Scrapter exiguus selbst wäre im "Saal der Wale und Elefanten" des Senckenberg Naturmuseums in Frankfurt vermutlich unbemerkt geblieben: Das mattschwarz glänzende Insekt misst gerade einmal vier Millimeter. Zu Taufzwecken hatte Dr. Kuhlmann deshalb einige Großaufnahmen seiner Entdeckung nach Frankfurt mitgebracht, die er den Besucherinnen und Besuchern des Senckenberg-Familientages zusammen mit Fotos vom Lebensraum der Biene präsentierte.
Sichtlich stolz notierten die Gymnasiasten anschließend in großen Buchstaben den von ihnen gewählten Namen. Sie hatten ihn mithilfe von Lateinlehrerin und Biobüchern gefunden: "exiguus" bedeutet "winzig". "Dieser Name bringt es auf den Punkt", lobte Dr. Kuhlmann vom Natural History Museum London, "Die Art ist eine der kleinsten der 1828 erstmals beschriebenen Gattung Scrapter."
Prof. Dr. Volker Mosbrugger, Direktor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, überreichte die Siegerurkunde und zeigte sich vom Erfolg des Projektes beeindruckt: "Ein Ziel im Wissenschaftsjahr Zukunftsprojekt Erde war es, dass Menschen aktiv und mit Freude die Vielfalt der Natur vor der eigenen Haustür erleben. Das ist dem Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Wildbienenprojekt in ausgezeichneter Weise gelungen: Rund 800 Menschen in Deutschland und darüber hinaus haben mehr als 200 Wildbienenhotels gebaut. Der Hauptpreis, den wir heute verleihen, ist etwas ganz Besonderes: Einer neu entdeckten Bienenart ihren wissenschaftlichen Namen zu geben und damit ein Stück Biologie zu schreiben - das gibt es nur im Wissenschaftsjahr."
Schülerinnen und Schüler aus Nordhorn hatten den Wettbewerb mit einem zum Wildbienenhotel umgebauten Waschzuber gewonnen. Aus Ton, Sand, Schilf und Bambus kreierten sie in dem Blechbehälter zahlreiche Nistplätze für Wildbienen, die Röhren und Bohrungen für die Eiablage nutzen. "Das Hotel besteht vollständig aus vorhandenem Material. Da wurde nichts neu gekauft", so Jurymitglied Cornelis F. Hemmer. Alles sei fest verankert und mit einem Drahtgeflecht vor Vögeln geschützt. "An diesem Hotelbau waren zudem eine Menge Leute beteiligt: Kinder, Jugendliche und Erwachsene", betonte er, "Dadurch haben sich bereits beim Bau dieses Hotels viele Menschen mit dem Thema Wildbienen beschäftigt."
Zum Hintergrund
Der Wettbewerb: Gut 800 Personen haben sich mit insgesamt 212 Beiträgen am Wettbewerb "Erst bauen, dann schauen" beteiligt. Zur Jury gehörten Cornelis F. Hemmer von der Initiative "Deutschland summt", Prof. Res Ingold, Mitglied der Akademie der Bildenden Künste München, Johann-Christoph Kornmilch von der Universität Greifswald, die Künstlerin Bärbel Rothaar sowie Kathrin Krausa von der Ruhr-Universität Bochum, die das Projekt außerdem als wissenschaftliche Beraterin begleitet hatte. Neben dem Gewinnerhotel aus Nordhorn waren zwei weitere Wildbienenhotels für den Hauptpreis des Wettbewerbs nominiert: das Modell "Afrika" von Caroline Albrecht und Anja Wrzesinski in Form einer topografischen Karte Afrikas sowie das Modell "Apollinaria" der Tübingerin Julia Spät. Sie baute eine Getränkekiste mithilfe von Holunder, Schilf, Holz und Stroh zu einem Nistplatz um.
Weitere Informationen zum Wildbienenprojekt im Wissenschaftsjahr Zukunftsprojekt Erde gibt es unter: www.zukunftsprojekt-erde.de/...
Die Wildbienen: Wildbienen leben im Gegensatz zu Honigbienen meist solitär und legen keinen Honigvorrat an. Weltweit sind bisher etwa 30.000 Arten bekannt, ca. 560 davon kommen in Deutschland vor. Wildbienen stechen nur bei akuter Lebensgefahr; ihr Stachel ist wesentlich dünner und ihr Gift weniger schmerzhaft als bei der Honigbiene. Als Nistplatz bevorzugen Wildbienen sonnige und regengeschützte Standorte, die in urbanen Gebieten immer seltener werden. Wildbienenhotels können deshalb eine gute Alternative sein.
Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Seit dem Jahr 2000 fördern sie den Austausch zwischen Öffentlichkeit und Forschung. Im Wissenschaftsjahr 2012 - Zukunftsprojekt Erde stehen drei zentrale Fragen im Mittelpunkt: Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirtschaften? Und: Wie können wir unsere Umwelt bewahren? Damit fördert das Wissenschaftsjahr 2012 die gesellschaftliche Debatte über die Ziele, Herausforderungen und Aktionsfelder einer nachhaltigen Entwicklung.