Normalerweise finden im Orchestersaal der BDB-Musikakademie über 90 Musiker Platz. Unter Corona-Bedingungen sind es gerade einmal knapp über 40. Am dritten Oktoberwochenende hat sich dort das Symphonischen Blasorchester der Orchestergemeinschaft Seepark zum Probewochenende unter Einhaltung der Abstandsregeln eingerichtet, das heißt mit zwei Metern Abstand zu den Registerkollegen, zu Vorder- und Hintermann /-frau. Die Blasorchester und Musikvereine im Bund Deutscher Blasmusikverbände kennen das Problem. Weil sie die Abstandsregeln im Probellokal nicht einhalten konnten, mussten im Juni viele Musikvereine in größere Hallen oder ins Freie umziehen. Im Sommer – kein Problem. Doch mit dem Einzug von Herbst und Winter fällt diese Option nun weg. Ein noch größeres Dilemma sind Konzerte. Denn in der Regel sind die Bühnen für die Umsetzung der Abstandsregeln schlicht und einfach nicht groß genug. „Als BDB und BDB-Musikakademie ist es unsere Verantwortung und Pflicht zu schauen, in welcher Form wir Zukunft und orchestrales Spiel wieder ermöglichen können“, betont Christoph Karle. Dass dafür allerdings wissenschaftliche Grundlagen entscheidend sind, ist für den Akademieleiter selbstverständlich. Wie können Musikvereine und Blasorchester mit möglichst geringem Infektionsrisiko musizieren? Neben dem Abstand ist hierfür die Luftqualität im Raum entscheidend. Zur Beurteilung der Luftqualität ist der CO2-Wert ein wichtiger Indikator. Das Freiburger Institut für Musikermedizin nutzte das Probewochenendes des Blasorchesters der Orchestergemeinschaft Seepark in der BDB Musik-akademie Staufen für erste CO2-Messungen in den dortigen Räumen. Anhand des CO2 Gehaltes lassen sich Hinweise auf die Konzentration möglicherweise infektiöser Aerosole gewinnen. Mit diesem Ziel wurde die Raumluft während des Probewochenendes der Orchestergemeinschaft Seepark gemessen. Die Proberäume wurden mit CO2 Messgeräten ausgestattet und unter verschiedenen Versuchsanordnungen Messungen durchgeführt. In unterschiedlich großen Räumen mit unterschiedlich vielen Musikern und in unterschiedlichen Besetzungen wurden die relevanten Luftparameter gemessen. Dr. Manfred Nusseck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freiburger Institut für Musikermedizin, hat sich in den vergangenen Wochen intensiv mit der Messung musikalischer Tätigkeiten in verschiedenen Räumen beschäftigt. Die Messungen wurden von den Musikern aktiv miterlebt. So unterbrach ein Musiker der Orchestergemeinschaft die Registerprobe des tiefen Blechs, um Bescheid zu geben, dass der CO2-Grenzwert schon innerhalb der erste zehn Minuten überschritten wurde: ohne Lüftung, bei geschlossenen Türen und Fenstern. Die für den nächsten Tag anberaumte Versuchsanordnung „Tutti-Probe bei ausgeschalteter Lüftung im Orchestersaal“ wurde daraufhin kurzerhand abgesetzt. „Das kann ich nicht verantworten“, sagte Nusseck. Schließlich geht das Freiburger Institut für Musikermedizin von einem Zusammenhang zwischen Luftqualität und Infektionsrisiko aus: „Wenn der CO2-Gehalt in einem Raum steigt, dann kann man davon ausgehen, dass sich auch die Aerosole in der Raumluft ansammeln“, so Nusseck. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Je länger die Luft in einem Raum steht, desto häufiger wird sie noch einmal eingeatmet und desto höher steigt das Risiko, Aerosole einzuatmen. Zwar steht die endgültige Auswertung der Daten noch aus, eine erste Erkenntnis aber gibt es bereits: Lüften ist eine der wirksamsten Methoden, um das Infektionsrisiko zu senken. Dies gilt umso mehr, als in den meisten Vereinsproberäumen Lüftungsanlagen nicht zur Standardausstattung gehören. Messgeräte aber dafür vielleicht schon bald. Denn – so Akademieleiter Christoph Karle: „CO2 Messgeräte können uns den Alltag eventuell wieder ein Stück näherbringen“. Und auch die Wissenschaftler vom Freiburger Institut für Musikermedizin gehen davon aus, dass es für den anstehenden Herbst und Winter durch CO2 Ampeln neue Anhaltspunkte im Umgang mit der Corona-Pandemie geben wird.
Lüften ist eine der wirksamsten Methoden, um das Corona Infektionsrisiko zu senken
Freiburger Institut für Musikermedizin erforscht Luftqualität beim Musizieren
Normalerweise finden im Orchestersaal der BDB-Musikakademie über 90 Musiker Platz. Unter Corona-Bedingungen sind es gerade einmal knapp über 40. Am dritten Oktoberwochenende hat sich dort das Symphonischen Blasorchester der Orchestergemeinschaft Seepark zum Probewochenende unter Einhaltung der Abstandsregeln eingerichtet, das heißt mit zwei Metern Abstand zu den Registerkollegen, zu Vorder- und Hintermann /-frau. Die Blasorchester und Musikvereine im Bund Deutscher Blasmusikverbände kennen das Problem. Weil sie die Abstandsregeln im Probellokal nicht einhalten konnten, mussten im Juni viele Musikvereine in größere Hallen oder ins Freie umziehen. Im Sommer – kein Problem. Doch mit dem Einzug von Herbst und Winter fällt diese Option nun weg. Ein noch größeres Dilemma sind Konzerte. Denn in der Regel sind die Bühnen für die Umsetzung der Abstandsregeln schlicht und einfach nicht groß genug. „Als BDB und BDB-Musikakademie ist es unsere Verantwortung und Pflicht zu schauen, in welcher Form wir Zukunft und orchestrales Spiel wieder ermöglichen können“, betont Christoph Karle. Dass dafür allerdings wissenschaftliche Grundlagen entscheidend sind, ist für den Akademieleiter selbstverständlich. Wie können Musikvereine und Blasorchester mit möglichst geringem Infektionsrisiko musizieren? Neben dem Abstand ist hierfür die Luftqualität im Raum entscheidend. Zur Beurteilung der Luftqualität ist der CO2-Wert ein wichtiger Indikator. Das Freiburger Institut für Musikermedizin nutzte das Probewochenendes des Blasorchesters der Orchestergemeinschaft Seepark in der BDB Musik-akademie Staufen für erste CO2-Messungen in den dortigen Räumen. Anhand des CO2 Gehaltes lassen sich Hinweise auf die Konzentration möglicherweise infektiöser Aerosole gewinnen. Mit diesem Ziel wurde die Raumluft während des Probewochenendes der Orchestergemeinschaft Seepark gemessen. Die Proberäume wurden mit CO2 Messgeräten ausgestattet und unter verschiedenen Versuchsanordnungen Messungen durchgeführt. In unterschiedlich großen Räumen mit unterschiedlich vielen Musikern und in unterschiedlichen Besetzungen wurden die relevanten Luftparameter gemessen. Dr. Manfred Nusseck, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Freiburger Institut für Musikermedizin, hat sich in den vergangenen Wochen intensiv mit der Messung musikalischer Tätigkeiten in verschiedenen Räumen beschäftigt. Die Messungen wurden von den Musikern aktiv miterlebt. So unterbrach ein Musiker der Orchestergemeinschaft die Registerprobe des tiefen Blechs, um Bescheid zu geben, dass der CO2-Grenzwert schon innerhalb der erste zehn Minuten überschritten wurde: ohne Lüftung, bei geschlossenen Türen und Fenstern. Die für den nächsten Tag anberaumte Versuchsanordnung „Tutti-Probe bei ausgeschalteter Lüftung im Orchestersaal“ wurde daraufhin kurzerhand abgesetzt. „Das kann ich nicht verantworten“, sagte Nusseck. Schließlich geht das Freiburger Institut für Musikermedizin von einem Zusammenhang zwischen Luftqualität und Infektionsrisiko aus: „Wenn der CO2-Gehalt in einem Raum steigt, dann kann man davon ausgehen, dass sich auch die Aerosole in der Raumluft ansammeln“, so Nusseck. Auf den Punkt gebracht bedeutet dies: Je länger die Luft in einem Raum steht, desto häufiger wird sie noch einmal eingeatmet und desto höher steigt das Risiko, Aerosole einzuatmen. Zwar steht die endgültige Auswertung der Daten noch aus, eine erste Erkenntnis aber gibt es bereits: Lüften ist eine der wirksamsten Methoden, um das Infektionsrisiko zu senken. Dies gilt umso mehr, als in den meisten Vereinsproberäumen Lüftungsanlagen nicht zur Standardausstattung gehören. Messgeräte aber dafür vielleicht schon bald. Denn – so Akademieleiter Christoph Karle: „CO2 Messgeräte können uns den Alltag eventuell wieder ein Stück näherbringen“. Und auch die Wissenschaftler vom Freiburger Institut für Musikermedizin gehen davon aus, dass es für den anstehenden Herbst und Winter durch CO2 Ampeln neue Anhaltspunkte im Umgang mit der Corona-Pandemie geben wird.