Das Warnsystem hat bereits 2008 den Betrieb aufgenommen und ist seitdem ausgebaut und optimiert worden. Seitdem wurden mehr als zehn Tsunami-Ereignisse erfasst und Warnungen ausgegeben. Auch der jüngste Tsunami an der japanischen Küste, obwohl einige Tausend Kilometer entfernt, wurde von dem System registriert.
"Mit dem Warnsystem trägt die Bundesrepublik Deutschland dazu bei, dass das Leben der Menschen in den wiederaufgebauten Küstenregionen in Zukunft besser geschützt werden kann, erklärt der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Rachel, der im Auftrag der Bundesregierung die deutsche Delegation anführt. "Die Tsunamigefahr ist allgegenwärtig. Darum ist es für uns wichtig, dass die deutsche Initiative in ein dauerhaft zuverlässig funktionierendes Frühwarnsystem mündet. Ein Warnsystem kann Tsunami-Zerstörungen nicht verhindern, aber ihre Auswirkungen und die Zahl der Opfer minimieren. Das ist das Ziel von GITEWS, betont Staatssekretär Thomas Rachel.
Die Erdbeben auf dem Grund des Indischen Ozeans entstehen entlang einer Subduktionszone am Meeresboden, dem Sundagraben, der sich bogenförmig von der Nordwestspitze Sumatras bis Flores im Osten Indonesiens erstreckt. Entsteht hier ein Tsunami, laufen die Wellen im Extremfall innerhalb von 20 Minuten an der Küste auf, so dass nur sehr wenig Zeit für eine Frühwarnung bleibt.
Das technische Konzept von GITEWS beruht auf einer Kombination verschiedener Sensoren. Entscheidend ist die schnelle und präzise Erfassung und Auswertung von Erdbeben, unterstützt durch GPS-Satellitennavigationsdaten und Pegel-Messungen. Die neu entwickelte Erdbebenauswertungssoftware hat sich als so schnell und zuverlässig erwiesen, dass sie mittlerweile in über 40 Ländern installiert wurde.
GITEWS warnt maximal fünf Minuten nach einem Beben auf der Basis von Informationen aus den rund 300 Messstationen, die in den letzten 6 Jahren in ganz Indonesien aufgebaut wurden. Dazu gehören Seismometer, GPS-Stationen und Küstenpegel. Die Daten der Sensoren werden über ein Tsunami-Simulationssystem im Warnzentrum in ein Lagebild umgesetzt, das entsprechend gestufte Warnungen für die betroffenen Küstenabschnitte ausgibt.
Das Beben vor der Südküste Sumatras vom 25. Oktober 2010 zeigte allerdings die Grenzen der Tsunami-Frühwarnung auf. Die vorgelagerten Mentawai-Inseln im Sunda-Bogen wurden von dem ausgelösten Tsunami besonders stark getroffen. Etwa zeitgleich mit dem innerhalb von 5 Minuten ausgelösten Tsunami-Alarm liefen hier die ersten Wellen auf, so dass keine Zeit für eine Reaktion blieb und rund 500 Todesfälle zu beklagen waren. Für die weiter vom Beben entfernte Hauptinsel Sumatra mit den größeren Küstenstädten kam die Warnung rechtzeitig etwa 40 Minuten vor Eintreffen der ersten Wellen. Trotz der extrem kurzen Vorwarnzeiten hat sich GITEWS technisch und organisatorisch als funktionstüchtig erwiesen.
Indonesien wird in den nächsten Jahren die Katastrophenschulung der Bevölkerung und die flächendeckende Verbreitung der Warnmeldungen weiter verbessern. Deutsche Experten unterstützen den Betreiber des Warnzentrums, BMKG (Meteorologischer, Klimatologischer und Geophysikalischer Dienst Indonesiens), bis 2014 weiter bei der Ausbildung des Fachpersonals. An dem Betrieb des Warnzentrums sind über 170 Personen beteiligt, etwa 40 davon ausschließlich im Schichtbetrieb.
Direkt nach der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 hatte die Bundesregierung der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, vertreten durch das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ, den Auftrag zur Entwicklung und Implementierung eines Frühwarnsystems für Tsunamis im Indischen Ozean erteilt. Die Mittel in Höhe von 55 Millionen Euro stammen zu großen Teilen aus dem Beitrag der Bundesregierung im Rahmen der Flutopferhilfe. Das Projekt wurde als Forschungsvorhaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und in Zusammenarbeit mit dem indonesischen Wissenschaftsministerium und zuständigen Fachbehörden durchgeführt.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.gitews.de