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Als die Bilder sprechen lernten

Werkzeugmacher aus Bielefeld ist der Vater der Filmtonmeister / „Epochemachende Erfindung“

(lifePR) (Bielefeld, )
Als eine "epochemachende Erfindung" kündigte Ostern 1924 eine Kinoanzeige in den drei Bielefelder Tageszeitungen den "sprechenden Film" an. In dem zehnminütigen Einakter "Ein Tag auf dem Hühnerhof" waren am 22. April 1924 Töne synchron zum Bild auf der Leinwand zu hören: Holzschuhe klapperten, Hunde kläfften, Hähne krähten, die Darsteller sprachen und sangen. Entwickelt wurde dieses "Wunder der Technik" von einem Bielefelder, dem gelernten Werkzeugmacher Joseph Massolle. Auf seinen Erfindungen basiert die Filmtontechnik bis heute.

Als Sohn eines Schneidermeisters wurde Joseph Massolle am 24. März 1889 in Bielefeld geboren. Bereits während seiner Lehre zum Werkzeugmacher in einer Nähmaschinenfabrik interessierte er sich brennend für die noch junge Funktechnik. Da für ihn, der mit 16 Jahren Vollwaise wurde, ein Studium aus finanziellen Gründen nicht in Frage kam, meldete er sich 1907 zur Marine. Hier konnte er seinen Wissensdurst weiter stillen und schloss die Marine-Divisionsschule als bester von 165 Schülern ab. "1914 begann er seine Tätigkeit bei der Telefunken GmbH, wo er erste Einblicke in die Verstärkertechnik und die Funktionsweise der gerade entwickelten, noch sehr einfachen Elektronenröhre gewann", sagt der Bielefelder Redakteur und Filmexperte Frank Bell, der seit 20 Jahren Leben und Schaffen Massolles erforscht. Zurzeit bereitet er eine Ausstellung zur Bielefelder Kinogeschichte vor, die im Jahr 2009 im Historischen Museum Bielefeld zu sehen sein wird.

160 Patente in wenigen Jahren

1918 schloss sich Massolle mit dem Nachrichtentechniker Hans Vogt und dem Physiker Dr. Jo Engl zusammen. Die Freunde gründeten später die Firma "Triergon" (griechisch: Werk der Drei). Ihr gemeinsames Ziel: den Tonfilm zu entwickeln und damit die Bilder zum Sprechen zu bringen. In einer Zeit, in der es weder geeignete Mikrophone, Lautsprecher noch Verstärker gab, meldete das Trio innerhalb weniger Jahre 160 Patente an, 87 davon allein von Massolle. "Es entstanden Ultrafrequenzlampen, die Stromschwankungen verzerrungsfrei in Lichtschwankungen verwandelten, Verstärker mit völlig neuen Elektonenröhren, ein Mikrophon mit weitem Übertragungsbereich sowie statische Lautsprecher", nennt Frank Bell einige Beispiele für den Forschungsdrang der Filmpioniere.

Bis dato waren in den Kinos krächzende Grammophon-Platten zu kurzen Filmchen abgespielt worden. Doch die Lautstärke war schwach, Ton und Bild liefen zumeist asynchron. Massolle, Vogt und Engl lösten das Problem der Synchronität, indem sie den Ton fotografierten. "Sie verwandelten Schallwellen in elektrische Spannungen, die einen Verstärker passierten und anschließend in einer Glimmlampe Helligkeitsschwankungen hervorriefen. Die Schwankungen wurden auf Film belichtet und bei der Wiedergabe im Kinoprojektor auf der Tonspur des Films erneut in elektrische Ströme umgewandelt. Diese speisten nach ihrer Verstärkung einen Lautsprecher, der sie als Schallwellen hörbar machte", erläutert Bell das bis heute gültige Prinzip.

Kartoffelsäcke sollten den Schall schlucken

Am 17. September 1922 war es soweit: 1.000 Zuschauer strömten in den Kinopalast Alhambra am Berliner Kurfürstendamm, um dort den ersten öffentlich vorgeführten sprechenden Triergon-Film zu erleben. Massolle, Engl und Vogt hatten ein Uraufführungsprogramm mit Ansprachen, Musikstücken und humoristischen Szenen zusammengestellt. Doch die Aufnahmen gestalteten sich als schwierig, denn das Stummfilmatelier, in dem gedreht wurde, war nicht tontauglich – es hallte. Also befestigten Massolles Mitarbeiter rund 1.000 Kartoffelsäcke an den Decken und Wänden, die den Schall schlucken sollten. Jetzt störte das Rattern des Kameramotors die Tonaufnahmen. Massolle packte den ganzen Apparat in ein schweres Gehäuse aus Holz und Sägespänen, das sich allerdings wegen seines Gewichtes kaum noch bewegen ließ. Dennoch gelang die hart erkämpfte Premiere zum Erfolg, wurden die Erfinder mit Beifallsstürmen gefeiert.

"Es ist die Tragik der drei Erfinder, dass die Zeit für ihre Neuerungen in Deutschland noch nicht gekommen war. Eine Umstellung von Studios und Kinos war nicht finanzierbar; außerdem war die deutsche Stummfilmkunst auf der Höhe ihres Könnens", schildert Frank Bell die widrigen Umstände. Der Firma Triergon fehlte es an Geldgebern, 1926 fiel die Erfindergemeinschaft auseinander.

Zwei Jahre später wurde Joseph Massolle technischer Direktor der Filmproduktionsgesellschaft TOBIS, in der er die Triergon-Technik weiterentwickelte. Als sich TOBIS 1942 von ihm trennte, begann der wirtschaftliche Niedergang des Filmpioniers aus Bielefeld. Am 1. April 1957 erlag er einem Krebsleiden. Frank Bell: "Joseph Massolle ist der Vater aller deutschen Filmtonmeister – doch gestorben ist er fast unbekannt."
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