Bienen und Bestäubung
Der Begriff Wildbiene wird gebraucht, um die dazu gehörigen Bienen von der Honigbiene abzugrenzen. In den Köpfen der meisten Menschen besteht kein Unterschied bzw. kein Wissen um die Existenz anderer Bienenarten. Dabei sind die Wildbienen in Mitteleuropa die wichtigsten Bestäuber und tragen erheblich zur Biodiversität der Pflanzen bei. Sowohl Honig- als auch Wildbienen sind auch für die Bestäubung vieler unserer Kulturpflanzen verantwortlich: Damit
Äpfel oder Birnen im Herbst geerntet werden können, müssen im Frühjahr die Bienen von Blüte zu Blüte geflogen sein. Immer häufiger wird selbst in Gewächshäusern auf die Bestäubung durch Wildbienen gesetzt.
Ein Leben allein
In vielen Punkten unterscheiden sich die Lebensweisen von Wild- und Honigbienen. So ist die Staatenbildung der Honigbiene eine Ausnahme. Die meisten Wildbienen leben solitär und für einen kurzen Zeitraum. Nur ein kleiner Teil, die Hummeln, bildet Völker, die aber nur ein Jahr bestehen. Daher gibt es für die Wildbienen keinen Grund, Honigvorräte für den Winter anzulegen.
Eine solitär lebende Biene muss sich um das Anlegen ihrer Nester und die Versorgung ihrer Brut allein kümmern. In der kurzen Zeit ihres Lebens suchen die Weibchen nach einem geeigneten Nistplatz, in dem die Brut die Zeit bis zum nächsten Frühjahr überstehen kann. In dem Nistplatz wird dann jedes Ei einzeln in eine Brutzelle gelegt. Aus dem Ei schlüpft eine Larve, die sich von abgelegtem Proviant ernährt, anschließend verpuppt und im nächsten Jahr schlüpft. Die Männchen tragen nicht zu dem Bau der Nester oder der Versorgung von Brut bei. In den meisten Fällen verpaaren sie sich lediglich mit den Weibchen.
Nahrung und Nistplatz
Honigbienen finden in den Zargen der Imker eine geeignete Behausung. Einige wenige, wilde Völker leben meist in hohlen Bäumen. Der größte Teil der Wildbienen lebt unter der Erde, sie graben sich ihr Nest selbst aus oder nutzen bereits vorhandene Hohlräume. Andere nisten über der Erde, etwa in Pflanzenstengeln oder Mauerritzen. Wieder andere bauen keine eigenen Nistplätze, sie schmarotzen in den Nestern anderer Bienenarten. Als sogenannte Kuckucksbienen legen sie in fremden Nestern ein Ei ab, das dann von der fremden Bienenart versorgt wird.
Hinsichtlich der Nahrung gibt es viele Bienen, die keine besonderen Ansprüche haben. Sie sammeln an verschiedensten Blüten Pollen und Nektar. Einige Spezialisten hingegen sind auf wenige Pflanzen angewiesen und benötigen deren Pollen für die Verproviantierung ihrer Brutzellen. Das bedeutet, dass diese Spezialisten auch nur an Orten zu finden sind, an denen die entsprechenden Pflanzen vorkommen.
Wildbienenschutz im eigenen Garten
Knapp die Hälfte der 560 Bienenarten gilt in ihrem Bestand als gefährdet. Der Grund hierfür ist in erster Linie in der Verschlechterung ihrer Lebensräume zu sehen. Nistplätze und Nahrung sind nur limitiert vorhanden. Die zunehmende Monokultivierung, die Versiegelung von brachliegenden Flächen und die Fragmentierung der Landschaft verkleinern die Lebensräume der meisten Wildbienen.
Wir können Wildbienen indirekt durch den Schutz und die Verbesserung ihrer Lebensräume schützen. Also durch das Anpflanzen von attraktiven Wildblumen in einem naturnahen Garten oder durch das Aufstellen von Nisthilfen. Jeder Einzelne kann etwas für die Wildbienen tun - zum Beispiel im eigenen Garten oder auf dem Balkon. Je abwechslungsreicher die Bepflanzung gestaltet ist, desto mehr Freude haben nicht nur wir Menschen, sondern auch die Bienen an den Blumen. Verschiedene Wildpflanzen, die von Frühjahr bis Herbst blühen, lassen sich auch auf kleinerem Raum anpflanzen.
"Ist der Tisch einmal gedeckt, werden sich Wildbienen schnell einfinden", sagt Kathrin Krausa von der Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr Universität Bochum. Sobald die Bienen in einer Gegend genügend Nahrung finden, legen sie auch, wenn möglich, ihre Nester in der Nähe an. Dabei können wir Menschen die Tiere ebenfalls unterstützen: indem wir ihnen Nistplätze bereitstellen. Der Bau eines Bienenhotels ist mit nur geringem Aufwand verbunden (siehe Anleitung) - und kann lange Freude bereiten. Denn die unterschiedlichsten Wildbienenarten können so nicht nur bei der Futtersuche, sondern auch während des Baus ihrer Nistplätze beobachtet werden. Ein Naturschauspiel, das gerade "Stadtkinder" sich nicht entgehen lassen sollten! Vor Stichen muss dabei niemand Angst haben: Wildbienen sind absolut friedfertige Tiere und ihr Stachel ist zur Verteidigung gegen den Menschen nicht geeignet.
Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Seit dem Jahr 2000 fördern sie den Austausch zwischen Öffentlichkeit und Forschung. Im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde stehen drei zentrale Fragen im Mittelpunkt: Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirtschaften? Und: Wie können wir unsere Umwelt bewahren? Damit fördert das Wissenschaftsjahr 2012 die gesellschaftliche Debatte über die Ziele, Herausforderungen und Aktionsfelder einer nachhaltigen Entwicklung.