontherapie. Tenor, wenn „Mann“ in die Jahre kommt. Aus der Infektiologie: Krebsimpfung bei Frau und Mann! Wer sollte wann gegen das Humane Papillomvirus zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs und Genitalwarzen geimpft werden? Neue Operationstechniken in der Urologie gilt es anhand jüngster Studien zu hinterfragen. Streitpunkt: Leistet die Schlüsselloch-Chirurgie (Laparoskopie) Gleiches wie offen operative Techniken, nur zu höheren Kosten? Als heißes Eisen in der berufspolitischen Debatte gilt das Thema Zentrenbildung in der Urologie. Sorgen Zentren für eine nachweisbare Qualitätsverbesserung? Sichern Mindestmengen bei urologischen Eingriffen die Qualität? Was bringt die Zertifizierung von Prostatazentren: Mehrwert oder mehr Bürokratie und Marketing? Sind onkologische Zentren die Versorgungsform der Zukunft? - So lauten die strittigen Fragestellungen.
Zur breiten Information der Öffentlichkeit wird es auf dem 59. Kongress der DGU ein Patientenforum geben. In der begleitenden Industrieausstellung präsentieren auf 3500 Quadratmetern Ausstellungsfläche im ICC Berlin 110 Firmen Innovationen aus der Pharmakologie und der Medizintechnik. Selbsthilfegruppen werden dort ebenfalls vertreten sein, um auf ihre Belange gegenüber Medizinern und interessierten Medienvertretern aufmerksam zu machen.