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Brigitte Molter

Vom Marx-Kopf zum Quadrat-Nischel

Architektursommer mit Verhüllungen à la Christo in Chemnitz

(lifePR) (Chemnitz, )
Quadratisch, praktisch, gut - so präsentiert sich Karl Marx vom 7. Juni bis 31. August in Chemnitz. Dann nämlich hat das "Temporary Museum of Modern Marx" geöffnet, ein Projekt von Studierenden der Kunstuniversität Linz und der Hochschule für Angewandte Kunst Schneeberg sowie der Neuen Sächsischen Galerie Chemnitz. Ort des Geschehens ist das Karl-Marx-Monument im Stadtzentrum, im Volksmund "Nischel" genannt. Die rund sieben Meter hohe Bronzebüste des zeitweiligen Namensgebers der Stadt - zwischen 1953 und 1990 war Chemnitz in Karl-Marx-Stadt umbenannt - wird mit einem riesigen weißen Kubus verhüllt. Die Aktion soll zum Nachdenken über Marx und seine Bedeutung anregen, gerade, indem man ihn verschwinden lässt. Die Auseinandersetzung mit dem Denken des deutschen Philosophen wird durch akustische und gedruckte Passagen aus seinem Werk gefördert. Das Gerüst im Inneren des Würfels ist begehbar, so kann man dem Vordenker des Kommunismus nicht nur auf Augenhöhe begegnen, sondern quasi "aufs Dach steigen" und von einer Plattform auf das Stadtzentrum blicken.

Hier fällt der Blick auf ein weiteres Chemnitzer Wahrzeichen, welches vorübergehend ein neues Gewand erhält: Der Rote Turm, Chemnitz' ältestes erhaltenes Bauwerk aus dem 12. Jahrhundert, wird ab 3. Juli von der Künstlerin Andrea Taha in Anlehnung an ein Beduinenzelt mit buntem Tuch verhüllt. Daneben wird zusätzlich eine Sanddüne aufgeschüttet und ein originales Beduinenzelt errichtet. So soll verstärktes Augenmerk auf den leer stehenden Turm gelenkt werden.

Die Verhüllungsaktionen im Stile des Aktionskünstlers Christo stehen unter dem Dach des ersten Architektursommers Sachsen. Dieser findet vom 28. Juni bis 14. September unter dem Motto "Stadt der Moderne" in Chemnitz statt. Elf Wochen lang - vom bundesweiten Tag der Architektur bis zum Tag des offenen Denkmals - steht die Kunst des Planens und Bauens im Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen und Aktionen.

Am "Tag der Moderne" am 12. und 13. Juli werden Führungen und Ausstellungen zur Klassischen Moderne sowie spezielle Themen-Stadtrundgänge zu Architektur und Moderne angeboten. Chemnitz verkörpert mit zahlreichen architektonischen und kulturellen Schätzen aus der Zeit der Klassischen Moderne das programmatische Motto des diesjährigen Architektursommers in einzigartiger Weise. Herausragende Beispiele für das so genannte Neue Bauen sind die von dem belgischen Architekten Henry van den Velde als Gesamtkunstwerk gestaltete Villa des Textilunternehmers Herbert Esche sowie das vom damaligen Stadtbaurat Fred Otto im Bauhausstil errichtete Stadtbad. Ebenfalls von Fred Otto stammt das ehemalige Sparkassengebäude, in dem seit 2007 das Museum Gunzenhauser mit seiner hochkarätigen Sammlung von Kunst der Klassischen Moderne und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts untergebracht ist.

Beim Architektursommer gibt es aber noch vieles mehr zu sehen und zu erleben: "Architektur gegen Langeweile", "Baustellen betreten erbeten", "Kältekonferenz", "Architektur erleben" - diese und weitere Aktionen sollen einem breiten Publikum zeigen, dass gute Architektur Ausdruck von Lebensweise ist und zugleich wirtschaftliche Impulse setzen kann.

Das aktuelle Programm ist unter www.architektursommer-sachsen.de abrufbar.
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