Benjamin Becker, Leiter von blu:prevent, stellte die innovative Suchtpräventionsarbeit des Blauen Kreuzes vor und machte deutlich, wie wichtig es sei, Kinder und Jugendliche auf Augenhöhe und in ihrer Lebenswelt zu erreichen. In digitalen Angeboten sehe er eine große Chance, junge Menschen zu erreichen und deren Konsumkompetenzen zu erhöhen. Mit der blu:app (158.386 Downloads) erreicht blu:prevent 1,2 Mio. junge Menschen pro Jahr.
Burkhard Blienert unterstrich, wie wichtig ihm der Kontakt zu den Akteuren in der Sucht- und Selbsthilfe sowie Suchtprävention sei. Er suche den Dialog, u. a. mit dem Blauen Kreuz Deutschland, und komme, um zu lernen. Er sei froh, einen Koalitionsvertrag zu haben, in dem Sucht- und Drogenpolitik vorkomme. Die erweiterte Bezeichnung Sucht- und Drogenbeauftragter verdeutliche, dass es ihm nicht zuerst um Verbot oder Erlaubnis von bestimmten Drogen gehe, sondern darum, Sucht in seinen vielfältigen Formen wirksam entgegenzuwirken. Gerade in der Suchtprävention sehe er eine große Chance, gemeinsam viel zu erreichen. Von der Arbeit von blu:prevent zeigte er sich beeindruckt.
Jugendschutz hat oberste Priorität
Ins Gespräch kam das Blaue Kreuz Deutschland auch zur geplanten kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften. Es erkenne den „Paradigmenwechsel“ in der Politik an und wolle gemeinsam mit der Regierung Wege gehen, erklärte Hüseyin Kum, Chefarzt und Leiter der vom Blauen Kreuz betriebenen Fachklinik Curt-von-Knobelsdorff-Haus in Radevormwald, und stellte fünf Kernpunkte aus einem Positionspapier des Blauen Kreuzes zur geplanten Cannabislegalisierung vor. Bei einer staatlich regulierten Cannabisabgabe hält das Blaue Kreuz Deutschland strukturelle Maßnahmen für unerlässlich, um gesundheitlichen und sozialen Schäden vorzubeugen. Jugendschutz und Prävention, sowohl über Medien als auch durch persönliche Beratung, müssen oberste Priorität haben, denn gerade für Jugendliche und junge Erwachsene bestehen besondere Risiken durch den Cannabiskonsum, weil die Hirnreifung erst mit dem 25. Lebensjahr abgeschlossen ist und bis dahin eine besondere Vulnerabilität durch potentiell suchterzeugende Substanzen besteht. Für die Abgabe von Cannabis müssen zudem die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden und es müsse an gute Beratungsangebote geknüpft sein. Wissenschaftliche Begleitstudien seien unerlässlich. Das Blaue Kreuz Deutschland sieht in digitalen Angeboten eine große Chance, junge Menschen wirksam verhaltenspräventiv zu begleiten. Alle Positionen des Blauen Kreuzes sind hier nachzulesen.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte Blienert bezeichnete die geplante Legalisierung als „Mammutaufgabe“. Veränderungen erzeugen Ängste, doch man müsse Veränderungen in der Gesellschaft mitgehen. Auch machte er deutlich, dass das bisherige Verbot keine präventive Wirkung gezeigt hätte. Es sei ein schwieriger Weg, der beschritten werden müsse. Prävention und Jugendschutz kämen dabei an erster Stelle. Am Ende des regen Gesprächs wurden Möglichkeiten weiterer Zusammenarbeit erörtert.