- PASSIVRAUCHEN - Götterdämmerung der Wissenschaft" von Prof. Dr. med. Romano Grieshaber.
"Die wissenschaftliche Diskussion über Passivrauch wurde zu Unrecht für abgeschlossen erklärt. Ich rufe die Fachwelt, aber auch die interessierte Öffentlichkeit dazu auf, sie auf Basis von Fakten noch einmal neu zu beginnen. Mit dem Buch will ich die Debatte anstoßen."
BFT e.V. Bürger für Freiheit und Toleranz sprach mit Prof. Dr. med. Romano Grieshaber über sein gerade erschienenes Buch "PASSIVRAUCHEN - Götterdämmerung der Wissenschaft". Lesen Sie, was der langjährige Leiter der Präventionsforschung der BGN , Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe, gesagt hat:
BFT: Herr Professor, welche Botschaft wollen Sie mit Ihrem neuen Buch Passivrauchen - Götterdämmerung der Wissenschaft vermitteln?
Prof. Grieshaber:
"Die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit zum "Passivrauch" hatten in der Vergangenheit eine politisch und gesellschaftlich weitreichende Wirkung. Mit ihnen wurden die Gesetze des Bundes und der Bundesländer zum Nichtraucherschutz begründet.
Das Bundesverfassungsgericht hat die seinerzeit vorliegenden Ergebnisse zum Passivrauch zur Grundlage seiner verfassungsrechtlichen Abwägung in 2008 gemacht und tut dies noch heute.
Die wissenschaftlichen Grundlagen für die Entscheidungen des Gesetzgebers sind jedoch anzweifelbar. Die Kritik an diesen Ergebnissen und die Forderung nach sachlicher Richtigkeit von Analyse- und Prüfmethoden in der Passivrauchdebatte sind im Sinne eines offenen wissenschaftlichen Diskurses legitim.
Die wissenschaftliche Diskussion über Passivrauch wurde zu Unrecht für abgeschlossen erklärt. Ich rufe die Fachwelt, aber auch die interessierte Öffentlichkeit dazu auf, sie auf Basis von Fakten noch einmal neu zu beginnen. Mit dem Buch will ich die Debatte anstoßen."
BFT: Wieso haben Sie dieses Buch geschrieben?
"Ich habe nicht die Chance gehabt, persönlich meine Positionen zu dem Thema Passivrauch weitreichend zu kommunizieren. Deshalb habe ich mich entschlossen, dieses Buch zu schreiben."
BFT: Was war der ausschlaggebende Punkt für das Buch?
"Meine Arbeiten zur Thematik des Passivrauchs wurden als abweichende Meinung innerhalb der deutschen Wissenschaftsgemeinde bekämpft. Die Forschungsarbeit der BGN (Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe) ist auf Betreiben des deutschen WHO-Kollaborationszentrums der wissenschaftlichen Ächtung anheim gefallen. Daraus resultierten Repressalien, die neben meiner Person auch Mitarbeiter betrafen. Mit dieser schweren Verantwortung war es für mich nicht durchführbar, die Debatte über Passivrauch auf wissenschaftlichem Fundament zu führen."
BFT: Wie dürfen wir uns die Repressalien gegen Sie vorstellen?
"Kollegen aus der deutschen Wissenschaftsgemeinde haben mich und meine Arbeit diffamiert. Mir wurde Vasallentum der Tabakindustrie unterstellt; ich wurde sogar einmal als "Massenmörder" tituliert. Solche Entgleisungen und Verleumdungen sind nicht leicht zu verdauen, vor allem, wenn es auch Mitarbeiter betrifft und unsere Reputation als Wissenschaftler verletzt wird."
BFT: Ist das Buch eine persönliche Abrechnung mit dem DKFZ?
"Nein. Es geht mir vielmehr um die korrekte, sachlich-wissenschaftliche Aufarbeitung des Themas Passivrauch."
BFT: Haben Sie das Buch alleine geschrieben?
"Alle Inhalte und die Auswahl der verwendeten Tabellen und Statistiken habe ich selbst verfasst. Mir stand dabei ein Lektorat zur Verfügung, welches den Feinschliff für ein populär-wissenschaftliches Werk einbrachte."
BFT: Wie sind Ihre Kontakte zur Tabakindustrie?
"Ich kenne Unternehmen der Tabakindustrie aus meiner vergangenen Tätigkeit als BGN - Präventionsleiter."
BFT: Welche Position haben Sie heute bei der BGN?
"Ich bin altersbedingt bei der BGN ausgeschieden. Ich trete somit nicht mehr im Namen und im Auftrag der BGN auf."
BFT: Erhielten oder erhalten Sie Gelder von der Tabakindustrie?
"Nein."
BFT: Planen Sie weitere Veröffentlichungen zu diesem Thema?
"Das Buch ist relativ umfassend aufbereitet und lässt eine erneute und intensive Debatte zum Thema zu. Es würde mich freuen, wenn dieser Wunsch in Erfüllung ginge und wir zu einer objektiven Betrachtung zurück fänden."
BFT: In Bayern sorgte ein Volksentscheid für ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie. Im Saarland trat ein solches nach einer juristisch erkämpften Übergangsfrist ebenso in Kraft. In Nordrhein-Westfalen plante die rot-grüne Landesregierung auch ein absolutes Rauchverbot. Je nach Wahlausgang im Mai wird das Thema dort sicher wieder spannend. Wie beurteilen Sie die Situation?
"Wie bereits in meinem Buch angemerkt, wurden Gesetze mit Verweis auf vermeintlich korrekte Ergebnisse wissenschaftlicher Analysen erlassen. Ich hingegen fordere, dass derartige Fakten geprüft werden müssen und ein offener wissenschaftlicher Diskurs hierüber stattfindet. Erst dann dürfen diese Ergebnisse als Grundlage von Gesetzen und verfassungsrechtlichen Entscheidungen herangezogen werden. In der Passivrauchdebatte sehe ich diese Basis derzeit nicht gegeben und empfehle daher eine Neuauflage der wissenschaftlichen Bewertung der tatsächlichen Auswirkungen von Passivrauch auf Nichtraucher. Dadurch könnten durchaus neue Erkenntnisse entstehen, die der Gesetzgeber in seine Überlegungen über strengere Nichtraucherschutzgesetze einbeziehen sollte. Ggf. kommt man zu dem Schluss, dass ein wirksamer Nichtraucherschutz ohne absolute Rauchverbote umsetzbar ist."
BFT: Würden Sie den zukünftig Verantwortlichen im Gesundheitsministerium von NRW Ihr Buch empfehlen, bevor ein Gesetzentwurf für ein absolutes Rauchverbot in NRW im Landtag debattiert wird, so es denn dazu überhaupt kommt?
"Das versteht sich wohl von selbst. Das Buch beinhaltet Informationen, die für den Gesetzgeber wichtig sind. Nur auf Basis einer objektiven und umfassenden Kenntnis der Materie, deren Nuancen und Werthaltigkeiten, ist man in der Lage, Gesetze zu erlassen. Besonders, wenn es sich um Gesetzesinitiativen handelt, die einen nicht geringen Anteil der Bevölkerung direkt betreffen, bzw. Auswirkungen erzeugen, die tatsächlich einen deutlichen Eingriff in die persönliche Lebensführung der Menschen beinhalten. Da sollten alle verfügbaren Fakten bewertet und geprüft werden. Dieses Buch wird dabei wertvolle Hilfe leisten."
BFT: Und wie beurteilen Sie die Möglichkeiten in Bayern und im Saarland?
"Auch hier gilt, dass die absoluten Rauchverbotsgesetze im Namen des Nichtraucherschutzes mit Verweis auf wissenschaftliche Studien verabschiedet wurden, die meines Erachtens keine ausreichende wissenschaftliche Basis besitzen. Im Zuge einer hoffentlich neuen, ergebnis-offenen Diskussion sollten Novellierungen der erlassenen Gesetze diskutiert werden. Zumindest der politische Wille ist teilweise erkennbar. Unabhängig des wissenschaftlichen Diskurses scheint das Thema Nichtraucherschutz in Deutschland noch nicht abgeschlossen zu sein."
BFT: Befürchten Sie persönlich neue Angriffe oder Repressalien?
"Davon ist auszugehen, auch wenn ich es mir und meiner Familie nicht wünsche. Die Debatte über Passivrauch wird aber von allen Seiten sehr emotional und polemisch geführt. Meinen Thesen und den Ergebnissen meiner bisherigen Arbeit steht eine starke Gegnerschaft gegenüber. Ich hoffe, dass die Objektivität obsiegt und man die Debatte ernst nimmt und vor allem zulässt. Im Sinne einer fairen Öffentlichkeitsinformation wünsche ich mir dergleichen auch in der Berichterstattung in den Medien."
BFT: War es schwer, einen Verlag für das Buch zu finden?
"Ja, denn ein populär-wissenschaftliches Buch, vor allem, wenn es sich um eine polarisierende Thematik wie Passivrauch handelt, steht nicht unbedingt auf der Prioritätenliste der Buchverlage. Mit Publikom Z konnte ich aber einen Fachverlag gewinnen, der aufgrund seiner Struktur keine Berührungsängste mit dem Thema besitzt. Der Verlag sorgt für professionelle Produktion und den Vertrieb. Natürlich setzt er auch Erwartungen in einen guten Verkauf, denn dieses Buch betritt eine interessante Reizschwelle. Eine interessierte Öffentlichkeit, unabhängig ob Raucher oder Nichtraucher, wird auf jeden Fall gesehen."
BFT: Planen Sie öffentliche Auftritte und/ oder Diskussionen zum Buch?
"Wenn Anfragen kommen, so werde ich abwägen, ob ich daran teilnehme. Mir geht es in erster Linie um die sachliche Auseinandersetzung und die wissenschaftliche Bewertung. Rein populistische und im Vorfeld erkennbare emotionale Streitgespräche werde ich nicht führen. Das dient nicht der Sache und würde auch nicht meine Erwartungen an die Intensität der neu zu führenden Debatte erfüllen."
BFT: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Professor.