Hochrangige Vertreter der beteiligten Länder und Institutionen haben dazu am Freitag in Schloss Ludwigsburg ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. "Die Zukunft dieses Forschungsprojektes ist damit weiterhin gesichert. Die Forscher können künftig noch mehr Fragestellungen bearbeiten und so mehr über das Altern lernen", sagte Prof. Frieder Meyer-Krahmer, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). "Das zeigt, welch hohen Stellenwert das Thema alternde Gesellschaft in Europa hat. Wir sind uns alle darin einig, dass die demographische Entwicklung eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunft ist."
Das BMBF wird zusätzlich zu den in Deutschland für die Befragungen anfallenden Kosten die Mittel für den gemeinsamen organisatorisch-technischen Rahmen und für die Koordination des europäischen Verbundes tragen. Die Europäische Union wird weiterhin zentrale Aufgaben wie die Softwareentwicklung in neuen SHARE-Ländern finanzieren. Das Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und demographischer Wandel (MEA) koordiniert die europäische Datenerhebung. Am Projekt, das im Jahr 2002 im Rahmen des 5. Rahmenprogramms der EU aufgelegt und von der EU und dem amerikanischen National Institute on Aging (NIA) finanziert wurde, beteiligen sich bislang 14 Länder der Europäischen Union, sowie Israel und die Schweiz. SHARE wird als eines der ersten über mehrere Standorte verteilten Projekte im Rahmen der ESFRI-Initiative den Rechtsstatus eines European Research Infrastructure Consortium (ERIC) anstreben. Durch die mit dem Rechtsstatus ERIC verbundene Möglichkeit der Befreiung von der Umsatzsteuer können forschungsfremde Finanzierungskosten eingespart werden.
Die Wissenschaftler des SHARE-Projektes untersuchen die Altersprozesse von 45.000 Befragten. Drei Jahre nach Veröffentlichung der ersten Daten gibt es schon mehr als 1300 registrierte Nutzer aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen. Die umfangreiche multidisziplinäre Forschung auf Basis der SHARE-Daten zeigt deutlich, auf wie vielfältige Weise die Altersprozesse und die damit verbundenen menschlichen Beziehungen in Europa ablaufen. Zum Beispiel gibt es im Norden ganz andere Muster, sich in der Familie gegenseitig zu helfen als im Süden. So hilft die Familie in Skandinavien älteren Menschen meistens freiwillig und sporadisch. Im Süden dagegen wird die Pflege der eigenen Eltern eher als Pflicht angesehen, der häufig intensiv nachgegangen wird. Diese Unterschiede sind unter anderem auf das unterschiedliche Angebot an öffentlichen sozialen Dienstleistungen zurückzuführen.
Mit der Veröffentlichung der Daten der dritten Erhebungswelle werden die Forscher detaillierte Informationen über die individuellen Lebensverläufe der Europäer erhalten, mit denen die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen auf das individuelle Verhalten beleuchtet werden können. Die Zahl der Befragten wird deutlich erhöht, um die Vielfalt des Alterns genauer verstehen und die Ursachen unterschiedlicher Lebenslaufdynamiken besser gewichten zu können. Damit wird SHARE zu einem zentralen Altersforschungsinstrument in Europa ausgebaut.