- BMW Group hält an langfristigen Zielen fest
- Zahlreiche Maßnahmen für Wachstum und Unabhängigkeit
- Priorität auf Liquidität, Free Cashflow und Working Capital
- Konzernergebnis durch Finanz- und Wirtschaftskrise geprägt
- Keine verlässlichen Ergebnisaussagen für 2009 möglich
Trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hält die BMW Group an ihren langfristigen Zielen im Rahmen der Strategie Number ONE fest. "2009 wird ein Übergangsjahr, für das derzeit keine verlässlichen Ergebnisaussagen möglich sind. Unsere langfristigen Profitabilitätsziele für 2012 bleiben aber bestehen. Wir wollen die Unabhängigkeit der BMW Group bewahren", sagte der Vorstandsvorsitzende der BMW AG, Norbert Reithofer, am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in München.
Für 2009 geht die BMW Group derzeit von einem Absatzrückgang am Automobilmarkt zwischen 10 und 20 Prozent aus. Mit einer wirtschaftlichen Erholungsphase rechnet Reithofer ab 2010: "Dann erhalten wir zusätzlichen Rückenwind aus der erneuerten Produkt-Palette. Dieser Trend wird sich mit Anläufen volumenstarker Modelle zwischen 2010 und 2012 verstärken."
Das Unternehmen hatte für das Jahr 2012 einen Return on Capital Employed von 26 Prozent und eine Umsatzrendite von 8 bis 10 Prozent auf Basis des EBIT im Segment Automobile angekündigt. Um diese Ziele zu erreichen und auch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise bestmöglich abzufedern, hat die BMW Group in den vergangenen Wochen und Monaten schon frühzeitig zahlreiche Maßnahmen eingeleitet. Im Mittelpunkt stehen dabei finanzielle Stabilität und Innovationskraft.
Eine solide finanzielle Basis ist aus Sicht der BMW Group die Grundlage, um unternehmerisch handlungsfähig zu sein. Daher setzt das Unternehmen die Priorität auf Liquidität, Free Cashflow, Working Capital sowie Fixkosten und Investitionen. Die BMW Group hat konsequent an den Kostenstrukturen gearbeitet und die Effizienz weiter verbessert.
Die Innovationskraft der BMW Group findet ihren Ausdruck in innovativen, wegweisenden und attraktiven Produkten, die von den Kunden heute und auch künftig nachgefragt werden. So ist das Unternehmen bei der Senkung von CO2-Emissionen Vorreiter in der gesamten Automobilindustrie. In der EU hat die BMW Group Flotte mit einem Durchschnitt von 156 Gramm CO2 pro Kilometer einen deutlich niedrigeren Wert als die anderen Premiumhersteller. Der Verbrauch ist damit zwischen 1995 und 2008 um 27 Prozent gesunken. Kein anderer Hersteller hat den CO2-Ausstoß stärker reduziert als die BMW Group.
2008 deutliche operative Verbesserungen erreicht
Die BMW Group hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich behauptet. Dem Unternehmen ist es gelungen, sich operativ zu verbessern. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben jedoch auch die Geschäftsentwicklung der BMW Group im vergangenen Jahr erheblich belastet. Allein durch die zusätzliche Risikovorsorge für Restwertrisiken infolge der schwachen Gebrauchtwagenmärkte, Kreditausfälle (1.968 Mio. Euro) sowie außerordentliche Personalaufwendungen (455 Mio. Euro) musste der Konzern insgesamt Sonderbelastungen von 2.423 Mio. Euro verkraften.
Das Ergebnis vor Finanzergebnis (EBIT) der BMW Group ging 2008 infolge dessen auf 921 (Vj. 4.212/-78,1%) Mio. Euro zurück. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 351 (Vj. 3.873/-90,9%) Mio. Euro, während sich der Jahresüberschuss auf 330 (Vj. 3.134/-89,5%) Mio. Euro belief. Der Umsatz des Konzerns sank moderat auf 53.197 (Vj. 56.018/-5,0%) Mio. Euro.
Bereinigte EBIT-Marge liegt im Geschäftsjahr 2008 bei 6,3%
Bereinigt um die oben genannten Sonderfaktoren Risikovorsorge und Personalaufwendungen würde sich das EBIT auf 3.344 Mio. Euro belaufen, was einer EBIT-Marge von 6,3% entspricht. Unbereinigt liegt die EBIT-Marge im Gesamtjahr 2008 bei 1,7%.
Hohe Sonderbelastungen im vierten Quartal
Im vierten Quartal 2008 summierten sich die bereits erwähnten Sondereffekte aus der erhöhten Risikovorsorge mit 931 Mio. Euro sowie den außerordentlichen Personalaufwendungen mit 197 Mio. Euro auf insgesamt 1.128 Mio. Euro. Damit lag das EBIT bei minus 718 (Vj. 1.308) Mio. Euro. Bereinigt um die oben genannten Sondereffekte wäre das EBIT mit 410 Mio. Euro positiv ausgefallen. Der Umsatz ging im vierten Quartal um 18,2% auf 12.772 (Vj. 15.606) Mio. Euro zurück.
Fixkosten gesunken/Höhere Einsparungen bei Materialkosten geplant
Operativ hat die BMW Group im abgelaufenen Geschäftsjahr Fortschritte ge-macht. So sind die Fixkosten des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Deutliche Kostensenkungen konnten auch im Materialeinkauf erzielt werden. "Wir haben uns vorgenommen, die im Rahmen der Strategie Number ONE angestrebten Einsparungen bei den Materialkosten von 4 Mrd. Euro bis 2012 zu übertreffen", kündigte Reithofer an.
Konzernliquidität weiter gestärkt
Trotz der Turbulenzen an den Kapitalmärkten ist es zudem gelungen, die Liquidität des Konzerns weiter zu stärken. So erhöhte sich der Bestand an flüssigen Mitteln und Wertpapieren um 86,3% auf 8.107 (Vj. 4.352) Mio. Euro. Das Nettofinanzvermögen im Segment Automobile stieg auf 9.046 Mio. Euro, verglichen mit 7.354 Mio. Euro im Vorjahr. Damit startet das Unternehmen mit einer sehr soliden Finanzposition in das neue Geschäftsjahr.
"Wir haben uns frühzeitig und schnell auf das deutlich eingetrübte konjunkturelle Umfeld eingestellt und beispielsweise im zweiten Halbjahr umgehend die Produktion an die rückläufige Marktnachfrage angepasst. Damit ist es dem Unternehmen unter anderem gelungen, das Working Capital zu optimieren. Dies zeigt sich auch an dem Rückgang der Lagerbestände", unterstrich Reithofer. Die BMW Group konnte 2008 im Segment Automobile mit minus 81 Mio. Euro einen nahezu ausgeglichenen Free Cashflow darstellen.
Dividende soll an Ergebnisentwicklung angepasst werden
Angesichts des Ergebnisrückgangs schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 14. Mai 2009 vor, die Dividende je Stammaktie auf 0,30 (Vj. 1,06) Euro und je Vorzugsaktie auf 0,32 (Vj. 1,08) Euro zu reduzieren. "Wir wollen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine Dividende zahlen. Dies zeigt auch, dass wir von unserer operativen Stärke überzeugt sind und auch die Interessen unserer Aktionäre berücksichtigen", betonte Reithofer.
EBIT im Segment Automobile geht auf 690 Mio. Euro zurück
Das Ergebnis im Segment Automobile wurde im vergangenen Jahr durch die höhere Risikovorsorge für Restwertrisiken und die Kosten für die Umsetzung der Personalmaßnahmen mit insgesamt 1.363 Mio. Euro erheblich belastet. Das EBIT ging um 80,0% auf 690 Mio. Euro zurück, verglichen mit 3.450 Mio. Euro im Vorjahr. Das Ergebnis vor Steuern verminderte sich auf 318 (Vj. 3.232/-90,2%) Mio. Euro. Der Umsatz im Segment Automobile lag bei 48.782 (Vj. 53.818/-9,4%) Mio. Euro. Bereinigt um die oben genannten Sondereffekte wür-de das EBIT 2.053 Mio. Euro betragen. Dies entspräche einer EBIT-Marge von 4,2 (Vj. 6,4)%. Unbereinigt liegt die EBIT-Marge im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 1,4%.
Bei den Auslieferungen konnte die BMW Group angesichts der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen 2008 erwartungsgemäß nicht an das Rekordergebnis des Vorjahres anknüpfen. Insgesamt lieferte die BMW Group im vergangenen Jahr weltweit 1.435.876 (Vj.: 1.500.678/-4,3%) Automobile der Marken BMW, MINI und Rolls-Royce aus. Damit erzielte das Unternehmen nach 2007 das zweitbeste Absatzergebnis seiner Geschichte.
Obwohl 2008 für die gesamte Automobilindustrie ein Jahr mit großen Herausforderungen war, konnte das Unternehmen bei den Marken MINI und Rolls-Royce neue Absatzhöchstwerte erzielen. Den insgesamt moderaten Absatzrückgang in der Group von 4,3% verdankt das Unternehmen unter anderem auch seiner Efficient Dynamics Technologie zur Verbrauchs- und CO2-Reduktion, mit der mittlerweile alle neuen BMW und MINI Modelle serienmäßig ausgestattet sind. So wurden 2008 allein in Europa rund 830.000 Fahrzeuge mit Efficient Dynamics Maßnahmen an Kunden ausgeliefert.
Die Marke BMW setzte im vergangenen Jahr weltweit 1.202.239 (Vj.: 1.276.793/-5,8%) Fahrzeuge ab und liegt damit deutlich vor den relevanten Wettbewerbern im Premiumsegment. MINI konnte beim Absatz erneut zulegen und damit eine neue Bestmarke erreichen. Mit insgesamt 232.425 Auslieferungen lag das Plus im Vergleich zum Vorjahr bei 4,3%.
Rolls-Royce Motor Cars erzielte 2008 ein Absatzplus von 20,0% auf 1.212 (Vj.: 1.010) verkaufte Automobile. Mit diesem fünften Anstieg in Folge bleibt Rolls-Royce klarer Marktführer im Segment der absoluten Luxusklasse.
Motorradgeschäft verzeichnet EBIT von 60 Mio. Euro
Die Ertragslage im Segment Motorräder war im vergangenen Jahr durch die schwierigen Rahmenbedingungen geprägt. Das EBIT sank auf 60 (Vj. 80/-25,0%) Mio. Euro und das Ergebnis vor Steuern auf 51 (Vj. 71/-28,2%) Mio. Euro. Der Umsatz lag bei 1.230 (Vj. 1.228/+0,2%) Mio. Euro. Trotz der weltweit angespannten Marktsituation konnte BMW Motorrad nahezu an den Rekordabsatz des Vorjahres anknüpfen. Im vergangenen Jahr wurden 101.685 (Vj.: 102.467) BMW Motorräder ausgeliefert (-0,8%).
Ergebnis im Finanzdienstleistungsgeschäft durch Finanzkrise belastet
Die Ergebnisentwicklung im Segment Finanzdienstleistungen wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr unter anderem durch die Risikovorsorge für Restwertrisiken und Kreditausfälle in Höhe von 1.057 Mio. Euro beeinträchtigt. Das Ergebnis vor Steuern belief sich auf minus 292 (Vj. 743) Mio. Euro. Bereinigt um die Sondereffekte würde das Ergebnis 765 Mio. Euro und der Return on equity 19,1 (Vj. 18,1)% betragen. Die Umsatzerlöse in der Sparte Finanzdienstleistungen legten auf 15.725 (Vj. 13.940/+12,8%) Mio. Euro zu.
Das Volumen der Neuverträge im Kundengeschäft stieg um 3,1% auf 29.341 Mio. Euro. Der Anteil der über das Segment finanzierten Neufahrzeuge der Marken BMW und MINI lag mit 48,5% um 3,8 Prozentpunkte über dem Vergleichswert des Vorjahres. Das Wachstum ist insbesondere auf einen gestiegenen Anteil bei der Kreditfinanzierung zurückzuführen, während die Leasingfinanzierung nahezu konstant geblieben ist.
Investitionen unter Vorjahresniveau
Die Investitionen lagen im vergangenen Jahr mit 4.204 (Vj. 4.267/-1,5%) Mio. Euro unter dem Niveau des Vorjahres. Den Schwerpunkt bildeten Produktinvestitionen für den Anlauf neuer Modelle wie BMW 7er, Z4, X1 und MINI Cabrio sowie Strukturinvestitionen. Die Investitionen in Sachanlagen und übrige immaterielle Vermögenswerte stiegen um 1,6% auf 2.980 (Vj. 2.934) Mio. Euro. Hinzu kommen gemäß IFRS aktivierte Entwicklungskosten von 1.224 (Vj. 1.333/-8,2%) Mio. Euro. Die Aktivierungsquote bewegte sich mit 42,7% auf dem Niveau des Vorjahres (42,4%).
Zahl der Mitarbeiter gesunken
Die Zahl der Mitarbeiter ist im abgelaufenen Geschäftsjahr im Zuge der angekündigten Personalmaßnahmen, des Verkaufs von einzelnen Unternehmensteilen, natürlicher Fluktuation sowie des Auslaufens befristeter Verträge gesunken. Weltweit beschäftigte das Unternehmen Ende 2008 insgesamt 100.041 (Vj. 107.539) Mitarbeiter, dies ist ein Rückgang um 7,0%. Die Zahl der einvernehmlich geschlossenen Aufhebungsverträge belief sich per Ende Dezember auf rund 4.000. Hinzu kommt der Wegfall von knapp 1.800 Stellen durch die Übernahme der Cirquent-Gruppe durch das japanische Unternehmen NTT Data. Die Zahl der Ausbildungsplätze lag stichtagsbezogen mit 4.102 weiterhin auf hohem Niveau (Vj. 4.281).
Die BMW Group im Überblick
2008 2007 Veränderung
in %
Fahrzeug-Produktion
Automobile 1.439.918 1.541.503 -6,6
Davon:
BMW Einheiten 1.203.482 1.302.774 -7,6
MINI Einheiten 235.019 237.700 -1,1
Rolls-Royce Einheiten 1.417 1.029 37,7
Motorräder Einheiten 104.220 104.396 -0,2
Fahrzeug-Auslieferungen
Automobile 1.435.876 1.500.678 -4,3
Davon:
BMW Einheiten 1.202.239 1.276.793 -5,8
MINI Einheiten 232.425 222.875 4,3
Rolls-Royce Einheiten 1.212 1.010 20,0
Motorräder Einheiten 101.685 102.467 -0,8
Mitarbeiter am Jahresende1 100.041 107.539 -7,0
Umsatz Mio. Euro 53.197 56.018 -5,0
Investitionen Mio. Euro 4.204 4.267 -1,5
Operativer Cashflow2 Mio. Euro 4.471 6.246 -28,4
EBIT Mio. Euro 921 4.212 -78,1
Davon:
Automobile Mio. Euro 690 3.450 -80,0
Motorräder Mio. Euro 60 80 -25,0
Finanzdienstleistungen Mio. Euro -216 717 -
Ergebnis vor Steuern Mio. Euro 351 3.873 -90,9
Steuern auf das Ergebnis Mio. Euro -21 -739 -
Überschuss Mio. Euro 330 3.134 -89,5
Ergebnis pro Aktie3 Euro 0,49/0,51 4,78/4,80 -
Dividende StA-/Vz-Aktie Euro 0,30/0,32 1,06/1,08 -
1 Werte ohne ruhende Arbeitsverhältnisse, ohne Mitarbeiter in Altersteilzeit und Freizeitphase, ohne Geringverdiener.
2 Segment Automobile
3 Ergebnis je Aktie nach IAS 33 für Stamm-/Vorzugsaktien.