Wer dahinter eine leicht verstaubte Fachfrau vermutet, irrt gewaltig. Denn die sympathische, jugendliche Frau begeistert mühelos auch Mathe- und Informatikmuffel von ihrem Fachgebiet.
Von Jana Wieduwilt
Es sind hoch komplizierte Vorgänge, die die Mathematikerin so erklärt, dass auch Laien verstehen, worum es geht. So beschreibt die 41-Jährige die Forschungsarbeiten, denen sie sich vor ihrem England- Aufenthalt widmete. Für die Firma Pattern Expert, eine Softwarefirma bei Leipzig, half die Professorin, Algorithmen, Rechenverfahren, zu entwickeln, mit denen Computern das Lernen beigebracht werden kann.
Sie nennt ein Beispiel aus der Praxis: Gehirnzellen senden in unregelmäßigen Abständen messbare Signale an andere Zellen aus. Um noch mehr über Regeln, Ursache und Verlauf dieser Signale zu erfahren, werden die tierischen Gehirnzellen im Labor auf Neurochips, auf einer Glasplatte mit Elektroden angezüchtet, wachsen und entfalten dabei eine "spontane Aktivität", wie die Experten das Aussenden von Signalen nennen.
Diese Signale werden gemessen und aufgezeichnet. Die Zellen reagieren dabei auf die Zugabe bestimmter Stoffe, beispielsweise aus der Pharmazie, ganz unterschiedlich. Dabei kommt eine unvorstellbare Datenmenge zusammen, deren Auswertung enorm aufwändig ist. Deshalb forschte Professor Dr. Barbara Priwitzer in der Borsdorfer Firma in Zusammenarbeit mit dem Institut für Zelltechnologie in Warnemünde daran, wie man Rechner dazu befähigen kann, Auswertungen automatisch vorzunehmen und mit jeder neuen Anwendung dazu zu lernen. An diese Erfahrung möchte sie anknüpfen und Aufgabenstellungen aus den Life Sciences untersuchen. "Das Profil der Hochschule ist dazu mit den Fachbereichen Biotechnologie und Informatik ideal", begründet Barbara Priwitzer ihre Entscheidung, in die Lausitz zu kommen.
Ähnlich intelligente Systeme verlangt beispielsweise die Auswertung optischer Signale, wie Schrift- oder Bilderkennung. Professor Dr.
Barbara Priwitzer blickt sich suchend in dem nagelneuen Büro, das sie seit wenigen Wochen an der FH Lausitz inne hat, um. "Nehmen wir zum Beispiel einen Tisch", beginnt Barbara Priwitzer. "Jedes Kind weiß, Gegenstände einwandfrei zu benennen und in Kategorien einzuteilen.
Für elektronische Systeme ist es unvorstellbar schwer, sie so zu programmieren, dass sie in ein Bild von einem Tisch klar definieren und erkennen können." Auch deshalb glaubt die Realistin überhaupt nicht an Horrorvorstellungen oder Science Fiction-Geschichten von lernenden Systemen, die irgendwann die Menschheit beherrschen könnten. "Ich bin immer wieder erstaunt, wie schwer es ist, Computern etwas beizubringen", schmunzelt die Professorin.
Einfacher wird es sein, die Studenten Mathematik und Statistik zu lehren. Dabei helfen Erfahrungen der Universität Bath in Großbritannien, an der Barbara Priwitzer bis vor kurzem Vorlesungen hielt, bevor sie den Ruf an die deutsche Fachhochschule Lausitz erhielt. Die Lehre ist der dreifachen Mutter sehr wichtig. "Ich denke, der Trend geht ganz klar dahin, die Ausbildung durch neue Lehrmethoden zu bereichern. Ein wichtiger Fakt ist das Qualitätsmanagement in der Lehre, hier können wir Einiges aus Großbritannien lernen." Noch eines ist ihr wichtig: "Es ist heute entscheidend, dass wir nicht nur exzellente Fachleute ausbilden, sondern, dass sie auch ihr Wissen in geeigneter Form präsentieren und verteidigen können." Sie selbst gibt dazu das beste Beispiel, Kompliziertes verständlich auszudrücken. Glückwunsch für ihre Studenten.