Kirssi zeigte nach dem Lauf für ihn ungewöhnliche Emotionen. Für jedermann sichtbar fiel die Anspannung von dem 30-jährigen Finnen ab, der den Europatitel nach einer harten Saison verteidigte und damit das Pech vom Finale zur Deutschen Meisterschaft wett machte.
In Marisfeld betrat die Cross-Country Serie Neuland. Auf die Fahrer aus insgesamt sieben Nationen wartete zum einen nasskaltes Wetter, zum anderen eine sehr anspruchsvolle und perfekt präparierte Strecke mit teilweise kniffligen Auffahrten, die für viele Fahrer wegen des schlammigen Bodens zu echten Prüfungen wurden.
Kirssi, der für diesen Lauf eigens einen Tag von den Sixdays-Vorbereitungen aus Portugal einflog, machte vom Start weg alles richtig und flog mit seiner BMW G 450 X wie auf Schienen über den schlammigen Untergrund. Vom Start weg ging er als Führender auf die Strecke, ließ dann aber mit dem Franzosen Nicolas Deparrois zunächst einen seiner Hauptkonkurrenten vorbei, nur um sich die für ihn vollends unbekannte Strecke einzuprägen. Denn der Finne hatte nach seinem Eintreffen vom Flughafen vor dem Rennen nicht einmal Zeit gehabt, die Strecke zu besichtigen. Deshalb ging er die ersten Runden vorsichtig an.
Dann drehte Simo Kirssi auf und flog an Deparrois vorbei, der ihm nicht folgen konnte. Auch der aufkommende Antoine Letellier hatte während des witterungsbedingt auf 90 Minuten verkürzten Rennens keine Chance gegen ihn. Der BMW-Fahrer diktierte das Renngeschehen und hatte nach eigenem Bekunden noch Reserven.
Am Ende jubelte hinter der karierten Flagge das ganze Team und freute sich über den ersten internationalen Seriensieg dieses Jahres für BMW Motorrad Motorsport. "Simo Kirssi - European Cross Country Champion" stand auf großen Transparenten im Zieleinlauf. BMW-Sportchef Berti Hauser gratulierte seinem Fahrer und dem ganzen Team persönlich.
"Zunächst freue ich mich riesig, dass ich für BMW den Europatitel wieder sichern konnte", so Simo Kirssi nach dem Rennen. "Beim Finale der deutschen GCC hatten wir vor zwei Wochen ja so großes Pech. Dabei war es hier in Marisfeld ganz schön schwer. Es war sehr glatt, und vor allem hatte ich vor dem Rennen gar keine Zeit, mich richtig vorzubereiten - vom Flughafen mit dem Auto direkt zur Strecke, und schon musste ich in die Racing-Klamotten springen. Das Rennen lief dann aber sehr gut. Ich habe mir die Strecke während der ersten Runden zunächst gut angesehen. Dann hab ich eine Viertelstunde lang aufgedreht und danach das Feld kontrolliert. Ich war heute richtig gut in Form und hätte noch zulegen können."
Für das Team stehen nun ab Montag die Sixdays auf dem Programm. Hier treten die BMW-Werksfahrer für ihre jeweiligen Nationalmannschaften an. Vor allem in der finnischen Mannschaft werden die drei Trophy-Fahrer Juha Salminen, Simo Kirssi und Marko Tarkkala einen wichtigen Part im Kampf um den Mannschaftsweltmeister-Titel übernehmen.
Berti Hauser (Leiter BMW Motorrad Motorsport): "Ich freue mich ganz besonders für Simo und gratuliere dem ganzen Team für die gute Arbeit während der gesamten Saison. Der Titel war wichtig für uns, ist eine Belohnung für die großen Anstrengungen des Jahres, und er ist die beste Motivation für die Sixdays sowie die großen Aufgaben im kommenden Jahr. Marisfeld bleibt uns in bester Erinnerung; nicht nur, weil wir hier den Titel geholt haben, sondern weil es eine tolle Cross-Country Location ist."
XCC Europameisterschaftswertung
1. Simo Kirssi (FIN), BMW Motorrad Motorsport, 65,25 Pkt.
2. Antoine Letellier (FRA), Aprilia, 50,10;
3. Nicolas Deparrois (FRA), GasGas, 48,45;
4. Matteo Zecchin (ITA), Husaberg, 45,00;
5. Christian Weiß (GER), TM, 43,65;
6. Massimo Ballati (ITA), Yamaha, 40,50;
7. Markus Auer (AUT), KTM, 38,25;
8. Edi Ederer (AUT), KTM, 35,70;
9. Andreas Schulz (GER), KTM, 34,95;
10. Steffen Albrecht (GER), BMW, 23,25.