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Depressionen nehmen bundesweit zu

Betriebskrankenkassen rechnen mit Anstieg der Krankenstände in diesem Jahr

(lifePR) (Frankfurt, )
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) meldet ein bundesdeutsches Rekord-Tief der Krankenstände. Die Statistiken der Betriebskrankenkassen (BKK) legen andere Schlüsse nah: Bereits im ersten Halbjahr 2007 liegt der Krankenstand mit 3,9 Krankschreibungen pro Kalendertag je hundert sozialversicherungspflichtig Beschäftigte über dem Wert des Vorjahres (2006: 3,6 Prozent). Bei Fortsetzung dieses Trends bleiben die für das vergangene Jahr errechneten bundesdurchschnittlich 12,4 Krankheitstage je Arbeitnehmer auch weiterhin der niedrigste Wert seit 30 Jahren.

Fast jedem 2. Beschäftigten (47 Prozent) blieb in 2006 krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit erspart. Nur knapp ein Viertel (22 Prozent) verbrachte krankheitsbedingt ein bis sieben Kalendertage in häuslicher Umgebung oder stationären Einrichtungen.

Lang andauernde (ab 43 Kalendertage) und ab der sechsten Woche mit Entgeltersatzzahlung verbundene Erkrankungen machten zwar nur vier Prozent aller Fälle aus, verursachten aber über 42 Prozent aller Krankheitstage.

Volkswirtschaftlich interessant ist ein Blick ins Detail. Hieraus ergeben sich Ansätze für Prävention und Arbeitsschutz in einzelnen Branchen und Regionen. Die Betriebskrankenkassen betreiben zu diesen Zwecken jahrelange und systematische Analyse und bieten professionelle Beratung für Handwerk und Industrie.

Die „Südländer“ fehlen seltener Im Juni 2007 lag der Krankenstand der hessischen Arbeitnehmer bei 3,43 Prozent aller pflichtversicherten Mitglieder (Bundesdurchschnitt: 3,46 Prozent). Damit setzt sich der Trend der Vorjahre fort: Vor allem die “Südländer“ haben niedrige Krankenstände. Baden-Württemberg (2,88 Prozent) und Bayern (3,14 Prozent) sind Spitzenreiter. Schleswig-Holstein zieht nun allerdings an den Hessen vorbei. Im Juni lag der Krankenstand dort bei 3,42 Prozent der Berufstätigen. Interessant auch: Im nördlichsten Deutschland meldeten sich mehr Frauen als Männer krank. Das ist sonst nur in Hamburg und den neuen Bundesländern der Fall.

Bei der Dauer der Arbeitsunfähigkeit schneiden die Hessen nicht gut ab: Nach Berechnungen des BKK Landesverbandes benötigten hessische Arbeitnehmer im letzten Jahr durchschnittlichen 12,6 Tage zur Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit (2004 und 2005: 12,9 bzw. 12,6 Tage). Dieser Wert liegt knapp über dem Bundesdurchschnitt (2006: 12,4 Tage) und beschreibt einen abfallenden Trend.

Erhebliche Unterschiede verdeutlicht auch der Vergleich einzelner Regionen. Der höchste Krankenstand wurde in Gießen und im Lahn-Dillkreis festgestellt (4,2 Prozent), während in Fulda, dem Main-Taunus-Kreis und Offenbach lediglich 3,1 Prozent der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz vermisst wurden. Auffällig auch die Kennzahl „Tage je Fall“: Während im Werra-Meißner-Kreis hierfür durchschnittlich 15,6 Tage errechnet wurden, liegt der Vergleichswert in den Kreisen Darmstadt-Dieburg, Darmstadt, Main-Taunus-Kreis bei 11,1 bzw. 11,2 Tagen durchschnittlicher Krankheitsdauer.

Branchen im Vergleich:

Die rund 859.000 Beschäftigten in der Metallverarbeitung und dem Kfz-Gewerbe sind die größte von der BKK-Statistik erfasste Branche. Berufstätige dieser Handwerks- bzw. Industriezweige waren durchschnittlich 13,1 Tage (Hessen 2006: 12,8 Tage) krank. (Im Vergleich: Berufs- und branchenunabhängiger Durchschnitt / Krankheitstage aller pflichtversicherten Arbeitnehmer Bund 2006:13,4 Tage / Hessen: 12,6 Tage).

Überraschend gut konstituiert sind die rund 813.000 Beschäftigten des Handels. Lediglich 10,7 AU-Tage (Hessen 2006: 11,5 Tage) lassen Rückschlüsse auf erfolgreichen Arbeitsschutz und gesundheitsgerechte Arbeitsplatzgestaltungen zu.

Traditionell unterdurchschnittliche Fehlzeiten zeichnen auch die 703.000 Wirtschaftsdienstleister des Landes aus (Bund 2006: 10,3 Tage / Hessen: 10 Tage). Banker wurden von dieser Branche getrennt analysiert. Sie unterbieten mit 9,2 Krankentage im Jahresdurchschnitt sogar noch den Vorjahreswert von 9,3 Tagen (Hessen 2006: 9,5 Tage).

Die Kehrseite bleibt: Nach wie vor sind Müllwerker und Reinigungskräfte außerordentlichen Belastungen und (Infektions)Risiken ausgesetzt. Das erklärt, warum die Angehörigen dieser Branche mit durchschnittlich 18,8 Tagen (Hessen: 18,3 Tage) überdurchschnittlich häufig und länger krank sind Auch Eisenbahner und Beschäftigten der Verkehrsbetriebe fehlten mit 17,9 Tagen im vergangenen Jahr überdurchschnittlich lange und oft (Hessen: 17,6 Tage). Hierbei ist zu berücksichtigen: Schwere körperliche Belastungen und Witterungsabhängigkeit sind Auslöser unterschiedlichster Erkrankungen.

Krankheitsursachen im Vergleich:

Über alle Branchen und Berufe hinweg sind die häufigsten Ursachen für Krankschreibungen und Fehlzeiten schon seit vielen Jahren die orthopädischen Beschwerden. „Muskel- und Skeletterkrankungen“ haben einen Anteil von 26,5 Prozent an allen Diagnosen. „Verletzungen“ folgen an zweiter Stelle und verursachen 15,7 Prozent der Arbeitsausfälle. „Atemwegserkrankungen“ sind rückläufig. Sie rangieren mit 15 Prozent mittlerweile an dritter Stelle. Sorge bereitet die neuerliche Zunahme psychischer Störungen.

„Affektive Störungen“ auf dem Vormarsch Mittlerweile gehen 8,9 Prozent aller Krankentage auf Depressionen, Psychosen, Neurosen, o.ä. zurück. Im Jahre 1976 wurden lediglich 2 Prozent aller Fehltage entsprechend begründet. Nun rangieren psychischen Störungen bereits an vierter Stelle. Bei den Frauen nimmt diese Krankheitsursache mit 11 Prozent aller Fälle sogar den dritten Platz ein, während diese Diagnose nur bei 6 Prozent aller Männer für eine Krankschreibung ursächlich ist.

Allein in den letzten fünf Jahren haben psychische Erkrankungen um 17 Prozent zugenommen. Damit sind die so genannten „affektive Störungen“ auf dem Vormarsch: Mehr als ein Drittel (35 Prozent) aller psychischen Erkrankungen sind Depressionen. Solche Prognosen bzw. deren langwierige Behandlung kommen Arbeitgeber und Krankenkassen teuer zu stehen.

Die durchschnittliche Ausfallzeit bei psychischen Erkrankungen liegt bei 30,4 Tagen, wobei im letzten Jahr die Diagnose „Depression“ sogar mit durchschnittlich 44 Krankentagen verbunden war. Nur die Behandlungen von Tumorerkrankungen verursachen mit durchschnittlich 35,5 AU-Tagen je Fall ähnlich hohe Ausfallzeiten und Krankengeldzahlungen. Lang andauernde Erkrankungen machen zwar nur vier Prozent aller Fälle aus, verursachen aber über 42 Prozent aller Krankheitstage.

Im Vergleich: Die die Krankheitsartenstatistik anführenden Muskel- und Skeletterkrankungen zogen etwa 18 Krankentage pro Fall nach sich. Infektionen und Verdauungsprobleme dauern im Schnitt 6 Tage.

Hessen (noch) nicht auffällig sensibel Bei den psychischen Erkrankungen liegen hessische Männer und Frauen mit 1,09 Krankentagen unter dem Bundesschnitt von 1,11 kalendertäglichen Ausfallzeiten. Wenngleich Hessen im Mittelfeld des Ländervergleichs landet, fällt der Abstand zu außerordentlich hohen AU-Quoten der Stadtstaaten und Ballungs- bzw. Industrieregionen auf: Die auf psychische Erkrankung zurückzuführenden Ausfallzeiten belaufen sich bspw. in Hamburg auf 1,98 Tage, in Berlin auf 1,86 Tage sowie im Saarland auf 1,57 Tage.

Arbeitslose und sozialpflegerisch Tätige Neuerlich bestätigt sich auch: Einzelne Berufsgruppen haben typische Prädestinationen: Fehlzeiten von Helferinnen in der Krankenpflege beispielsweise wurden auffällig häufig mit psychischer Erkrankung attestiert. Überraschend häufig war diese Diagnose aber auch bei arbeitslosen Frauen mit Bescheinigung einer Arbeitsunfähigkeit. Auf den Plätzen folgen: Telefonistinnen, Sozialarbeiterinnen und Hilfsarbeiterinnen in an- und ungelernten Tätigkeiten. Erfahrungen und konkrete Projekte beweisen jedoch: Gezielte Maßnahmen, Betreuungen und Vorbereitungen der Berufsgruppen senken nachweislich die Krankenstände in diesen Berufen.
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