Frau Krausa, müssen Sie anderen Menschen häufig erklären, was Wildbienen sind, wenn Sie von Ihrem Job erzählen?
Kathrin Krausa: In der Tat, viele ahnen gar nicht, dass es neben der Honigbiene noch andere Bienen gibt. Der Blick vieler Menschen öffnet sich dann aber sehr schnell und sie sind begeistert, wie groß die Vielfalt der Bienen ist und wie einfach sie zu beobachten ist.
Was genau sind denn Wildbienen? Faule Honigbienen, die vor dem mühsamen Leben einer Arbeiterin geflüchtet sind?
Nein, ganz und gar nicht. Als Wildbienen bezeichnet man in Deutschland die etwa 560 Bienenarten, die neben der Honigbiene vorkommen. Dazu zählen die Hummeln, die ebenfalls in Völkern leben, sowie eine große Anzahl von solitär, also einzeln lebenden Bienen. Faul sind diese Bienen sicherlich nicht, schließlich müssen sie sich ganz alleine um ihre eigene Ernährung und die Versorgung der Brut kümmern. Honigbienen hingegen teilen sich die Arbeit und haben so auch Zeit zum Müßiggang.
Wie sehen Wildbienen aus?
Sehr unterschiedlich! Es gibt winzige, nur wenige Millimeter kleine genauso wie große, pelzige Exemplare. Wieder andere sehen Wespen ähnlich. Einige Bienen sind leicht von anderen zu unterscheiden, viele sind sich aber auch sehr ähnlich. Sicher kann man sich immer dann sein, wenn große Pollenpakete an den Hinterbeinen oder unter dem Hinterleib, an der Bauchbürste, entdeckt werden: Dann handelt es sich um eine Biene!
Von Blüte zu Blüte fliegen und Pollen sammeln - ist das alles, was Wildbienen tun? Hört sich nach einem entspannten Leben an...
Das hört sich vielleicht entspannt an, für die weiblichen Bienen bedeutet es aber eine Menge Arbeit. Unermüdlich fliegen Sie auf der Suche nach Pollen und Nektar zwischen Blüten und ihren Nistplätzen hin und her. Sie sind ihr ganzes, wenige Wochen langes Leben damit beschäftigt, Nester anzulegen, sich zu verpaaren und die Brut zu versorgen.
Und was tun die Männchen?
Männchen sind in der Hauptsache damit beschäftigt eine Partnerin für die Verpaarung zu finden.
An Nestbau und Verproviantierung beteiligen sie sich nicht. Aber ganz und gar faul sind sie dennoch nicht: Einige Arten zeigen ein wahres Territorialverhalten. Die Männchen bewachen und verteidigen dann kleine Gebiete, in denen die Weibchen Futter finden, gegenüber Konkurrenten.
Stichwort Bienenstich: Sind Wildbienen für den Menschen gefährlich?
Nein! Wildbienen sind äußerst friedfertig. Zwar haben sie auch einen Stachel, allerdings ist dieser in den meisten Fällen nicht kräftig genug, um unsere Haut zu durchdringen. Wildbienen können somit ohne jegliche Angst und in aller Ruhe sowohl an den Nestern als auch an Blüten beobachtet werden.
Wildbienen produzieren keinen Honig. Sind sie trotzdem nützlich für den Menschen?
Unbedingt! Bienen sind die wichtigsten Pflanzenbestäuber. Sie bestäuben eine Menge der Blütenpflanzen und darunter sind auch viele unserer Nutzpflanzen wie Obstbäume.
Viele Wildbienenarten gelten als gefährdet. Was können wir tun, um sie zu schützen?
Ganz einfach: wir müssen uns überlegen, was eine Biene zum Leben braucht. Das sind in erster Linie Blütenpflanzen und Nistplätze. Bienen sind teilweise sehr anspruchsvoll, aber vielen kann durch das Anpflanzen von Blütenpflanzen oder dem Bereitstellen von Nisthilfen geholfen werden.
Naturnahe Gärten, in denen auch Wildblumen einen Platz haben, stellen einen Rückzugsort in der sonst versiegelten Landschaft dar.
Ist es aufwändig, so ein Bienenhotel zu bauen und zu pflegen?
Der Aufwand hinter dem Bau einer Nisthilfe ist sehr unterschiedlich. Von der einfachen Konservendose gefüllt mit Schilfstängeln bis hin zu ganzen Wänden, bestückt mit verschiedensten Nisthilfen aus Holz und Stein: Es ist ein sehr breites Spektrum an Möglichkeiten.
Der Bau einer Nisthilfe ist also etwas für die ganze Familie.
Was gibt es zu beobachten, wenn Wildbienen sich im Garten tummeln?
Eine ganze Menge, Bienen sind am häufigsten an Blüten zu sehen, für einige Sekunden lassen sie sich gut bei der Arbeit, dem Pollen- und Nektarsammeln zu beobachten. Am spannendsten wird es, wenn auch die Nistplätze im einen Garten liegen, dann herrscht ein reger Flugbetrieb zwischen Nistplatz und Blütenpflanzen.
Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Seit dem Jahr 2000 fördern sie den Austausch zwischen Öffentlichkeit und Forschung. Im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde stehen drei zentrale Fragen im Mittelpunkt: Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirtschaften? Und: Wie können wir unsere Umwelt bewahren? Damit fördert das Wissenschaftsjahr 2012 die gesellschaftliche Debatte über die Ziele, Herausforderungen und Aktionsfelder einer nachhaltigen Entwicklung.