Herr Marquardt, können Sie selbst schon fassen, was sich am vergangenen Wochenende auf dem Lausitzring abgespielt hat?
Jens Marquardt: "Die vergangenen Tage waren in der Tat sehr speziell. Der Saisonauftakt in Hockenheim war schon ein besonderes Erlebnis. Aber was wir in der Lausitz erlebt haben, hat das Ganze noch einmal übertroffen. Zunächst unsere erste Poleposition mit zwei BMW nebeneinander in der ersten Startreihe, dann das fantastische Rennen am Sonntag mit unserem ersten DTM-Sieg nach 20 Jahren."
Welche Bedeutung hat der Sieg für BMW?
Marquardt: "Nach den unendlich intensiven und kräftezehrenden vergangenen Wochen und Monaten haben wir gemeinsam ein weiteres Kapitel in der BMW Motorsport Geschichte geschrieben. Es war nicht nur unser erster Triumph in der neuen DTM-Ära, sondern zugleich der 50. Erfolg für BMW in dieser Serie. Jeder, der am Wochenende am Lausitzring dabei war, hat die besondere Bedeutung dieses Triumphs gespürt. Diese Momente werden für immer einzigartig bleiben. Was wir innerhalb einer Woche erlebt und erreicht haben, passiert oft nicht in einer ganzen Saison. Für BMW Motorsport war es ein historisches Wochenende."
Was war in der Lausitz der Schlüssel zum Sieg?
Marquardt: "Da kommen viele Dinge zusammen. Bruno Spengler hat eine absolut fehlerfreie Leistung gezeigt und dem Druck von Gary Paffett souverän standgehalten. Dasselbe gilt für Augusto Farfus, der ebenfalls Nervenstärke und Speed bewiesen hat. Was für die Fahrer gilt, trifft auch auf unsere Boxencrews zu. Im Vergleich zum Saisonstart in Hockenheim haben unsere Teams operativ - und dort besonders bei den Boxenstopps - deutlich zugelegt. Wichtig waren zweifelsohne auch die guten Startpositionen von Bruno und Augusto. Wir haben auf dem Lausitzring erneut gesehen, wie schnell insbesondere die Konkurrenz von Mercedes im Rennen ist. Da haben wir noch Luft nach oben. Bruno konnte aber seine Poleposition perfekt nutzen und vorne bleiben."
Wie beurteilen Sie die Leistung der Fahrer?
Marquardt: "Jeder hat gesehen, wie toll Bruno und Augusto im Rennen gekämpft haben und wie nervenstark sie zu Werke gegangen sind. Ihr Tempo im Qualifying war ebenfalls sensationell. Bruno hat seine ganze Erfahrung in die Waagschale geworfen und mit unfassbarer Coolness seinen zehnten Sieg in der DTM gefeiert. Für Augusto war es erst das zweite Rennen in dieser Serie. Aber er stand Bruno in nichts nach und hat sich den Platz auf dem Podium ebenfalls wirklich verdient. Und auch bei Martin Tomczyk und Joey Hand haben wir im Rennen einen sehr guten Speed gesehen."
Hätten Sie damit gerechnet, schon so früh erfolgreich zu sein?
Marquardt: "Es war wirklich nicht davon auszugehen, dass wir derart erfolgreich in unsere Comeback-Saison in der DTM starten würden. Die Bilanz nach zwei Rennen fällt mehr als positiv aus. Und die guten Resultate sind der verdiente Lohn für die harte Arbeit jedes einzelnen Teammitglieds in den vergangenen Wochen und Monaten. Aber wir wissen auch, dass es sich dabei nur um eine Momentaufnahme handelt und bleiben mit beiden Füßen auf dem Boden."
Die BMW Fans hätten sicher nichts dagegen, wenn es genauso weiterginge...
Marquardt: "Ich hätte auch nichts dagegen. Allerdings muss man einfach realistisch bleiben: Auf dem Lausitzring haben wir wieder gesehen, wie unglaublich eng es in der DTM zugeht. Im Qualifying geben Tausendstelsekunden den Ausschlag - und eine gute Startposition ist für das Rennen unerlässlich. Nur, wenn alles perfekt zusammenpasst, lassen sich in der DTM 2012 Erfolge feiern. Das war bei uns am vergangenen Wochenende der Fall. Daraus jedoch einen Automatismus abzuleiten, wäre völlig falsch. Für uns zählt nur die Vorbereitung auf das jeweils nächste Rennen. Als Neuling betreten wir in diesem Jahr oft komplettes Neuland, so wie nächste Woche in Brands Hatch. Dort müssen wir uns unsere Erfahrungen konsequent erarbeiten. Es wird sicher noch Rennen geben, in denen wir Lehrgeld bezahlen werden."
Wie lauten nun die Ziele für die kommenden Rennen?
Marquardt: "Es geht für uns darum, den Erfahrungsvorsprung unserer Konkurrenten aufzuholen. Das bleibt das Ziel für die kommenden Rennen. Denn man darf bei aller Freude über unseren Sieg nicht vergessen, dass wir DTM-Neulinge sind und noch eine Menge zu lernen haben. Für uns geht es deshalb nicht so sehr um einzelne Highlights, sondern vor allem um die Konstanz auf hohem Niveau. Denn die braucht man in der DTM. Wir werden konzentriert weiterarbeiten, um in allen Bereichen noch besser zu werden. Der Sieg auf dem Lausitzring belegt: Die eingeschlagene Richtung stimmt."