Dramatischer hätte das Finale der Deutschen Cross Country Meisterschaft (GCC) in Schefflenz nicht verlaufen können. Mit höchster Motivation war Titelverteidiger Simo Kirssi (BMW Motorrad Motorsport) vom Start weg souverän in Führung gegangen. Am Ende musste das Team aber trotz Punktegleichstand dem Hauptkonkurrenten Kornel Nemeth zum Titelgewinn gratulieren. Kirssi hatte nach einem Materialbruch am Lenkkopf das Rennen in Führung liegend aufgeben müssen.
Der GCC Finallauf hatte für das Team von BMW Motorrad Motorsport eigentlich unter den besten Vorzeichen gestanden. Titelverteidiger Simo Kirssi war nach seiner Handverletzung wieder topfit, bestens vorbereitet und bis in die Haarspitzen motiviert. So kam er mit seiner BMW G 450 X auch gleich vom Start weg als Führender auf die anspruchsvolle und bestens präparierte Strecke und gab sofort richtig Gas. Nach den ersten Runden hatte er bereits knapp 20 Sekunden Vorsprung auf das Verfolgerfeld aufbauen können. Das war auch sein Ziel, um danach das Rennen von vorne kontrollieren zu können. Dabei hatte der 29-jährige Finne sogar noch Reserven.
Nach etwa 25 Minuten Renndauer verspürte Kirssi bei einer Sektion mit Baumhindernissen einen Schlag am Vorderrad. Wie sich später herausstellte, war die Befestigung der Gabelbrücke im Lenkkopf gebrochen, ein Schaden, der nur mit einem Materialfehler zu begründen ist und der bislang noch nie auftrat. Kirssi kam sofort an die Box, wo man zunächst versuchte, den Fehler zu finden und zu beheben. Das allerdings war in der Kürze der Zeit nicht möglich.
So konnte das ganze Team nur noch enttäuscht auf die Schützenhilfe der im Rennen verbliebenen Kokurrenten hoffen. Nemeth musste mindestens Zweiter werden, um den Titel zu erringen. Die beiden Franzosen Antoine Letellier und Nicolas Deparrois hätten dabei fast für die Sensation gesorgt. Letellier holte sich nämlich den Sieg vor Nemeth, und Deparrois holte stark auf und bedrängte den Ungarn bis zum Rennende. Es war also für alle Beteiligten bis zur letzten Minute höchst dramatisch.
Der zweite Platz von Nemeth in diesem Rennen, bereinigt durch das Streichresultat des bis dato in der Meisterschaft Führenden Simo Kirssi, bedeutete Punktgleichheit zum Saisonende. Das GCC-Reglement besagt in diesem Fall, dass derjenige die Meisterschaft gewinnt, der beim letzten Rennen das bessere Resultat für sich sichert - und das war wegen des Ausfalls von Kirssi Kornel Nemeth, obwohl Kirssi mit drei zu zwei Siegen in der Siegerbilanz erfolgreicher war.
Für das Team BMW Motorrad Motorsport ist es natürlich ein enttäuschender Abschluss der Deutschen Cross Country Meisterschaft 2009, nach einem sportlichen Kampf mit dem starken Gegner Nemeth so unglücklich die Meisterschaft zu verlieren. Jetzt wird man versuchen, beim Europafinale in Marisfeld in 14 Tagen den Europatitel nach München zu holen. Auch hier ist Simo Kirssi Titelverteidiger.
Simo Kirssi: "Natürlich bin sehr enttäuscht. Ich hatte mich sehr gut auf diesen Showdown vorbereitet und habe mich vor und auch während des Rennens super gefühlt. Vom Start bin ich auch perfekt weggekommen. Es wären optimale Bedingungen gewesen, das Rennen von vorne zu kontrollieren. Ich habe super Spuren gefunden, und auch das Fahrwerk hat bestens funktioniert.
In der Baumstamm-Sektion habe ich dann einen Schlag gespürt. Ich konnte mir diesen nicht erklären. Danach ließ sich das Fahrzeug kaum mehr kontrollieren. Ich bin an die Box gefahren, wo man dann feststellte, dass ich einen Materialbruch am Lenkkopf hatte. Das war wohl nicht mein Tag. Mir tut es vor allem für das Team leid, das die ganze Saison alles getan hat, um den Titel zu verteidigen. Diesen Titel möchte ich im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder zurückholen."
Wolfgang Fischer, Teamchef: "Ich möchte auf jeden Fall Simo zum Vizetitel gratulieren. Er hätte es wirklich verdient gehabt, in Schefflenz zu gewinnen und mit dem Sieg die Meisterschaft souverän heimzufahren. Es scheint Schicksal gewesen zu sein, dass es wegen solch eines ungewöhnlichen Materialfehlers nicht geklappt hat. An Simo hat es jedenfalls nicht gelegen und auch nicht an der Leistung des Teams. Wir müssen jetzt nach vorne blicken und uns auf das Europafinale konzentrieren. Denn auch dort haben wir einen Titel zu verteidigen."
GCC Finale Schefflenz
1. Antoine Letellier (FRA), Aprilia, 18 Runden
2. Kornel Nemeth (HUN), KTM, 18
3. Nicolas Deparrois (FRA), Gas Gas, 18
4. Christian Weiß (GER), TM, 18
5. Erik Müller (GER), Kawasaki, 18
GCC Endstand
1. Kornel Nemeth (HUN), 135 Punkte
2. Simo Kirssi (FIN), BMW Motorrad Motorsport, 135
3. Nicolas Deparrois (FRA), 103
4. Christian Weiß (GER), 91
5. Andreas Boller (GER), 89
6. Antoine Lettelier (FRA), 84
7. Bert Meyer (GER), 76
8. Andreas Schulz (GER), 73
9. Mickael Musquin (FRA), 71
10. Stefan Ludwig (GER), 63