Wenige Tage zuvor war ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum XFEL-Start erreicht: Bei den deutsch-russischen Regierungskonsultationen hatte Bundesforschungsministerin Annette Schavan von ihrem Amtskollegen, Forschungsminister Andrej Fursenko, die Zusage erhalten, dass Russland sich mit 250 Millionen Euro am Bau des Europäischen Röntgenlasers beteiligt. Ministerin Schavan dankte der russischen Regierung für ihr großes Engagement bei diesem herausragenden Projekt in der Grundlagenforschung. "Jetzt sind alle Weichen gestellt, damit der Bau weiter zügig vorankommen kann", sagte Schavan.
"Deutschland baut seine Spitzenstellung in der Photonenforschung mit dem Bau des Europäischen Röntgenlasers XFEL weiter aus - und wird zu einem hoch attraktiven Standort für Wissenschaftler aus aller Welt", sagte Schavan. Voraussetzung für den Erfolg des XFEL ist nach den Worten der Ministerin Deutschlands Kompetenz in der Grundlagenforschung: "Dafür steht auch das Hamburger Helmholtz-Zentrum DESY. Wir werden auch künftig auf eine exzellente Grundlagenforschung setzen. Trotz der Finanz- und Wirtschaftskrise dürfen wir hier auf keinen Fall nachlassen. Grundlegende Innovationen sind nur möglich, wenn Wissenschaftler auch künftig genügend Grundlagenforschung betreiben."
Hamburgs Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach freute sich über die Unterzeichnung des Memorandums: "Der XFEL wird eine entscheidende Rolle bei der Erprobung und Weiterentwicklung der supraleitenden Beschleunigertechnologie spielen. Hamburg rückt damit in den Mittelpunkt des Interesses der Forscher weltweit. Der Bau und Betrieb eines solchen Projekts ist für ein einzelnes Land nicht zu realisieren. Der XFEL stellt somit auch ein richtungweisendes Beispiel für hervorragende Zusammenarbeit auf nationaler wie internationaler Ebene dar."
Nach den Worten von Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Jörn Biel knüpft die Landesregierung hohe Erwartungen an den XFEL für die Entwicklung der schleswig-holsteinischen Wissenschaftslandschaft. "Mit dem Standort Schenefeld wird einerseits eine Stärkung der physikalischen Grundlagenforschung in unserem Land erreicht. Andererseits sind von den theoretischen Erkenntnissen auch ganz praktische Impulse für die Wirtschaft und damit langfristig auch für unsere Arbeitsplätze zu erwarten", sagte Biel. Der Standort Schenefeld und damit die Beteiligung Schleswig-Holsteins am Röntgenlaser seien wichtige Komponenten zur weiteren Entwicklung des Landes. Außerdem, so Biel, sei die Zusammenarbeit mit dem Bund und mit Hamburg beim XFEL ein weiteres herausragendes Beispiel für die gute Kooperation der beiden Länder.
Der Bau des XFEL wurde vom Wissenschaftsrat empfohlen und in Europas Forschungsfahrplan für Großgeräte ("ESFRI-roadmap") aufgenommen. 14 Partnerstaaten (China, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Polen, Russland, Schweden, Schweiz, Spanien, Ungarn und die Slowakische Republik) bauen die Röntgenlaseranlage gemeinsam. An den Kosten für Errichtung und Inbetriebnahme von rund 1 Milliarde Euro trägt Deutschland etwas mehr als die Hälfte; Hamburg und Schleswig-Holstein steuern außer 90 Millionen Euro an Fördermitteln auch die Grundstücke für den XFEL bei. Die drei Minister brachten auf der Festveranstaltung ihre Erwartung zum Ausdruck, dass das völkerrechtliche "Übereinkommen über den Bau und Betrieb einer Europäischen Freie-Elektronen-Röntgenlaseranlage" und die Gründung der XFEL GmbH bald erfolgen. Der Europäische Röntgenlaser soll ab dem Jahr 2014 Röntgen-Laserblitze von bislang unerreichter Brillanz, Intensität und Zeitauflösung liefern. Das ermöglicht neuartige Experimente, bei denen sich extrem kleine Strukturen, ultraschnelle Vorgänge und außergewöhnliche Materiezustände untersuchen lassen.