Ein intensives Kostenmanagement und ein umsichtiges Finanzmanagement sind die zwei wesentlichen Pfeiler unseres Halbjahresergebnisses.
Im zweiten Quartal belief sich das Ergebnis vor Finanzergebnis im Konzern auf 169 Mio. Euro. Es steht für unseren konsequenten Kurs bei den Effizienzverbesserungen. Das Halbjahres-EBIT ist - nach dem Verlust im ersten Quartal - mit 114 Mio. Euro positiv. Gravierende Marktrückgänge und ein starker Wettbewerbsdruck haben die Ergebnisentwicklung aber nach wie vor belastet.
Im Juni hat sich der Abwärtstrend beim Absatz deutlich verlangsamt. Im zweiten Halbjahr rechnen wir mit einer etwas positiveren Entwicklung. Hierbei spielen aber primär Basiseffekte eine Rolle.
Positive Signale von den Aktienmärkten und bei einzelnen Konjunkturindikatoren reflektieren erste Anzeichen für eine Aufhellung. Wir können allerdings derzeit nicht absehen, ob tatsächlich eine stabile Erholung bevorsteht. Wir stellen uns für das zweite Halbjahr vielmehr auf ein anhaltend schwieriges und volatiles Umfeld ein.
Insofern bleiben wir vorsichtig und halten an unseren Maßnahmen für mehr Effizienz und weniger Kosten fest. Wir kämpfen weiterhin um jeden Euro.
Dabei haben wir sowohl die Fixkosten als auch die variablen Kosten im Blick. Wie bei der Bekanntgabe der Strategie Number ONE dargestellt, werden diese Effekte mit dem Anlauf neuer Modelle verstärkt greifen. Wie Sie wissen, kommen wir ab Ende 2009 mit einer Reihe von Modelleinführungen auf den Markt. Dazu aber mehr im weiteren Verlauf des Jahres.
Welche Schritte haben wir im zweiten Quartal unternommen?
Wir haben die Automobilproduktion weiterhin vorausschauend an die Nachfrage angepasst. Insgesamt sank die Fertigung im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 26% auf 306.000 Automobile. Das Absatzvolumen lag 32.000 Fahrzeuge darüber.
Wir haben Maßnahmen umgesetzt, um das Fixkosten-Niveau weiter abzusenken - in allen Bereichen des Unternehmens. Dies verschafft uns die notwendigen Handlungsspielräume.
Wir werden 2009 unsere Kapitaleffizienz weiter verbessern. Wie angekündigt reduzieren wir unsere Investitionen um 10% gegenüber Vorjahr.
Auch unsere Entwicklungskosten optimieren wir konsequent: Mit den gehobenen Potenzialen sind wir trotz zahlreicher Modellanläufe in der Lage, Aufwendungen für Zukunftstechnologien zu leisten. Wir stärken damit unsere führende Position bei Efficient Dynamics.
Durch den Abbau von Lagerbeständen sowie das aktive Management von Forderungen und Verbindlichkeiten konnten wir im ersten Halbjahr unser Working Capital im Segment Automobile verringern. Das Nettoumlaufvermögen reduzierte sich um mehr als 1,5 Mrd. Euro. Bedingt durch die Bevorratung der neuen Modelle und Produktionsanläufe rechnen wir im zweiten Halbjahr wieder mit einer Erhöhung unseres Working Capital.
Der operative Cashflow im Segment Automobile lag im zweiten Quartal bei 987 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr ging er damit absatzbedingt um 11,5% gegenüber Vorjahr zurück - auf 2,1 Mrd. Euro. Damit konnte er sich, im Vergleich zum Absatzrückgang von 19,5% in einem schwierigen Umfeld gut behaupten.
Im zweiten Quartal haben wir im Segment Automobile wieder einen positiven Free Cashflow in Höhe von 296 Mio. Euro erzielt. Im ersten Halbjahr war dieser mit 516 Mio. Euro deutlich positiv. Die Kennzahlen zeigen, dass wir unser Finanzmanagement trotz aller Herausforderungen sehr gut im Griff haben. Trotz der genannten Effekte im Working Capital streben wir für das Gesamtjahr unverändert einen positiven Free Cashflow an.
Unsere Liquiditätsbasis hat sich im zweiten Quartal gegenüber dem ersten Quartal nochmals verbessert.
Ende Juni betrug unsere Liquiditätsposition im Konzern 11,9 Mrd. Euro. Wir haben im ersten Halbjahr die Entspannung an den Fremdkapitalmärkten genutzt und Finanzmittel zu attraktiven Konditionen aufgenommen. Hervorheben möchte ich eine ABS-Transaktion in den USA, bei der wir 2 Mrd. US-Dollar zu Gesamtkosten von rund 2,8% für drei Jahre aufnehmen konnten.
Der weltweite Zugang zu den Kapitalmärkten und flexibel wählbare Refinanzierungsinstrumente haben sich für die BMW Group auch im zweiten Quartal bewährt. Wir konnten im aktuellen, schwierigen Umfeld die Refinanzierungskosten optimieren und von den gesunkenen Risikoaufschlägen profitieren.
Dadurch sehen wir uns in der Lage, im zweiten Halbjahr unsere Liquidität leicht abschmelzen zu lassen.
Je nach Marktentwicklung und der Kapitalmarktsituation werden wir im zweiten Halbjahr prüfen, ob wir die Ausfinanzierung unserer Pensionsverpflichtungen in einer weiteren Tranche fortsetzen. Von dieser Auslagerung, die ja einen Bestandteil unserer Strategie Number ONE darstellt, profitieren nicht nur die Mitarbeiter. Sie bringt dem Unternehmen finanzwirtschaftliche Vorteile. Wir werden diesen Schritt vom wirtschaftlichen Umfeld und der Verfassung der Kapitalmärkte abhängig machen.
Damit einige Erläuterungen zu den einzelnen Segmenten.
Im Segment Automobile haben wir im ersten Halbjahr insgesamt 615.000 Einheiten abgesetzt. Der bereits erwähnte Absatzrückgang führte dazu, dass der Umsatz mit 10,8 Mrd. Euro um 21% geringer ausfiel als im Vorjahreszeitraum. Das EBIT des Segments betrug im ersten Halbjahr -282 Mio. Euro. Im zweiten Quartal lag es bei nur -31 Mio. Euro.
Im Segment Motorräder konnten wir auch im zweiten Quartal ein positives Ergebnis vor Finanzergebnis in Höhe von 26 Mio. Euro erzielen. Insgesamt haben wir im ersten Halbjahr ein EBIT von 54 Mio. Euro erwirtschaftet. Aufgrund des Absatzrückgangs liegt es um 41% unter dem Vorjahreswert.
Wir haben auch hier rechtzeitig das Produktionsvolumen an die Nachfrage angepasst. In einzelnen Märkten konnten wir im schrumpfenden Umfeld sogar Marktanteile gewinnen.
Das Segment Financial Services konnte sich im schwierigen Marktumfeld gut behaupten. Das Neugeschäft mit Kundenverträgen fiel absatzbedingt um 19% geringer aus als im Vorjahr. Die Penetrationsrate lag im ersten Halbjahr bei 47%.
Wir haben weiter den Fokus von Leasing auf Kreditfinanzierung verlagert. Der Anteil beider Geschäftsarten ist jetzt nahezu gleich groß.
Insgesamt konnte Financial Services im zweiten Quartal ein Vorsteuerergebnis von 81 Mio. Euro erzielen. Dieses lag 27% über dem Vorjahr.
Wie sieht die Risikosituation im Segment aus? Die Restwerte auf den britischen und amerikanischen Gebrauchtwagenmärkten haben sich im ersten Halbjahr 2009 erholt. Dies ist auf die verstärkte Nachfrage nach Gebrauchtwagen sowie absatzunterstützende Maßnahmen für Rückläufer zurückzuführen.
Basierend auf dem Manheim-Index stieg das Luxus-Gebrauchtwagensegment in den Vereinigten Staaten sogar auf den höchsten Stand seit 2001. In beiden Märkten konnten wir höhere Restwerte als prognostiziert erzielen.
Die Restwertsituation in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern entwickelt sich dagegen negativer. In Deutschland führen unter anderem die Abwrackprämie und zusätzliche Herstellerrabatte zu stärker sinkenden Gebrauchtwagenpreisen. Hier ist die Bodenbildung noch nicht erreicht.
In anderen europäischen Märkten ergibt sich ein ähnlich negatives Bild - bedingt durch vergleichbare staatliche Stützungsmaßnahmen für Teile des Automobilmarkts und die Auswirkungen der Rezession.
Im Bereich der Restwerte gleichen sich die positiven und negativen Ergebniseffekte aus.
Wir rechnen mit einer anhaltend schwierigen und weiterhin nicht einheitlichen Entwicklung der Gebrauchtwagenmärkte.
Ähnlich stellt sich die Situation bei den Kreditrisiken dar. Die Kreditverlustquote ist zwar im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal leicht gesunken. Dies bewerten wir allerdings nicht als Anzeichen einer Erholung. Angesichts steigender Arbeitslosenquoten, Kurzarbeit und einem sinkenden Konsumentenindex sehen wir für das zweite Halbjahr keinerlei Anzeichen von Entspannung bei den Kreditausfällen - weder bei Einzelkunden noch bei Händlern.
Den dafür erforderlichen Risikovorsorgebedarf hatten wir erwartet und entsprechend planmäßig umgesetzt.
Laut aktuellen Konjunkturprognosen können wir von einer Bodenbildung in der zweiten Jahreshälfte 2009 ausgehen. Ein stabiler Aufwärtstrend ist aber nicht erkennbar, und etwaige Rückschläge können wir nicht ausschließen.
Wie eingangs angekündigt erwartet der Vorstand ein herausforderndes, zweites Halbjahr. Wir rechnen mit einem weiterhin sehr harten Wettbewerb. Dieser könnte auch in den kommenden Monaten die Ergebnisentwicklung beeinträchtigen.
Wir halten an unserem konsequenten Finanzmanagement fest und agieren weiterhin flexibel und vorausschauend. Die in der Strategie Number ONE gesetzten Profitabilitätsziele verfolgen wir weiter mit voller Energie. Wir gehen davon aus, auf dieser Basis Ergebnischancen wahrnehmen zu können.
Dabei helfen uns die kommenden neuen Modelle. Diese machen unser Portfolio noch attraktiver und verbessern unsere Marktchancen.
Insgesamt zeigen unsere Zahlen deutlich, dass die relative Stärke der BMW Group im Wettbewerbsumfeld gewachsen ist.