Die stärkere Verbreitung der freiwilligen Nährwertinformation auf der Lebensmittelverpackung ist das gemeinsame Ziel von Lebensmittelwirtschaft und Politik, dies machte das Pressegespräch deutlich. "Wir befürworten und unterstützen grundsätzlich die Anstrengungen und Initiativen zur Verbesserung der Verbraucherinformation", betonten Spettmann und Josef Sanktjohanser, Präsident des HDE. Weiterhin begrüßten beide Verbände die klare Absage Seehofers an ein die Lebensmittel falsch bewertendes Ampelsystem, das mit dem Prinzip der objektiven Nährwertinformation unvereinbar ist.
In den letzten Jahren sei von Seiten der Lebensmittelwirtschaft viel in Sachen Nährwertinformation unternommen worden, berichtete der BLL-Präsident. Das Informationsangebot für Verbraucher werde laufend verbessert. Aktivitäten und Initiativen von Unternehmen der Industrie und des Handels unterstützten dies: "Deutlich mehr als die Hälfte der verpackten Lebensmittel tragen bereits heute eine Nährwertkennzeichnung, über 70 Prozent geben weitere Kontaktmöglichkeiten wie Hotline oder Internet-Adresse für weiterführende Produktinformationen an", zitiert Spettmann erste tagesaktuelle Ergebnisse aus einer vom BLL in Auftrag gegebenen GfK-Marktforschungsstudie. Durch diese Maßnahmen biete die Lebensmittelwirtschaft dem Verbraucher eine gute Orientierung für Einkauf, Auswahl und Verzehr.
Der BLL hat zu Beginn dieses Jahres seinen Mitgliedern und damit der gesamten Lebensmittelwirtschaft empfohlen, die zentralen Informationen – Brennwert, Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate – auf den Verpackungen anzugeben. Diese vier Werte liegen auch der Nährwertkennzeichnungsverordnung zugrunde. Diese Empfehlung wird jetzt erweitert: Die Angabe des Energiegehaltes, bezogen auf die jeweilige Portion und eine durchschnittliche Tageszufuhrmenge von 2000 Kilokalorien soll zusätzlich auf der Schauseite oder anderweitig hervorgehoben werden. "Diese Information zum Energiegehalt ist ganz entscheidend, gerade auch vor dem Hintergrund der Übergewichtsproblematik; auf diese Aussage gilt es sich zu konzentrieren", so der Präsident des BLL. Industrie und Handel haben aufbauend auf der Basisempfehlung weitergehende spezifische Systeme in verschiedenen Abstufungen entwickelt.
Dieses Engagement erfolgte auf freiwilliger Grundlage; das gelte es auch beizubehalten, fordert der BLL-Präsident. Entscheidend seien Freiwilligkeit und Flexibilität in der Anwendung. Nicht auf allen Produkten machten solche Angaben Sinn, nicht jede Verpackung könne sie tragen, nicht jeder Hersteller sie ermöglichen. Ein Etikett hat seine Grenzen. Deshalb hat sich die Lebensmittelwirtschaft für ein Stufenmodell entschieden, das branchen-, unternehmens- und produktspezifische Gegebenheiten berücksichtigt. Je flexibler die Möglichkeiten der Nährwertkennzeichnung, desto breiter ihre Akzeptanz und Anwendung.
Bei allen guten Ansätzen einer verstärkten Nährwertinformation ist jedoch eines klar: Ein Mehr an Kennzeichnung wird das Problem Übergewicht nicht lösen, das bekanntlich von vielen weiteren Faktoren wie Bewegung, genetischer Veranlagung, sozialer Schicht etc. beeinflusst wird. Entscheidend ist die Aufklärungsarbeit und Motivation für eine bewusste Ernährung und viel Bewegung als Ausgleich für die viele vom Sitzen geprägte Zeit. Einen gesunden Lebensstil zu führen – diese Aufgabe verbleibt beim Verbraucher.