Eine der Ursachen kann eine neu auftretende Unterfunktion der Schilddrüse bzw. deren weitere Verschlechterung sein, unter der viele Frauen nach der Schwangerschaft leiden: die Post-partum- Immunthyreoiditis (Hashimoto). Ob und wie schwer sie auftritt, hängt - wie man heute weiß - auch von der Selenversorgung ab. Die Konzentration dieses lebensnotwendigen Spurenelements im Blut sinkt während der Schwangerschaft um rund 25 Prozent. Zu wenig Selen im Blut reduziert die normale Funktion eines Enzyms, das die Produktion von Schilddrüsen-Hormonen steuert.
Der Hamburger Endokrinologe und Gynäkologe Professor Dr. med. Heinz G. Bohnet empfiehlt daher, zur Vorbeugung der Wochenbettdepression auf eine ausreichende Selenversorgung zu achten. Schon bei Kinderwunsch, spätestens jedoch mit Beginn der Schwangerschaft, sollten Frauen neben Nahrungsergänzungen mit Folsäure und Jod täglich mindestens 100 Mikrogramm Selen einnehmen.
Ein noch größeres Risiko für eine postpartale Depression als gesunde junge Frauen haben Schwangere, die bereits an einer chronischen Entzündung der Schilddrüse leiden, der Hashimoto-Thyreoiditis. Wie Prof. Bohnet aus zahlreichen Studien weiß, verschlechtert sich der Verlauf einer Hashimoto-Thyreoiditis bei der Mutter in zwei Dritteln aller Fälle innerhalb eines Jahres nach der Geburt eines Kindes. Oft tritt diese Form der Schilddrüsenerkrankung erstmals nach einer Geburt auf. Dies unterstreiche - so Prof. Bohnet - wie wichtig es für diese Frauen sei, das fehlende Selen durch Einnahme von Selenpräparaten auszugleichen. Die Selenaufnahme über die normale Nahrung reicht dazu nicht aus. Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass 200 µg Selen pro Tag in der Schwangerschaft und nach der Geburt helfen, die bestehende Schilddrüsenerkrankung günstig zu beeinflussen.