Dazu erklärte die Vorsitzende der Grünen NRW Daniela Schneckenburger auf der Ausbildungskonferenz der Partei heute in Dortmund: "Angesichts der dramatischen Lage auf dem Ausbildungsmarkt muss die Landesregierung alle Möglichkeiten ausschöpfen und zügig einen derartigen Erlass auf den Weg bringen. Wir müssen es schaffen, dass wieder mehr Betriebe Lehrstellen anbieten. Dazu bedarf es einerseits direkter Anreize, andererseits aber auch struktureller Veränderungen. Und eins ist heute auch klar geworden: Die Ausbildungsproblematik hat unterschiedliche Aspekte. Es geht deshalb nur über verschiedene Instrumente."
Dabei beurteilte die Konferenz das Modell der branchenangelehnten Ausbildungsfonds, der von den Sozialpartnern verwaltet wird, als wesentliches Element, wenngleich es auch einige skeptische Stimmen vor allem aus der Wirtschaft gab. Werner Marquis, Bundesagentur für Arbeit, Regionalagentur NRW, sagte, ein Ausbildungsfonds sei eine gute Möglichkeit, wenn er nicht per Gesetz, sondern von den Tarifpartnern eingeführt würde. In einen solchen Fonds sollten nach Vorstellungen der Grünen NRW alle Unternehmen einen Beitrag einzahlen. Mit dem Geld könnten dann ausbildende Betriebe u. a. einen Ausgleichsbetrag für Berufsschultage ausgezahlt bekommen.
Vor allem aber könnten zusätzliche Lehrstellen geschaffen werden. Aus diesem Fonds sollte zudem die Weiterbildung finanziert werden. "Wir müssen allen Jugendlichen in diesem Land eine Perspektive bieten und gleichzeitig gemeinsam mit der Wirtschaft dafür Sorge tragen, dass es genügend Fachkräfte in den einzelnen Bereichen gibt", so Schneckenburger. "100.000 Jugendliche unter 30 Jahre, die mittlerweile allein in NRW ohne Berufsausbildung einen Job suchen, sind ein völlig inakzeptabler Zustand. Vor diesem Hintergrund müssen wir auch überlegen, wie wir das durchaus bewährte System der dualen Ausbildung zukunftsfest machen."
Als ein Hauptproblem stellten die Teilnehmer der Konferenz die hohe Zahl an Ausbildungsabbrechern heraus, die in einzelnen Betrieben bis zu 25% beträgt. "Dieses Problem zeigt, dass sich die Anforderungen und Erwartungen von Unternehmen und jungen Menschen so geändert haben, dass sie nicht mehr zusammen passen. Dem müssen wir von zwei Seiten begegnen", sagte Schneckenburger. "Zum einen müssen ausbildenden Betrieben Hilfen bei der Ausbildung angeboten werden, zum anderen muss aber auch die Berufsorientierung in den Berufen ausgebaut werden."
Die TeilnehmerInnen der Konferenz plädierten zudem einhellig für eine modularisierte Ausbildung, d. h. das Einteilen der Ausbildung in Ausbildungsabschnitte, die jeweils mit einer Prüfung oder einem Zertifikat abgeschlossen und den individuellen Bedürfnissen der Auszubildenden angepasst werden. Das bedeutet z. B. auch, dass die Ausbildungszeit bei Jugendlichen, die mit Problemen aus der Schule heraus kommen, durchaus verlängert werden könnte. "Auch mit solchen Veränderungen in der Ausbildung lässt sich die Zahl der AbbrecherInnen reduzieren", ist Schneckenburger sicher.
Die Grünen NRW werden sich auf ihren nächsten kleinen Landesparteitag im Herbst mit den Ergebnissen der Konferenz befassen.