Bereits das sechste Jahr in Folge steigen die krankheitsbedingten Fehlzeiten der Arbeitnehmer. Die bei Betriebskrankenkassen pflichtversicherten Beschäftigten waren im vorigen Jahr im Durchschnitt 16,4 Tage krankgeschrieben. Dies entspricht einem Krankenstand von 4,5 Prozent. Ausgehend vom Tiefststand der Fehltage (12,4 Tage im Jahr 2006) stiegen im Laufe der letzten sechs Jahre die Ausfallzeiten um rund vier Tage.
Im jährlich erscheinenden BKK Gesundheitsreport werden die Daten von 4,8 Millionen Beschäftigten analysiert. Er bietet somit ein repräsentatives Bild des Krankheitsgeschehens in deutschen Unternehmen.
Psychische Leiden: zweithäufigste Krankheitsart
Nach wie vor entfallen mehr als ein Viertel der Krankentage der Beschäftigten (26,4 Prozent) auf Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems (vor allem Rückenleiden). In den letzten Jahren wieder mit steigender Tendenz - trotz zurückgehender Zahl von Menschen in Berufen mit körperlich verschleißenden Tätigkeiten.Eine Erklärung hierfür könnten älter werdende Belegschaften sein.
Die psychischen Störungen liegen mit fast 14 Prozent der Fehltage(13,9 Prozent aller Krankentage in 2012) erstmals an zweiter Stelle - gleichauf mit den Krankheiten des Atmungssystems, vor allem Erkältungen mit ebenfalls 13,9 Prozent; gefolgt von Verletzungen/Vergiftungen auf Platz drei (12,6 Prozent).
In der längerfristigen Betrachtung des Krankheitsgeschehens zeigt sich die Dynamik der kontinuierlichen Steigerung bei psychischen Leiden sehr deutlich: Als einzige Krankheitsart steigen hier die Krankentage in nur einer Generation um das Siebenfache - von nur zwei im Jahr 1976 auf aktuell 14 Prozent.
Psychische Diagnosen langwieriger als Tumorerkrankungen
Im Durchschnitt dauerte 2012 ein Arbeitsunfähigkeitsfall bei den beschäftigten BKK Pflichtmitgliedern 13,1 Tage. Diese durchschnittliche Falldauer wird stark davon bestimmt, welche Krankheitsarten besonders langwierig sind. Spitzenreiter sind hier psychische Diagnosen mit durchschnittlich 37,4 Krankentagen je Fall - gefolgt von Neubildungen (Tumorerkrankungen) mit 35,5 Tagen. Beschäftigte mit Herz- Kreislauferkrankungen oder Rückenleiden sind dagegen im Schnitt zweieinhalb Wochen eher wieder gesund(Falldauer: Herz-Kreislaufkrankheiten 20,5 Tage; Rückenleiden 19,7 Tage).
Auch wenn es häufige Ursachen für Krankschreibungen waren: Mit rund einer Woche verursachten Atemwegserkrankungen (6,6 Tage) und Infektionskrankheiten (5,8 Tage) lediglich kurze Krankheitsepisoden.
Betriebliches Gesundheitsmanagement - datenbasiert und evaluiert
Basierend auf detaillierten, selbstverständlich anonymisierten, Analysen des Krankheitsgeschehens in Unternehmen lassen sich häufig "Belastungsmuster" anhand des Erkrankungsgeschehens der Belegschaften feststellen.
Betriebskrankenkassen engagieren sich schon lange gemeinsam mit ihren Trägerunternehmen in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Gesunde Mitarbeiter gehören bereits in vielen Firmen zur Unternehmensphilosophie oder sind in den Unternehmenszielen verankert.
Exemplarisch dafür steht das Netzwerk Gesundheit der BAHN-BKK: Ein interdisziplinäres Team mit Wissenschaftlern und Fachleuten aus den Bereichen Unternehmensanalyse, Organisationspsychologie, Gesundheitsförderung, Ernährung, Bewegung, Stressbewältigung und Sucht engagiert sich dort. Dieses Expertenteam berät und realisiert in Kooperation mit den Unternehmen individuell auf die jeweiligen Firmen zugeschnittenen Projekte. Dabei ist die Evaluation ein wesentlicher Bestandteil des Projektablaufs, denn so wird geprüft, ob die gesteckten Ziele mit den geplanten Maßnahmen erreicht worden sind und wo optimiert werden kann.
So werden im Projekt mit der DB Projektbau GmbH zur Vermeidung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen die Mitarbeiter der umfassend über Stressentstehung informiert und ihnen Wege zur Stressbewältigung und Entspannung aufgezeigt. Zusätzlich erhalten die Führungskräfte eine Schulung zum Thema
"Führungsverantwortung Gesundheit und Burn-out".
Krankenstand: Prozentualer Anteil der Krankgeschriebenen je Kalendertag. Für das Jahr 2012 wird dieser wie folgt ermittelt:
16,4 Krankentage ÷ 366 Tage = 4,48 Prozent.
Krankheitsfall/Falldauer: Im Jahr 2012 dauerte ein Krankheitsfall im Durchschnitt 13,1 Tage.