Seitdem die erste Briefmarke 1840 in England verkauft wurde, üben die gezackten Wertzeichen eine besondere Faszination auf die Menschen aus. Immer mehr Spenden in Form von Briefmarken sowie die gestiegene Nachfrage von Sammlern nach gebrauchten Postwertzeichen führten Ende des 19. Jahrhunderts zur Gründung der Briefmarkenstelle Bethel. "Anfangs beschäftigten sich überwiegend akademisch gebildete Patienten mit den Briefmarken", erzählt Hans-Werner Mohrmann, Leiter der Briefmarkenstelle. Aus der Beschäftigungstherapie für die mehrheitlich gut situierten Frauen und Männer entwickelten sich schnell sichere Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.
Briefmarken werden deutschlandweit verschickt
Die meisten Briefmarken werden als Kiloware, auf Papier oder abgelöst, an Sammler verkauft. Durch die Marken erweitern diese ihre Sammlungen und fischen mit etwas Glück ein Schnäppchen heraus. Ob postfrisch oder gestempelt - die Briefmarkenstelle Bethel bietet verschiedenste Kilowaren-Sorten an. Eine Preisliste - auch über Motiv- und Länderbeutel - kann telefonisch, per E-Mail oder schriftlich angefordert werden. In kleinerem Umfang können daneben so genannte Fehllisten bearbeitet werden. In diesen Fällen suchen Sammler spezielle Marken, die in Briefmarkenkatalogen wie dem Michel jeweils eigene Nummern haben.
Die weitaus meisten Sendungen werden innerhalb Deutschlands verschickt. "Wir haben aber auch Nachfragen aus dem umliegenden Ausland, wobei die Portokosten dann natürlich sehr hoch sein können", so Hans-Werner Mohrmann. Der Diakon trat seine Stelle 2001 an. Zusammen mit einer Kollegin ist er für die Verwaltung, den Verkauf und die Darstellung der Briefmarkenstelle nach außen zuständig.
Die Erlöse aus dem Verkauf der Versandware und einiger Restekisten mit Alben vor Ort fließen in die diakonische Arbeit von Bethel. In der Briefmarkenstelle sind 25 Menschen mit Behinderung mit der Bearbeitung und Sortierung von Einzelmarken und Kiloware beschäftigt. Weitere etwa 100 Mitarbeiter schneiden in Bethel die kleinen Kunstwerke aus Umschlägen aus.
Rund 90.000 Zusendungen bekam die Briefmarkenstelle im Jahr 2007. Täglich kamen im Schnitt rund 250 Pakete, Päckchen und Briefe an. Die Marken werden zeitnah ausgepackt und bearbeitet. Alle Briefmarken sind Spenden und werden als solche dokumentiert. Als Dank erhält jeder Spender einen Brief.
Sowohl die Spender als auch die Sammler gehören in der Regel der älteren Generation an. Aber auch viele Kirchengemeinden, Schulen, Jugendgruppen, öffentliche Verwaltungen oder Firmen sammeln ihre Geschäftspost, um die Marken zu spenden. Bethel kann alle Briefmarken gut gebrauchen: deutsche und ausländische, gestempelte und ungestempelte, Sammlungen ebenso wie unsystematisch gesammelte Marken, Briefumschläge und Postkarten zum Ausschneiden.
Besondere Anerkennung wurde der Briefmarkenstelle 1988 zuteil: Anlässlich des 100-jährigen Bestehens machte sie die Deutsche Post zum Motiv einer Briefmarke. (3.465 Zeichen mit Leerzeichen)