Wie Zanardi vorhergesagt hatte, entwickelte sich das 60 Kilometer lange Straßenrennen in Pontal bei Rio zu einem echten Krimi, und die Entscheidung fiel erst in einem Sprint auf den letzten 200 Metern vor dem Ziel. Die Führungsgruppe blieb über die gesamte Renndistanz zusammen, bis die Athleten nach einer engen Spitzkehre auf die Zielgerade einbogen. Zanardi kam als Zweitplatzierter aus der letzten Kurve. Im finalen Sprint lieferte er sich ein packendes Duell mit seinem Rivalen und engen Freund Ernst van Dyk (ZA). Am Ende kam er nur wenige Hundertstelsekunden hinter dem Südafrikaner ins Ziel und gewann die Silbermedaille. Zanardis erste Geste nach dem Rennen war, van Dyk zu gratulieren: Nur wenige Meter nach dem Ziel legte er seinem Freund die Hand auf die Schulter. Bronze ging an Jetze Plat (NL), der direkt hinter van Dyk und Zanardi die Ziellinie überquerte. Bei allen drei stand eine Rennzeit von einer Stunde, 37 Minuten und 49 Sekunden zu Buche.
„Zuallererst möchte ich Ernst van Dyk zu dieser großartigen Goldmedaille gratulieren. Er hat sein ganzes Können als Sprinter gezeigt, und heute war er wahrscheinlich einfach stärker als ich. Dennoch: Dass ich die Silbermedaille gewonnen habe, ist fantastisch für mich“, sagt Zanardi. „Es war ein schwieriges Rennen. Lassen Sie es mich erklären: Manchmal kann man seine Emotionen nicht kontrollieren, und gestern, als mir bewusst wurde, dass ich Gold gewonnen hatte, war ich zwar sehr stolz, aber psychologisch gesehen bin ich schlichtweg kollabiert. All der Druck, den ich mir selbst gemacht hatte, aber den ich immer versucht habe zu ignorieren, fiel von meinen Schultern ab. Deshalb hatte ich heute Morgen nicht diese spezielle Renn-Stimmung, die einen antreibt, die einen vergessen lässt, dass man weniger Schlaf bekommt, und die einem hilft, die Schmerzen in den Muskeln nicht zu spüren. Am Start habe ich mich leer gefühlt, und es war ein anstrengendes Rennen für mich. Aber es ist mir trotzdem gelungen, einen sehr guten Job zu machen – und darauf bin ich sehr stolz. Unter diesen Umständen eine Silbermedaille nach Hause zu bringen, ist eine großartige und fantastische Leistung. Deshalb bin ich glücklich.“
Der dritte und letzte Wettkampf, den Zanardi in Rio bestreitet, ist die Teamstaffel am morgigen Freitag, 16. September, in der er mit dem italienischen Nationalteam antreten wird. Seine Mission: wieder Gold zu holen.
„Ich spüre, dass ich wieder in dieser Renn-Stimmung bin“, betont Zanardi. „Und nun ist es nicht nur die Motivation, für mich selbst erfolgreich zu sein. Morgen fahre ich für mein Team und für mein Land. Und ich verspreche: Ich werde alles geben, und deshalb denke ich, dass wir eine große Chance haben, das morgige Rennen mit einem strahlenden Lächeln zu beenden.“
Die Teamstaffel wird am Freitagnachmittag brasilianischer Ortszeit ausgetragen.
*Hinweis:
BMW ist kein Sponsor und kein Partner der Paralympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.