Das europaweit organisierte Projekt CLARIN (Common Language Resources and Technology Infrastructure) ergänzt den Zettelkasten in den Philologien durch die digitale Recherche in großen Datenbeständen und trägt damit wesentlich zur Leistungsfähigkeit der Geisteswissenschaften bei. Auch bei der Dokumentation vom Aussterben bedrohter Sprachen spielen digitale Medien eine entscheidende Rolle: authentische Sprachaufnahmen, Textsammlungen, Artefakte und andere kulturell wertvolle Überlieferungen lassen sich so für nachfolgende Generationen auf Dauer bewahren. Im günstigsten Fall können sie einen wesentlichen Beitrag zur Revitalisierung von bedrohten Sprachen leisten.
"Auf der Basis solcher virtueller Forschungsinfrastrukturen können gänzlich neue Fragen gestellt und neuartige wissenschaftliche Erkenntnisse erzielt werden, betonte BMBF-Staatssekretärin Cornelia Quennet-Thielen. "CLARIN ist ein bemerkenswertes europäisches Projekt, das herausragende Forschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften stimuliert. Digitale Archive haben für diese Disziplinen einen ähnlich hohen Stellenwert wie Genomdatenbanken in den Lebenswissenschaften. Ich freue mich, dass Deutschland dabei ein besonders starker Partner ist, so Quennet-Thielen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die deutschen Partner im Verbundprojekt CLARIN-D mit 8,5 Millionen Euro für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren. Unter der Federführung der Universität Tübingen (Projektkoordinator Prof. Hinrichs vom Seminar für Sprachwissenschaft) beteiligen sich acht Partner in Deutschland: Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Institut für Deutsche Sprache, Max-Planck-Institut für Psycholinguistik, Universität Hamburg, Universität Leipzig, Universität München, Universität des Saarlandes und Universität Stuttgart.
In den neun Zentren des Verbundes werden
große Mengen relevanter Text- und Sprachressourcen gepflegt und über das Internet für Forschungszwecke bereitgestellt;
webbasierte Software-Werkzeuge und Technologien für disziplinen- und institutionenübergreifende Zusammenarbeit verfügbar gemacht, um die Informationsflut von elektronisch verfügbaren Daten strukturieren und beherrschen zu können;
sprachliche Daten zu großen virtuellen Sammlungen frei kombinierbar, um die Beantwortung ganz neuer Fragestellungen zu erlauben;
Forscher aus allen geistes-, sozial- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen bei zunehmend komplexer werdenden Arbeitsabläufen unterstützt;
im internationalen Wettbewerb erfolgreiche Forschungsaktivitäten in einem attraktiven Umfeld ermöglicht.
Der Wissenschaftsrat hatte im Januar 2011 "Empfehlungen zu Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass der Aufbau von Infrastruktur häufig eine Voraussetzung für die Beantwortung zukunftsweisender wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Fragen durch thematisch fokussierte Projekte der Spitzenforschung sei.