Die Idee einer Buchhandlung, in der neben Kochbüchern auch Kochkurse angeboten werden, ist in Deutschland noch relativ neu. Nur in wenigen Großstädten gibt es derartige Kochbuchläden. Neben einem ausgefallenen Buchsortiment und ungewöhnlichen Kochaktivitäten sind insbesondere der Standort und die Räumlichkeiten wichtig. Holger und Elke Kuntz haben ihren kulinarischen Buchladen kochKuntz im Bielefelder Westen im Umfeld der Universität Bielefeld zum Erfolg geführt.
"Kochen ist für die Menschen wieder interessant geworden", erklärt Holger Kuntz. "Es ist derzeit auch bei jungen Leuten in, zu Hause zusammen mit Freunden am Herd zu stehen und zu feiern. Mehr denn je geht es dabei zusätzlich um gesunde Ernährung. Und natürlich um den Spaß." Allerdings hat der gelernte Koch die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen gar nicht kochen können. "Oft führt daher der erste Weg in die Kochbuchabteilung einer Buchhandlung. Was also liegt näher, als Kochbuch und Kochen miteinander zu kombinieren."
15 Jahre lang war Holger Kuntz, der im international renommierten Hotel Traube Tonbach im Schwarzwald gelernt hat, in der Gastronomie tätig. Unter anderem arbeitete er in Berlin und in Hannover. Nach Bielefeld kam der gebürtige Celler Anfang der 90er Jahre. Als Softwareentwickler bei den Anker Werken bestimmten von da an Bits und Bytes sein Leben. Kochmütze und Schürze trug er nur noch im privaten Bereich.
Vorbild für kochKuntz kommt aus England
Nachdem Mitte 2005 feststand, dass er seinen Job verlieren würde, musste sich der heute 47-jährige überlegen, wie es weitergehen soll. Gemeinsam mit seiner Frau Elke fasste er Ende Oktober 2005 am Strand von Langeoog den Entschluss, einen kulinarischen Buchladen nach dem englischen Vorbild "Books for Cooks" zu eröffnen. "Ich wollte auf alle Fälle wieder eine Tätigkeit haben, die mit Kochen zu tun hat", erzählt Holger Kuntz. Letzte Inspirationen holten sie sich schließlich von Brit Lippold, Inhaberin des kulinarischen Buchladens "Kochlust" in Berlin, die das Konzept 2001 von London nach Deutschland geholt hatte.
Im April 2006 wurde kochKuntz eröffnet. Ein 55 Quadratmeter großer Buchladen mit perfekt ausgestatteter Küche und gemütlichem Essbereich bietet seitdem acht bis maximal zehn Gästen Platz. "Dadurch bewahren wir eine intime Atmosphäre. Nicht selten bekommen wir deshalb zu hören: Das ist ja wie bei uns zu Hause", erklärt Elke Kuntz. Schulter an Schulter stehen die Kochaspiranten zusammen am Herd, schnippeln Gemüse, pürieren Soßen oder schneiden Fleisch. "Je nach Temperament der Gäste sind die Kurse mal sehr lebhaft und mal eher besinnlich. Bei der Weinprobe kommen aber die meisten aus sich heraus – die Herren spätestens dann, wenn sie ein Stück Schweinebraten sehen."
In den Kursen treffen sich alle Generationen
Von 17 bis 70 Jahren – in den Kochkursen des Bielefelder Ehepaares treffen alle Generationen aufeinander. Bevor ein Kurs beginnt, wird ein Aperitif im Buchladen serviert. Dabei darf dann schon mal in den Kochbüchern geblättert werden, um sich Appetit und Anregungen zu holen. "Wie die Rezepte letztendlich umgesetzt werden, hängt neben der Kocherfahrung auch ganz entscheidend mit der Qualität der Kochbücher zusammen. Wenn man nicht aufpasst, wird da schon mal empfohlen, eine Crème Brûlée schaumig zu schlagen", sagt Elke Kuntz lächelnd.
"Das Rind im Manne", "Hack aber herzlich" oder "Westfälisch" – bei der Zusammenstellung ihrer Kurse lässt sich das Ehepaar nur von zwei Dingen leiten: von Mutter Natur und dem Spaß am Kochen. Bei dem 600 Titel umfassenden Buchsortiment hingegen ist das Paar streng. "Wir verkaufen ausschließlich ungewöhnliche und zum Teil auch sehr teure Kochbücher, die man nicht überall findet." Inzwischen haben Holger und Elke Kuntz ihr Sortiment ausgeweitet. Aufgrund der wachsenden Nachfrage umfasst das "kulinarische Rundum-Paket" Kochutensilien wie Töpfe, außerdem Weine, Schokoladen oder besondere Zutaten wie edle Salze. Ebenfalls angegliedert ist ein Catering-Service.
Gastköche aus Bangladesch, Iran oder der Türkei
Ab und an werden Holger und Elke Kuntz von anderen Köchen unterstützt: "Bangladesch, Iran oder Türkei – unsere Gastköche kommen aus aller Herren Länder." Den überwiegenden Teil der Kurse absolviert das Paar allerdings ohne Unterstützung von außen. "Die Leute, die bei uns buchen, wollen bewusst mit uns beiden kochen. Deshalb kommt es für uns auch nicht in Frage, Personal einzustellen."
Die Qualität der verwendeten Lebensmittel liegt Holger Kuntz besonders am Herzen. "Uns ist es ein Anliegen, dass die Zutaten biologisch angebaut werden. Schon jetzt kaufen wir unsere Lebensmittel bei regionalen Händlern oder gehen auf den Markt. Damit wir das auch nach außen kommunizieren dürfen, haben wir uns für die Bio-Zertifizierung angemeldet." Eine Entscheidung, die auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht interessant ist: "Schließlich gibt es nicht viele, die sich den strengen Auflagen unterwerfen."