Nicht genug damit, dass die Verwendung von Saccharose zur Anreicherung, wie sie in nördlichen Anbauländern Brauch ist, verboten werden soll. Jetzt sollen auch alle EU-Mitgliedsstaaten Rebflächen roden. „Diese Vorschläge werden unter dem fadenscheinigen Vorwand gemacht, die Qualität der Weine zu verbessern. In Wirklichkeit wollen die Verantwortlichen auf EU-Ebene die Fehler, die sie in Südeuropa gemacht haben, auf Kosten der deutschen WinzerInnen beseitigen.“
Die JungwinzerInnen im Bund der Deutschen Landjugend fordern Bundesminister Seehofer daher nachdrücklich auf, in der weiteren Diskussion um die Weinmarktreform standhaft zu bleiben. Die deutschen WinzerInnen haben erkannt, dass Qualität der einzig für sie gangbare Weg ist. Aus eigener Kraft haben sie es geschafft, sich wieder auf dem Markt zu behaupten. „Dafür sollen sie jetzt mit der Abschaffung traditioneller Verfahren und dem Wegfall der Rebflächenabgrenzung bestraft werden. Das hat mit Gerechtigkeit nichts zu tun“, wettert der BDL-Vorsitzende.
Die EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer-Boel könne nicht einerseits traditionelle Verfahren der Weinbereitung wie die Saccharoseanreicherung verbieten wollen, andererseits aber zweifelhafte önologische Verfahren zulassen. „Wein besteht nicht nur aus Wasser und Zucker, vielmehr machen die Aromen den Wein aus. Die Zugabe von Holzchips oder Säure ist für die Kommissarin selbstverständlich, die von Saccharose nicht“, heißt es bei den JungwinzerInnen im BDL. Aus diesem Grund ist das einseitige Verbot im Bezug auf den Inhaltsstoff Zucker nicht zu verstehen. Sie fordern daher die Beibehaltung des alten Verfahrens, nach dem Saccharose vor der Gärung zugesetzt werden darf.
Positiv wertete der BDL-Vorsitzende im vorliegenden EU-Papier die Ansätze zur stärkeren Förderung des Absatzes auf Drittlandsmärkten und die Abschaffung überkommener Marktmaßnahmen wie die Destillation.
Doch auch der Vorschlag, dass einfachen Tafelweinen das Recht zuerkannt werden soll, sowohl Jahrgang als auch Rebsorte auf dem Etikett zu führen, trifft im BDL auf Ablehnung. „Bei einfachen Tafelweinen sind doppelt so hohe Erträge erlaubt. Wenn sich das durchsetzt, kommt eine Weinschwemme, wie wir sie noch nicht erlebt haben, und unsere Qualitätsweine werden den Bach runtergehen“, stellt Gunther Hiestand klar.
„Wir sind bereit, uns den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Dazu brauchen wir eine EU-Weinmarktordung, die auf die individuellen Bedürfnisse der Winzerinnen und Winzer in den Regionen zielgerichteter eingeht“, so Gunther Hiestand. Die EU darf nicht auf dem Rücken der deutschen und nordeuropäischen JungwinzerInnen und NettozahlerInnen der EU versuchen, ihre Probleme in Südeuropa zu lösen!