Im ereignisreichen Vormittags-Rennen kam Priaulx, der im zweiten Lauf Fünfter wurde, hinter Sieger Alain Menu (CH) und dessen Chevrolet-Teamkollegen Robert Huff (GB) ins Ziel. Müller wurde Sechster und sammelte ebenso WM-Punkte wie Farfus, der sich nach erfolgreicher Aufholjagd den achten Platz und die Poleposition für Rennen zwei sicherte. Die beiden Fahrer vom BMW Team Italy-Spain, Alessandro Zanardi (IT) und Sergio Hernández (ES), verließen Großbritannien hingegen mit leeren Händen.
Da der WM-Führende Muller lediglich zwei Punkte gewann, rückte Farfus in der Fahrerwertung bis auf sechs Zähler an den SEAT-Pilot heran. Muller bringt es auf 82 Punkte, Farfus rangiert mit 76 Punkten auf Rang drei. Dazwischen liegt Mullers Teamkollege Gabriele Tarquini (IT, 77). Auch in der Herstellerwertung konnte BMW den Rückstand auf SEAT verkürzen und rangiert mit nun 201 Punkten nur noch zehn Zähler hinter den Führenden.
Kurz vor Beginn der Einführungsrunde zum ersten Lauf des Tages ging ein Regenguss auf die 3,703 Kilometer lange Strecke nieder. Allerdings blieb es bei diesem einen Schauer, und das Rennen konnte planmäßig gestartet werden. Der erste Zwischenfall ließ dennoch nicht lange auf sich warten: Muller touchierte Farfus, der daraufhin bis auf den 24. Platz zurückfiel. Während Farfus nach der folgenden Safety-Car-Phase eine erfolgreiche Aufholjagd startete, konnte Priaulx seinen dritten Startplatz verteidigen. Müller profitierte vom Getümmel am Start und rückte vom 13. auf den achten Rang vor.
Am Ende der sechsten Runde fuhr das Safety-Car nach einem weiteren Unfall, der unter anderem auch Hernández ans Ende des Feldes zurückwarf, erneut aus der Boxengasse. Zu diesem Zeitpunkt hatte Priaulx Rang drei an Tarquini verloren, Farfus fuhr bereits wieder auf Rang 20. Nach dem Re-Start ging es für die BMW Piloten wieder nach vorn. Priaulx holte sich in der elften Runde den dritten Platz von Tarquini zurück und setzte im Anschluss Huff unter Druck. Schließlich musste sich der Lokalmatador aber mit Position drei zufrieden geben. Müller verbesserte sich auf den sechsten Platz, Zanardi fuhr ab dem zwölften Umlauf auf Rang zwölf, nachdem ihn der heranstürmende Farfus überholt hatte. Farfus ließ zwei weitere Konkurrenten hinter sich und profitierte in der letzten Runde vom Pech Nicola Larinis (IT), der mit einem technischen Problem zurückfiel. Auf diese Weise rückte der Brasilianer doch noch auf die wertvolle achte Position. Hernández sah als 16. die Zielflagge.
Mit exzellenten Starts legten die beiden BMW Team Germany Fahrer im zweiten Lauf den Grundstein für den Doppelsieg. Farfus verteidigte die Führung, Müller rückte vom dritten auf den zweiten Platz vor. An dieser Reihenfolge änderte sich bis zum Ende nichts mehr. Farfus sah 2,061 Sekunden vor seinem Teamkollegen die Zielflagge und bejubelte den zwölften Sieg in seiner WTCC-Karriere. Dahinter lieferte sich Priaulx - wie schon in Lauf eins - einen spannenden Kampf mit Tarquini. Über die gesamte Renndistanz saß er dem Italiener im Nacken, kam aber nicht vorbei und wurde Fünfter.
Zanardi war bereits Siebter, als ihn eine Kollision weit zurückwarf. Der Italiener wurde zwischen Huff und Tiago Monteiro (PT, SEAT) eingeklemmt, kam danach von der Strecke ab und belegte Rang zwölf im Schlussklassement. Hernández arbeitete sich vom 16. Startplatz weit nach vorn, schrammte als Neunter aber knapp am Gewinn von Punkten vorbei.
Augusto Farfus (BMW Team Germany):
"Das war ein kompliziertes Wochenende. Im ersten Lauf wurde ich getroffen und fiel zurück. Für einen kurzen Augenblick dachte ich: Das war's. Dann habe ich aber weiter gekämpft und kam zum Glück noch auf die achte Position. In Rennen zwei habe ich gemeinsam mit Jörg Müller das Feld angeführt, und wir haben einen weiteren Doppelsieg gefeiert. Der Erfolg gehört zu einem großen Teil meinem Teamkollegen und natürlich der gesamten Mannschaft, die einmal mehr einen tollen Job gemacht hat. Nach der Sommerpause muss ich weiter konstant Punkte sammeln, um den WM-Kampf offen zu halten."
Jörg Müller (BMW Team Germany):
"Jeder versucht, im Kampf um die Weltmeisterschaft in jedem Rennen das bestmögliche Ergebnis zu holen. Das ist Augusto und mir heute für BMW gelungen. Mein Auto war wirklich fantastisch. Nach dem guten Start hatte ich schon ein gutes Gefühl, dass wir die Doppelführung bis ins Ziel halten würden. Das haben wir glücklicherweise geschafft."
Andy Priaulx (BMW Team UK):
"Ich wollte heute unbedingt gewinnen und war in beiden Rennen schneller als die Fahrer, die unmittelbar vor mir unterwegs waren. Die Kämpfe mit Rob Huff und Gabriele Tarquini waren klasse. Ich hatte zwar einen Vorteil, aber keiner meiner Angriffsversuche hat zum Erfolg geführt. Ich habe es oft versucht, aber sie haben sich hart verteidigt. Und hier ist es nun mal nicht so einfach zu überholen. Ich habe den nötigen Speed, um zu gewinnen, aber bis jetzt sollte es in diesem Jahr einfach noch nicht sein. Hoffentlich ändert sich das in den verbleibenden Rennen."
Alessandro Zanardi (BMW Team Italy-Spain):
"Nachdem es im ersten Rennen für mich nicht nach Plan gelaufen ist, konnte ich im zweiten Lauf bis in die Punkteränge vorstoßen. Für drei Autos nebeneinander wurde die Strecke aber in Runde zehn zu schmal. Das Team hätte sich Punkte verdient."
Sergio Hernández (BMW Team Italy-Spain):
"Die Rennen sind heute nicht gerade zu meinen Gunsten verlaufen. Im ersten Lauf bin ich unverschuldet in einen Unfall verwickelt worden, in Rennen zwei blieb mir nur der undankbare neunte Rang. Wir werden die Sommerpause nutzen, damit wir in Oschersleben wieder stärker auftreten können."
Fahrerwertung: 1. Muller (82 Punkte), 2. Tarquini (77), 3. Farfus (76), 4. Rydell (55), 5. Huff (54), 6. Müller (53), 7. Priaulx (48), 8. Monteiro (34), 9. Gené (32), 10. Hernández (29), 12. Zanardi (21).
Herstellerwertung: 1. SEAT (211 Punkte), 2. BMW (201), 3. Chevrolet (147), 4. LADA (59).
Rennkalender: 8. März - Curitiba (BR), 22. März - Puebla (MX), 3. Mai -Marrakesch (MA), 17. Mai -Pau (FR), 31. Mai - Valencia (ES), 21. Juni - Brünn (CZ), 5. Juli - Porto (PT), 19. Juli - Brands Hatch (GB), 6. September - Oschersleben (DE), 20. September - Imola (IT), 1. November - Okayama (JP), 22. November - Macau (MO).