"Viele Unternehmen haben sich im Vorfeld um Alternativen zur Deutschen Bahn umgesehen", so Dr. Holger Hildebrandt, Hauptgeschäftsführer des BME. Ausweichmöglichkeiten sind aber kaum vorhanden. Der Straßengüterverkehr ist ausgelastet, es gibt weder Fahrer noch Kapazitäten. Auch das Binnenschiff ist nur für wenige Güter eine Option. Insbesondere für flüssige und gasförmige Stoffe ist die Schiene das Transportmittel Nummer eins.
Auch private Dienstleister droht der der Stopp, wenn Gleise und Rangierbahnhöfe lahm gelegte Züge blockiert werden. Die Privaten können ohnehin nur einen Bruchteil des Warentransports übernehmen, sie spielen daher im Streikfall in den Überlegungen der Verlader kaum eine Rolle.
Hildebrandt geht davon aus, dass die Mehrheit der Unternehmen einen Streik von einem Tag bis zu zwei Tagen überbrücken könnte. "Danach wird sich der Versorgungsengpass auf die Produktivität auswirken", so Hildebrandt. Auf Just-In- Time ausgerichtete Industrien, wie Montanindustrie, Chemische Industrie, Lebensmittelindustrie und die Automotivbranche, wären von einem längeren Arbeitskampf besonders betroffen. Auch die Mineralöl- und Kraftwerksversorgung wäre stark beeinträchtigt. Bisher verzichteten die Verlader jedoch darauf, die Lagerbestände aufzustocken. Laut NTC/BME Einkaufsmanager-Index (EMI) haben die Verlader sowohl die Fertigwaren- als auch die Vormateriallager bis Ende Juli weiter abgebaut.
Hildebrandt: "Die Gewerkschaft der Lokomotivführer muss sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Es gilt, die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen möglichst gering zu halten." Hildebrandt appelliert an die Beteiligten, im Interesse der deutschen Wirtschaft zeitnah eine umgehende Einigung herbeizuführen.