Als Quelle für Kohlenstoff könnte CO2 einmal teurer und knapper werdendes Erdöl ersetzen, aus dem die chemische Industrie bisher einen Großteil ihrer Chemikalien und Kunststoffe herstellt. Die Herausforderung dabei: CO2 steht chemisch gesehen am Ende der Verbrennungskette und ist deshalb besonders reaktionsträge und energiearm. Chemiker müssen daher tief in ihre Trickkiste greifen, um das CO2 zu mobilisieren, zum Beispiel mit geeigneten Katalysatoren. In einigen Fällen werden auch große Mengen Energie dafür benötigt. Sie müssen aus regenerativen Quellen kommen, damit die Verfahren nachhaltig sind.
Dabei lassen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn es fehlt derzeit noch an Speichern für Wind- oder Solarenergie, die künftig in Zeiten eines Überangebotes in größerem Umfang ungenutzt bleiben würden. Diese Energie könnte genutzt werden, um aus Wasser per Elektrolyse Wasserstoff zu gewinnen und daraus mit CO2 Methan herzustellen. Methan kann einerseits als chemischer Grundstoff vielfältig weiter verarbeitet werden, zum Beispiel zu Kunststoffen oder Kraftstoffen. Methan ist darüber hinaus Hauptbestandteil von Erdgas und lässt sich deshalb unbegrenzt in das Erdgasnetz einspeisen. Dieser Ansatz wird als "Strom-zu-Gas-Technologie bezeichnet. Auf diese Weise wird elektrische Energie chemisch gespeichert.
Mittlerweile können die Forscher beim Erschließen von CO2 als Rohstoff erste Erfolge vermelden:
Entwicklung effektiver Katalysatorsysteme, mit denen CO2 zu Kunststoffen verarbeitet werden kann
Im Projekt "CO2 als Polymerbaustein unter Federführung von BASF gelang es, CO2 als Baustein für die Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat zu nutzen. Die Forscher entwickelten hierfür Katalysatoren, die frei von Edelmetallen und nicht toxisch sind. Sie können im Kunststoff verbleiben, ohne seine Eigenschaften zu beeinträchtigen. Dadurch spart man zusätzliche energie- und ressourcenaufwendige Aufarbeitungsschritte. Das CO2-haltige Polymer Polypropylencarbonat (PPC) kann hervorragend mit Biopolymeren verarbeitet werden, um die Eigenschaften dieser aus Biomasse hergestellten Kunststoffe zu verbessern. Außerdem ist es biologisch abbaubar. Anwendungsbereiche für diese Materialien liegen unter anderem bei Verpackungen und Spritzgussteilen, zum Beispiel für Gehäuse von elektrischen Geräten.
Entwicklung einer Pilotanlage für CO2-basiertes Polyurethan Im Rahmen des Forschungsprojekts "dream production unter Koordination von Bayer Material Science gelang es erstmals, CO2 aus Rauchgasen von Kohlekraftwerken für die chemische Industrie verfügbar zu machen. Die Entwicklung effektiver Katalysatoren ermöglicht die Umsetzung von CO2 in ein Ausgangsmaterial für den Kunststoff Polyurethan. Auf dieser Grundlage entwickelten die Forscher ein Herstellungsverfahren für CO2-basiertes Polyurethane. Diese haben einen CO2-Anteil im zweistelligen Prozentbereich. Da Polyurethanschäume eine breite Anwendung besitzen, zum Beispiel als Schaumstoffmatratze oder Leichtbauteile, kann mit den neuen Polyurethanen CO2 im Millionen Tonnen-Maßstab langfristig gebunden werden. Eine Pilotanlage ist in Betrieb, eine Demonstrationsanlage kann nun geplant werden, damit ist die großtechnische Umsetzung in Reichweite.
"Eine erfolgreiche industrielle Umsetzung dieser vielversprechenden Forschungs- und Entwicklungsprojekte zur Verwertung von CO2 und ungenutzter Windenergie kann dazu beitragen, den langfristig notwendigen Strukturwandel unserer Industriegesellschaft "Weg vom Öl und hin zu einer "Grünen Wirtschaft einzuleiten, sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan. "Chemische Energiespeicherung unter Nutzung von CO2 kann einen bedeutenden Beitrag zu unserer Energiewende leisten und sowohl zum Klimaschutz als auch zum Schutz fossiler Ressourcen beitragen.
Weitere Ergebnisse werden am 9./10. April 2013 im Rahmen der 3. BMBF-Statuskonferenz "Chemische Prozesse und stoffliche Nutzung von CO2 in Berlin vorgestellt.
Darüber hinaus finden Sie Informationen unter: http://www.fona.de/de/9852