Ein schwäbisches Passivhaus komplett aus Beton.
Alfred Rauhut erläutert die wichtigsten Anforderungen an das innovative Bauprojekt: "Dass es ein Passivhaus werden sollte, das war – unabhängig davon, ob Mauer- oder Betonbauweise – von vorne herein klar. Das hieß unter anderem, dass die Gebäudehülle einen Dämmwert von u=0,10-0,15 W/(m²*K) und auch die eingebauten Fenster uW < 0,8 W/(m²*K) erreichen mussten. Dazu kam, eine winddichte Ausführung zu gewährleisten und aufgrund der Nähe zu einer viel befahrenen Bundesstraße, auch die Schalldämmung entsprechend zu dimen-sionieren." Auf dieser Basis wurden für die Planung der Normalgeschosse die möglichen Baustoffe Kalksandstein und Beton (unbewehrt) gegenübergestellt – und es ergab sich ein deutlicher Vorteil zu Gunsten der nach neuer Typenstatik berechneten unbewehrten Betonwand. Mit unbewehrtem Transportbeton ließ sich zum Beispiel gegenüber herkömmlichem Kalksandstein eine Kostenersparnis von fast 5,- € pro m² realisieren. Auch ansonsten unterstrich der Vergleich - zum Beispiel im Bereich der Schall- und Außendämmung – die Vorzüge der Betonbauweise.
Das Kellergeschoss und die Geschossdecken.
Das unterkellerte Wohnhaus wurde auf tragfähigen Kies gebaut und deutlich über dem Grundwasserhöchststand gegründet. Alfred Rauhut: "Durch die Lage waren keine Probleme durch drückendes Wasser zu erwarten. Auf eine Weiße Wanne wurde verzichtet. Daher haben wir uns hier zur Anwendung der neuen Typenstatik entschieden und auf Baustahl in der Wand vollständig verzichtet." Bei Kellerboden und Kellerwand kam WU-Beton zum Einsatz und schließlich entstand in zwei Betonierabschnitten die nur 25 cm starke Außenwand. Bei den Geschossdecken setzte der Architekt – bedingt auch durch das Einbetonieren der im Passivhaus notwendigen Lüftungsrohre – auf in Schwaben übliche Filigrandecken mit eingelegten Kunststoffschläuchen mit einem Durchmesser von 20 cm.
Die Dachkonstruktion.
Auch bei der Planung und Realisierung der tragenden Dachkonstruktion entschied sich Alfred Rauhut für Beton – sowohl beim Satteldach als auch beim Pultdach über dem Treppenhaus. Besonderer Vorteil der Betonbauweise: Das Dach übernimmt hier quasi die Funktion einer Klimaanlage. Im Sommer hält es die Hitze ab, im Winter speichert es die Wärme. So herrscht unter dem Dach stets ein gleich bleibendes, angenehmes Wohnklima. Darüber hinaus garantiert die massive Betondach-Konstruktion durch ihre hohe Rohdichte einen sehr guten Schutz vor Umweltlärm.
Download (kostenlos) der neuen Typenstatik unter www.betonshop.de
(Suchbegriff "Typenstatik").
Hintergrundinformationen
Die neue Typenstatik - Schlankere Wände, geringere Kosten.
Bisher verwenden Planer und Architekten bei der Bemessung unbewehrter Kellerwände nach DIN 1045-1 vereinfachte und "weit auf der sicheren Seite" liegende Berechnungsansätze. Dies führt dazu, dass Betonwände deutlich dicker als bei der Bemessung für Mauerwerk nach DIN 1053 geplant werden. Und das, obwohl unbewehrter Beton gegenüber Mauerwerk eine deutlich höhere Festigkeit aufweist. Die aktuellen Studien der RWTH Aachen zeigen nun aber ganz klar, dass Wände aus unbewehrtem Beton aufgrund ihrer statischen Eigenschaften deutlich schlanker konzipiert werden können. Diese Erkenntnisse sind in die neue und bundesweit gültige Typenstatik eingeflossen. Konkret heißt das: die erforderliche Wanddicke kann gegenüber der gängigen Berechnung nach DIN 1045-1 um ganze 10 cm verringert werden. So lassen sich mit der neuen Typenstatik nun Materialkosten beim Bau einsparen und die optimale Ausnutzung der Wohn- und Grundstücksfläche durch sichtlich "dünnere" Wände wird möglich – und das freut vor allem den Bauherren.
"BTB-Partnerpreis 2007"
Im Rahmen der Transportbeton-Tage wurde im September 2007 in München der Gewinner des BTB-Partnerpreises "Beton als Wandbaustoff" geehrt. Architekten und Ingenieure waren aufgerufen, gemeinsam mit ihren Bauherren innovative, mit dem neuen Bemessungsverfahren geplante bzw. umgesetzte Bauprojekte beim BTB einzureichen. Zum Sieger erklärte die von Prof. Josef Hegger (RWTH Aachen, Institut für Massivbau) geleitete und mit Fachleuten wie Dr.-Ing. Olaf Aßbrock (BTB), Dr.-Ing. Matthias M. Middel (BetonMarketing Deutschland) und Ingo Lothmann (Heidelberger Beton Rheinland GmbH) besetzte Jury das unter Anwendung der neuen Typenstatik gebaute und im Beitrag beschriebene Passivhaus-Projekt von Dipl.-Ing. Alfred Rauhut.
Informationen zum Architekten/Preisträger Dipl.-Ing. (FH) Alfred Rauhut studierte Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Augsburg. Nach Anstellungen bei Bauunternehmen und Bauträgergesellschaften ist er seit 1997 in Königsbrunn selbständig tätig als Beratender Ingenieur. Die Tätigkeitsschwerpunkte sind Planungen für Hochbauten des Wohnungs- und Verwaltungsbaus sowie der Bereich der Energieberatung.